Nach Protesten gegen Regierung:Madagaskar: Präsident "an sicheren Ort" geflüchtet
Madagaskars Staatschef Rajoelina hat sein Land nach wochenlangen Protesten verlassen. Nach Spekulationen über seine Flucht ins Ausland meldet er sich über das Internet zu Wort.
Andry Rajoelina hält eine Rede, die auf Facebook veröffentlicht wurde.
Quelle: AFPNach wochenlangen Protesten auf dem Inselstaat Madagaskar hat Staatschef Andry Rajoelina das Land verlassen. Er bestätigte, dass er das Land verlassen hat.
In einer am Montagabend (Ortszeit) auf Facebook veröffentlichten Rede sagte er:
Ich war gezwungen, einen sicheren Ort zu finden, um mein Leben zu schützen.
Andry Rajoelina, Präsident Madagaskar
Von Militärmaschine ausgeflogen
Bereits am Sonntag wurde Rajoelina von einer französischen Militärmaschine ausgeflogen, wie der französische Radiosender RFI berichtete. Demnach gab es eine entsprechende Vereinbarung mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
Rajoelina hatte 2014 die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Wo er sich befindet, ist nicht bekannt.
Nach Protesten mit mindestens 22 Toten hat Madagaskars Präsident die Regierung entlassen. Auslöser waren unter anderem Wasserknappheit, Korruption und wirtschaftliche Krisen.
30.09.2025 | 0:22 minMacron: Größte Besorgnis über Lage in Madagaskar
Macron lehnte es am Montag ab, sich zu den Berichten über Rajoelinas angebliche Flucht zu äußern, zeigte zugleich jedoch "große Besorgnis" über die Lage in Madagaskar.
Die Rede war mehrfach verschoben worden, nachdem laut Angaben der Präsidentschaft die Staatsmedien von bewaffneten Kräften eingenommen wurden. Zudem kam es zu technischen Problemen bei der Übertragung der Rede. Zu einem möglichen Rücktritt äußerte Rajoelina sich nicht.
Stattdessen appellierte er an die Bevölkerung seines Landes, die bestehende Ordnung zu achten. "Wenn wir das nicht tun, wird sich die Armut weiter verschlimmern", sagte der madagassische Präsident. Später erklärte er sich "offen für einen Dialog, um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden".
Proteste seit Ende September
In dem Inselstaat im Indischen Ozean demonstrieren seit Ende September Zehntausende junge Menschen. Sie fordern Rajoelinas Rücktritt.
Auslöser der Aufstände waren Strom- und Wasserausfälle, Missstände im Bildungssystem sowie hohe Arbeitslosigkeit und weit verbreitete Armut. Nach friedlichen Protesten kam es auch zu Gewalt. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bei den Demonstrationen mindestens 22 Menschen getötet worden. Die Regierung wies diese Zahl zurück.
Putschversuch gegen Rajoelina angeprangert
Das Präsidentenbüro hatte am Sonntag einen Putschversuch gegen Rajoelina angeprangert. Seine Vertreter hatten noch am Sonntagabend Gerüchte über seine Ausreise dementiert und behauptet, dass Rajoelina sich im Bunker des Präsidentenpalasts aufhalte.
Kurz zuvor hatte eine aufständische Einheit der Armee erklärt, sie habe die Kontrolle über die Land-, Luft- und Seestreitkräfte des Inselstaats vor der südöstlichen Küste Afrikas übernommen. Zahlreiche Soldaten schlossen sich den Protesten an. Allerdings gibt es in Madagaskar auch eine Gendarmerie, die separat von Polizei und Militär handelt.
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