Nahost: Verliert die Unterstützung der Ukraine an Priorität?
Interview
Aufmerksamkeit auf Nahost:Verliert die Unterstützung der Ukraine an Prio?
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Während der Nahost-Konflikt die Aufmerksamkeit bindet, verschärft Russland die Angriffe auf die Ukraine. Generalmajor Freuding sieht jedoch keinen militärischen Zusammenhang.
Sehen Sie das Gespräch mit Generalmajor Christian Freuding im Video in voller Länge oder lesen Sie es unten in Auszügen.19.06.2025 | 27:27 min
Vor einer Woche griff Israel den Iran an. Wenig später reagierte das Mullah-Regime mit Gegenangriffen auf israelisches Territorium. Nun richtet sich der internationale Blick vor allem auf die Frage, ob auch die USA militärisch eingreifen und sich an die Seite Israels stellen.
Gleichzeitig geht der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit brutaler Intensität weiter. Besonders die Hauptstadt Kiew wurde in dieser Woche massiv attackiert.
Die Lage der Ukraine und vor allem die Frage, ob sich die Eskalation im Nahen Osten auf die Lage in der Ukraine auswirkt, schätzt Generalmajor Christian Freuding im Interview mit ZDFheute live ein.
Russland hat die Ukraine erneut mit Drohnen und Raketen angegriffen. Vor allem Kiew wurde getroffen. Dabei sollen mindestens 14 Menschen getötet und 44 verletzt worden sein.17.06.2025 | 0:19 min
Freuding: Ausmaß an Angriffen ist neu
Freuding bestätigt die rasante Zunahme der Luftangriffe Russlands auf die Ukraine. Seit Mitte Mai würde es teilweise täglich zum Einsatz von "400 plus Drohnen und gleichzeitig 40, 50 Raketen, Marschflugkörpern, ballistischen Raketen" kommen.
Das ist schon ein Ausmaß [...], wie es für uns neu ist und zeigt, dass Russland eben nicht verhandeln will, sondern den Krieg mit allen Mitteln weiter fortsetzen wird.
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Christian Freuding, Generalmajor
Quelle: ZDF
... ist Generalmajor des Heeres der Bundeswehr und Leiter des Sonderstabes Ukraine. Er leitet außerdem den Planungs- und Führungsstab von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und ist somit einer seiner engsten Berater.
Die Angriffe seien besonders auf die Zivilbevölkerung ausgerichtet. Derzeit wären die Menschen in Kiew "quasi jede Nacht" alarmiert, in den Keller zu gehen und sich in Schutzräumen oder in U-Bahn-Stationen "vor diesem Raketenterror zu schützen", schildert er aus eigener Erfahrung. Erst vergangene Woche war Freuding mit Bundesverteidigungsminister Pistorius vor Ort in Kiew.
Das Ziel dieser Angriffe ist, die Bevölkerung unter Druck zu setzen, die Bevölkerung zu ermüden, auszulaugen.
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Christian Freuding, Generalmajor
Im Vergleich zu Afghanistan habe der Krieg „eine völlig andere Intensität“, so Bundeswehr-Generalmajor Freuding in Kiew. Die Gefechte in der Ukraine seien "eine andere Kategorie".13.09.2024 | 6:16 min
Freuding: Militärisch kein Zusammenhang
Einen direkten militärischen Zusammenhang zwischen dem Krieg in Nahost und dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sieht der Generalmajor nicht.
Russland sei in den ersten Kriegsjahren zwar beim Bau von Drohnen stark durch den Iran unterstützt worden. Doch Freuding macht deutlich, dass Russland die Produktion dieser Drohnen mittlerweile selbst übernommen habe. Deshalb sei Russland "nicht mehr auf die Unterstützung des Irans angewiesen".
Es gibt keine Auswirkungen, was die politischen Verflechtungen zwischen Iran und Russland anbelangt.
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Christian Freuding, Generalmajor
"Wenn sich der Krieg zwischen dem Iran und Israel weiter ausweiten sollte, dann könnten auch die Waffenlieferungen für die Ukraine knapp werden" , so ZDF-Korrespondent Hassanzadeh.
18.06.2025 | 1:09 min
Freuding: Keinerlei Abstriche bei Ukraine-Unterstützung
Auf die Frage, ob die Ukraine durch den Krieg zwischen Israel und Iran an Aufmerksamkeit und infolgedessen an Unterstützung verliere, zieht Freuding einen Vergleich zum Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023, der die Schlagzeilen und das internationale Interesse dominierte. Denn es sei "ja kein ungewöhnliches Phänomen, dass auf der Weltbühne, wenn andere Dinge auftauchen, vorübergehend auch der Ukraine-Russland-Krieg in den Hintergrund treten mag".
Weniger Aufmerksamkeit bekomme die Ukraine derzeit also schon, doch er betont - auch wenn er da nur für die europäische Union und Deutschland sprechen könne:
Da kann ich Ihnen zusichern, dass insbesondere die deutsche Unterstützung unverändert weitergeht, dass es keinerlei Abstriche gibt in der Unterstützung für die Ukraine.
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Christian Freuding, Generalmajor
Die Rolle Deutschlands sei weiterhin, der Ukraine "materielle Unterstützung zukommen zu lassen" und "jede Möglichkeit auszunutzen, Lieferungen zu beschleunigen".
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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Das Interview führte Philip Wortmann, zusammengefasst hat es Fränzi Meyer.