Anschläge auf Gaspipelines:Nord-Stream-Verdächtiger: Italien erlaubt Auslieferung
Italiens Justiz gibt grünes Licht: Der Verdächtige im Fall der Nord-Stream-Anschläge kann an Deutschland ausgeliefert werden. Das Oberste Gericht habe die Übergabe genehmigt.
Die Anschläge auf die Nord-Stream-Leitungen nahe der dänischen Insel Bornholm hatten weltweit Aufsehen erregt. (Archivbild)
Quelle: ImagoItaliens oberstes Gericht hat grünes Licht für die Auslieferung des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge auf die Nord-Stream-Gasleitungen in der Ostsee gegeben. Der Kassationshof in Rom entschied, dass der Ukrainer an die deutschen Behörden übergeben werden darf.
Der 49 Jahre alte Serhij K. wird nun vermutlich bereits in den nächsten Tagen der deutschen Polizei überstellt und dann nach Deutschland geflogen. Vermutlich kommt er in Hamburg vor Gericht.
Nord Stream: Ukrainer soll Anschläge koordiniert haben
Den Ermittlungen zufolge soll er die Anschläge auf die beiden Pipelines im September 2022 koordiniert haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor.
Seit drei Jahren suchen Ermittler die Täter hinter der Nord-Stream-Sabotage. Auch ein Warschauer Gericht hatte zuletzt die Auslieferung eines verdächtigen Ukrainers an Deutschland verweigert.
17.10.2025 | 2:39 minFestgenommen wurde er im Sommer während eines Familienurlaubs an der Adria. K. bestreitet die Vorwürfe bis heute. Zwischenzeitlich war er wegen vermeintlich schlechter Behandlung im Hungerstreik. Der Kassationshof wird seine Entscheidung erst später schriftlich begründen. Der italienische Anwalt des Ukrainers, Nicola Canestrini, sagte zu der Auslieferung:
So groß die Enttäuschung auch ist: Ich vertraue auf einen Freispruch in Deutschland.
Nicola Canestrini, Anwalt
Italien hatte Auslieferung zunächst gestoppt
Vor dem Beschluss des Kassationshofs hatte es über Wochen hinweg ein juristisches Hin und Her gegeben. Eine erste Erlaubnis zur Auslieferung hatte das oberste Gericht wegen Verfahrensfehlern auf italienischer Seite gestoppt.
Dieses Mal bestätigte es die Entscheidung jedoch. Denkbar wäre, dass der Fall vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg landet. K.'s Anwalt sagte der Deutschen Presse-Agentur jedoch, er werde diesen Weg "wahrscheinlich nicht" beschreiten.
Nach der Festnahme eines Ukrainers in Italien spreche das Gesamtbild dafür, dass der Mann im Namen seines Landes gehandelt habe, so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke bei ZDFheute live.
21.08.2025 | 10:54 minWeiterer Verdächtiger war in Polen in Untersuchungshaft
Die Anschläge auf die Nord-Stream-Leitungen nahe der dänischen Insel Bornholm hatten weltweit Aufsehen erregt. Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beschädigten mehrere Sprengungen die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. Durch Nord Stream 1 war zuvor russisches Erdgas nach Deutschland geflossen. Nord Stream 2 war noch nicht in Betrieb.
Ein weiterer Verdächtiger, ebenfalls ein Ukrainer, saß ebenfalls zeitweise in Polen in U-Haft. Dort lehnte die Justiz eine Auslieferung an Deutschland ab. Inzwischen ist der Mann wieder frei.
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