Militärparade in Peking:Xi, Putin und Kim: Wie stabil ist das Bündnis?
Bei der Militärparade in Peking inszenierten Xi, Putin und Kim ihre Nähe. Doch China-Experte Christian Wirth sieht in dem Dreierbündnis vor allem Symbolpolitik.
Zwischen Russland, China und Nordkorea herrsche keine große Einigkeit, so China-Experte Christian Wirth. Trotz Verständigungsversuchen gebe es weiter große Spannungen.
03.09.2025 | 26:25 minMit einer großen Militärparade in Peking hat China seine Stärke zur Schau gestellt - und zugleich demonstrativ Nähe zu Russland und Nordkorea gezeigt. Staatschef Xi Jinping schritt mit Wladimir Putin und Kim Jong Un an seiner Seite über den Tiananmen-Platz. Die Bilder sollten Geschlossenheit vermitteln, doch wie belastbar ist diese Allianz?
Für Christian Wirth von der Stiftung Wissenschaft und Politik ist klar: Der gemeinsame Auftritt hat vor allem symbolischen Charakter. "Was wir gesehen haben, ist in erster Linie eine Machtdemonstration. Es ist ein Zweckbündnis, aber kein stabiles Militärbündnis", sagte er im Gespräch mit ZDFheute live.
China, Russland und Nordkorea verbinde derzeit ein gemeinsames Interesse - die Abgrenzung vom Westen. Dahinter liege aber ein kompliziertes Verhältnis, erklärte Wirth. China profitiere etwa von billigem Öl aus Russland, während Moskau auf chinesische Technologie zurückgreife. Nordkorea wiederum unterstütze Russland demonstrativ im Ukraine-Krieg.
Das ganze Gespräch und welche Rolle Korruption in der chinesischen Armee spielt, sehen Sie oben im Video.
Chinas Misstrauen gegenüber Nordkorea
Im Verhältnis zwischen Peking und Pjöngjang gebe es jedoch Belastungen. Wirth erinnerte daran, dass Nordkorea wegen seiner Atomtests und Raketenprogramme international unter starken Sanktionen stehe:
Auch in China war man gar nicht begeistert über diese Atomwaffentests - und hat diese Sanktionen eigentlich mitgetragen, größtenteils.
Christian Wirth, Stiftung Wissenschaft und Politik
Zudem gebe es in Peking die Sorge, dass Nordkorea über Russland an neue Waffentechnologien gelangen könnte - was in China nicht unbedingt positiv gesehen werde.
Nähe zwischen Xi und Putin - aber nicht bedingungslos
Auch das Verhältnis zwischen Xi Jinping und Wladimir Putin sei nicht spannungsfrei. Russland sei durch den Krieg gegen die Ukraine geschwächt, betonte Wirth: "Der Krieg selbst, würde ich sagen, ist auch nicht unbedingt im Interesse Chinas. Aber dadurch ist die chinesische Position umso stärker geworden, auch gegenüber Wladimir Putin."
Vor tausenden Zuschauern hatte China am Mittwoch seine modernsten Waffensysteme präsentiert: von Überschallraketen über Unterwasserdrohnen bis hin zu einer neuen Interkontinentalrakete mit einer Reichweite von mehr als 20.000 Kilometern. Xi erklärte, die Welt stehe "vor der Wahl zwischen Frieden oder Krieg".
Chinas Staatschef Xi Jinping demonstriert seine Macht und seine Pläne für eine neue Weltordnung. Dafür zeigt er sich mit Russlands Präsident Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.
03.09.2025 | 4:37 minNeue Dynamiken in Asien
Besonders aufmerksam verfolgten Beobachter auch die Annäherung zwischen Indien und China beim Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in dieser Woche. Lange waren die Beziehungen wegen Territorialkonflikten angespannt. "Dass Indiens Premier Modi nun neben Xi und Putin auftrat, ist eine bemerkenswerte Entwicklung", sagt Wirth.
Indien verfolge aber eine eigenständige Politik: "Indien ist nicht Teil eines westlichen Blocks, sondern agiert als eigene Regionalmacht." Gleichzeitig bleibe Neu-Delhi wirtschaftlich eng mit China verbunden und kaufe weiter Öl und Waffensysteme aus Russland.
China feiert mit einer Militärparade den 80. Jahrestag des Kriegsendes. Xi Jinping zeigte sich erstmals öffentlich mit Putin und Kim Jong Un: ein deutliches Signal an den Westen.
03.09.2025 | 1:45 minKonsequenzen für den Westen
Für Europa und die USA bedeutet die Demonstration in Peking laut Wirth, dass man strategischer denken müsse.
Man muss sich ganz genau überlegen, was sind unsere Interessen, was sind unsere Möglichkeiten, wie können wir diese Ziele erreichen - realistische Ziele, außenpolitisch und sicherheitspolitisch.
Christian Wirth, Stiftung Wissenschaft und Politik
Symbolische Politik reiche nicht aus: "Die Welt ist nicht zweigeteilt in Demokratien und Autokratien. Es gibt ganz verschiedene Schattierungen."
Das Interview führte Christian Hoch, zusammengefasst hat es Jan Schneider.
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