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Afghanische Journalistin im Exil:Zahra Joyas Kampf für Pressefreiheit
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Wer im Taliban-regierten Afghanistan kritisch berichtet, bringt sich in Lebensgefahr. Journalistin Zahra Joya musste fliehen - und schreibt weiter über Frauen in ihrer Heimat.
Die afghanische Journalistin Zahra Joya lebt in London. Ausgesucht hat sie sich das nicht. Als die Taliban vor vier Jahren in Afghanistan die Macht übernahmen, geriet Joya in Lebensgefahr und musste fliehen, wie sie erzählt.
Eine Frau zu sein unter den Taliban ist ein Verbrechen und Journalistin zu sein auch. Insofern begehen wir weiblichen Journalisten gleich ein doppeltes Verbrechen.
Zahra Joya
Aus dem Exil arbeitet und kämpft Joya jedoch weiter. 2020 gründete sie die Nachrichtenagentur Rukhshana Media, für die sie auch als Chefredakteurin arbeitet. Auf Dari und Englisch berichtet die Website über das Leben von Frauen und Mädchen in Afghanistan.
Das ist vor allem für die im Land zurückgebliebenen Frauen, die für die Agentur schreiben, äußerst riskant.
Es ist hart, Journalist zu sein in Afghanistan, du musst dich schützen.
Zahra Joya
Joya: Zwei Millionen Afghanen mit Internetzugang
Rund zwei Millionen Menschen in Afghanistan hätten Zugang zum Internet, was ihnen die Arbeit erleichtere, so Joya. "Die einzig gute Nachricht aus Afghanistan ist, dass die Taliban das Internet noch nicht abgeschaltet haben."
Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 werden insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen in Afghanistan immer weiter eingeschränkt. Sie dürfen keine weiterführenden Schulen oder Universitäten besuchen, auch öffentliches Singen und Restaurantbesuche sind verboten. Auch viele Berufe dürfen Frauen nicht ausüben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch spricht von der "schwersten Frauenrechtskrise weltweit".
Joya vom "Time Magazine" ausgezeichnet
Für ihre Arbeit ist Joya mehrfach ausgezeichnet worden: Das "Time Magazine" ernannte sie zu einer der Frauen des Jahres 2022. Im selben Jahr nahm sie auch die BBC in die Liste der 100 einflussreichsten Frauen auf.
Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit an diesem Samstag wünscht sich die Journalistin vor allem eines:
Ich wünschte, Journalisten und Medienorganisationen würden mehr über die Lage der Frauen in Afghanistan berichten.
Zahra Joya
Denn seit dem Krieg in der Ukraine und in Gaza sei die internationale Berichterstattung über das Land fast völlig verschwunden.
Ihre große Hoffnung bleibt außerdem, dass sie eines Tages aus London in ihre Heimat zurückkehren kann. Doch bis dahin will sie aus dem Exil weiterkämpfen.
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von Jenifer Girke, Nesar Fayzi