Hoffnungsträger der Demokraten:Wie Zohran Mamdani New Yorks Bürgermeisterwahl aufmischt
von Susanne Lingemann, New York
New York wählt einen neuen Bürgermeister. Die Demokraten schicken einen linken Shootingstar ins Rennen: Zohran Mamdani - charismatisch, radikal und Favorit in den Umfragen.
In New York wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Warum die Abstimmung Folgen bis nach Washington hat. Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler bei ZDFheute live.
03.11.2025 | 19:16 minLauren Levy steht im New Yorker Stadtviertel Hell's Kitchen in Manhattan. In den letzten Tagen vor der Bürgermeisterwahl am Dienstag ist die 31-Jährige mit Flugblättern in ihrem Rucksack unterwegs. Gleich will sie an den Türen ihrer Nachbarn klingeln. Zum ersten Mal engagiert sie sich politisch - für Zohran Mamdani. "Er ist jemand, der wirklich etwas für uns tun will", meint sie.
Wir haben genug von Politik, die nichts verändert.
Lauren Levy, Wahlhelferin für Zohran Mamdani
Levy steht stellvertretend für viele junge New Yorker*innen, die sich von dem 34-Jährigen angesprochen fühlen - einem Mann, den bis vor Kurzem kaum jemand kannte.
Ein Sozialist gegen das Establishment
Mamdani, Sohn ugandisch-indischer Eltern und Muslim, nennt sich demokratischer Sozialist und steht Bernie Sanders politisch nahe. Seine Agenda: Mietbremse, kostenlose Busse, kostenfreie Vorschulerziehung, weniger Polizei - dafür mehr Sozialarbeit.
In den Vorwahlen besiegte er überraschend den New Yorker Ex-Gouverneur der Demokraten Andrew Cuomo, der nun als Unabhängiger antritt. Während Mamdani seine Kampagne mit Kleinspenden und Basisarbeit finanziert, fließen bei Cuomo Millionenbeträge aus Super-PACs, also Lobbygruppen, die bestimmte Interessen vertreten. Im Gegensatz zu Mamdani meint Cuomo, Steuererhöhungen würden Wohlhabende vertreiben. Er setzt auf wachstums- sowie techfreundliche Wirtschaftspläne.
Der US-Bundesstaat New York hat vor dem Hintergrund des Shutdowns den Notstand ausgerufen. Damit sollen finanzielle Hilfen für Lebensmittel-Sammelstätten freigegeben werden.
31.10.2025 | 0:28 minKritiker sehen in Mamdani einen linken Populisten und werfen ihm Radikalität und Antisemitismus wegen seiner pro-palästinensischen Haltung vor.
Mamdanis Image: Charisma und Nähe
Zohran Mamdani wirkt mit seinem offenen Lächeln und den feinen Grübchen unter den Augen charmant und nahbar. Selbst seine politischen Konkurrenten - wie etwa der Hedgefonds-Manager Whitney Tilson - sagen über Mamdani er sei "sehr charmant und charismatisch". Ein Politiker, der das mit Bodenständigkeit verbindet und zuhört, statt zu dozieren.
Seine Reden mischen Humor und Ernsthaftigkeit, oft mit Zitaten, die Hoffnung wecken. Dieser unprätentiöse Stil - von Tür zu Tür, auf TikTok, auf der Straße - macht ihn zu einem Hoffnungsträger, besonders für jüngere Wähler*innen, die sich bisher von der Politik ausgeschlossen fühlten.
In den USA sind Millionen Menschen auf die Straße gegangen. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich landesweit 7 Millionen Menschen an den "No-Kings"-Demonstrationen.
19.10.2025 | 1:27 minFür Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler von der Denkfabrik Stimson Center in Washington ist Zohran Mamdanis rasanter Aufstieg Ausdruck eines Generationenkonflikts: "Junge, populistischere Kräfte stellen sich gegen das Establishment", sagt er bei ZDFheute live. Die demokratische Parteibasis sei "hungrig auf neue Gesichter". Laut Müller-Kaler könnten die Demokraten vor einer ähnlichen Entwicklung stehen wie die Republikaner vor acht Jahren, "dass ein Außenseiter wie Donald Trump kommt und das Partei-Establishment vor sich hertreibt". Müller-Kaler sieht damit in den kommenden Wahlen "entscheidende Richtungswegweiser" für die demokratische Partei.
Mamdani, aber auch andere Außenseiter innerhalb der demokratischen Partei, würden Trump damit eines seiner wichtigsten Themen nehmen - nämlich "gegen das politische Establishment zu mobilisieren", so Müller-Kaler. Kandidaten wie Mamdani würden sich wieder "um den Geldbeutel der Leute kümmern". Das hätten die Demokraten in den letzten Jahren zugunsten identitätspolitischer Fragen vernachlässigt. "Interessanterweise hat ja genau damit Donald Trump schon vor einem Jahr Wahlkampf gemacht - und sehr erfolgreich."
"Er redet mit uns wie mit echten Menschen"
Unterstützungsgruppen mit Namen wie "Hot Girls for Mamdani" und "Moms for Mamdani" sind Teil einer hochorganisierten Kampagne. Tausende Freiwillige drehen Videos, führen Haustürgespräche, motivieren Nachbarinnen und Nachbarn zum Wählen.
"Er redet mit uns wie mit echten Menschen", sagt Johanna Grusade, die auch im Stadtteil Hell's Kitchen wohnt. Statt Interviews zu geben, frage Mamdani die New Yorkerinnen und New Yorker selbst nach ihren Problemen.
Diese Mischung aus digitalem Aktivismus und direktem Kontakt ist zum Markenzeichen seiner Bewegung geworden - zwischen Meme-Kultur und klassischer Graswurzelarbeit - also Arbeit an der Basis.
Ein Jahr Donald Trump: Seine Politik spaltet die USA, verändert die Welt und verliert an Rückhalt. Auch Trumps Anhänger spüren die Folgen seiner Politik. Trotzdem bleibt die Treue groß.
29.10.2025 | 6:41 minMamdani wirbt mit Hoffnung, sein Konkurrent mit Erfahrung
Für viele Unterstützer*innen geht es um mehr als um Wahlprogramme. Wahlhelferin Lauren Levy glaubt an Mamdanis große Versprechen, die er den Menschen aus New York macht.
"Ich lebe in einer staatlich geförderten Wohnung", erzählt Levy. "Nur so kann ich mir die Stadt als Künstlerin leisten. Mamdani kämpft genau dafür, dass Menschen wie ich bleiben können."
Für viele ist New York die Stadt der Städte: eine Stadt, die sich hoch in den Himmel schraubt und immer neue Rekorde bricht. Ein wimmelnder Schmelztiegel, der nie zur Ruhe kommt.
08.09.2024 | 43:29 minSein Kontrahent Andrew Cuomo wirbt mit Erfahrung und Vertrautheit zum politischen Amt und den Wähler*innen. Mamdani fehle die Erfahrung, New York durch mögliche Krisen zu führen. Zur Kandidatur von Cuomo sagt Mamdani-Unterstützerin Levy: "Wir haben das ausprobiert, es hat nicht funktioniert".
Wunsch nach einer Stadt für alle
"New York soll nicht nur für Milliardäre sein", so Künstlerin und Wahlhelferin Levy. "Die Reichsten sollten mehr beitragen, damit wir alle hier leben können."
Wir können uns den Status quo nicht mehr leisten.
Zohran Mumdami, Bürgermeisterkandidat New York
Sie und ihre Freundinnen verteilen weiter Flyer im Hochhaus, um Nachbarinnen und Nachbarn zur Wahl zu bewegen.
"Mamdani steht für Hoffnung", sagt sie. "Und das reicht mir fürs Erste."
Vor fünf Jahren wütete die Pandemie in New York. Zehntausende starben. In der Stadt, die nie schläft, herrschte Grabesruhe. Opfer waren oft die Armen und Minderheiten.
19.03.2025 | 44:35 minMehr Nachrichten aus den USA
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