Machtkampf zwischen Trump und Musk: Wer sitzt am längeren Hebel?
Analyse
Machtkampf in Washington D.C.:Trump und Musk: Wer sitzt am längeren Hebel?
von Katharina Schuster
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Donald Trumps Macht gegen Elon Musks Milliarden: Der offene Machtkampf zweier Alpha-Männer eskaliert. Wer hat eigentlich mehr zu verlieren?
Der reichste Mann der Welt gegen den Präsidenten des mächtigsten Landes: Die monatelange Zusammenarbeit von Musk und Trump endet in einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht. 06.06.2025 | 2:52 min
In den USA droht ein Trennungskrieg: Der US-Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk liefern sich öffentlich eine Schlammschlacht, die am Ende sogar in einer Regierungskrise enden könnte, wie Elmar Theveßen, Leiter des ZDF-Studios in Washington D.C., einschätzt.
Trump nennt Musk "verrückt", der kontert mit "Undankbarkeit" und droht, die Raumkapsel Dragon sofort stillzulegen. Was klar ist: Hinter dem Schlagabtausch steckt mehr als persönliche Eitelkeit. Es geht um Milliarden und politische Macht. Wer hat mehr zu verlieren?
Musks Kritik "ein Ritt auf der Rasierklinge"
Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler bewertet Musks jüngste persönliche Angriffe als "einen Ritt auf der Rasierklinge". Besonders brisant sei, dass Trumps ehemaliger Berater Steve Bannon bereits angekündigt habe, Trump darin zu beraten, wie man Musk aus dem Land verweisen könne, sagt der Experte im ZDFheute-Interview.
Dabei spiele auch der Vorwurf von Drogenkonsum eine Rolle. Bereits vor Monaten hatte Bannon gefordert, Musk aus dem Umfeld der Regierung auszuschließen - und ihn als "unreif und aufdringlich" bezeichnet.
Aus einstigen Verbündeten werden Gegner: Elon Musk attackiert Donald Trump öffentlich und macht brisante Vorwürfe auf seiner Plattform X. Der Streit wird persönlich.06.06.2025 | 1:48 min
Musk oder Trump - wer ist mächtiger?
Was für Musk spricht
"Man könnte meinen, dass der Mann im Weißen Haus, der Präsident, als mächtigster Mann der Welt, am längeren Hebel sitzt", sagt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Aber man dürfe Tech-Milliardär Musk nicht unterschätzen, er verfüge über ein "riesiges Sprachrohr, ein Megafon", erklärt ZDF-Korrespondent Theveßen. Seine Social-Media-Plattform X könne er nutzen, um gezielt politische Stimmung gegen Trump zu machen. Mehr als 220 Millionen Follower hat Musk auf X.
Außerdem sei der Tech-Milliardär um ein Vielfaches reicher. Mit seinem Vermögen könne er politische Gegner von Trump finanzieren oder sich sogar hinter eine neue politische Bewegung stellen. Auch sei nicht zu unterschätzen, dass Musk in den vergangenen Monaten Zugang zu vertraulichen Regierungsinformationen hatte. "Er könnte natürlich den einen oder anderen Skandal lostreten".
Aber auch Trump habe Druckmittel: Er könne milliardenschwere Staatsaufträge für Musks Firmen stoppen oder sogar "seinen Aufenthaltsstatus infrage stellen", sagt Theveßen.
Trump und Elon Musk liefern sich in den USA einen öffentlichen Schlagabtausch – es geht um Steuerentlastungen und die wachsenden Schulden.06.06.2025 | 1:36 min
Was für Trump spricht
Politikwissenschaftler Müller-Kaler betont im ZDFheute-Interview, dass Trump im Machtgefüge zwischen Politik und Privatwirtschaft die stärkeren Karten in der Hand hat. Zwar sei Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX mittlerweile "essenziell für die Nasa und die amerikanische Raumfahrt", doch der Staat sei keineswegs ohnmächtig.
Sehen Sie hier das Interview mit Politikwissenschaftler Müller-Kaler in voller Länge.06.06.2025 | 12:08 min
Im Gegenteil: "Verstaatlichungen, Untersuchungen, Finanzaufsichtsmaßnahmen - die Regierung ist da in vielerlei Hinsicht unglaublich mächtig". In den USA könne man sich vieles kaufen, sagt Müller-Kaler, "nur wenn man dem Justizministerium oder der Finanzaufsicht oder der Steuerbehörde in die Quere kommt, dann kann es für einen richtig übel werden". Er gehe deshalb fest davon aus, dass Musk im Zweifel "den Kürzeren zieht".
Auch mit Blick auf Musks Firmen wie Tesla glaubt Müller-Kaler: "Wenn die Regierung die Subventionen streicht, ist Tesla in vielerlei Hinsicht nicht mehr wirklich profitabel." Ob es um Aufträge des "State Departments" oder um Förderungen für E-Mobilität gehe - der US-Präsident könne hier erheblichen wirtschaftlichen Druck ausüben. "Auch hier sitzt Trump eindeutig am längeren Hebel."
ZDF-Korrespondent Theveßen warnt:
Die beiden, Musk und Trump, haben ein so großes Ego, dass beide bereit sind auch eigenen Schaden in Kauf zu nehmen, um möglicherweise den anderen fertig zu machen.
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Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent
"Musk und Trump haben ein so großes Ego, dass beide bereit sind, eigenen Schaden in Kauf zu nehmen, um möglicherweise den anderen fertig zu machen", so ZDF-Korrespondent Theveßen. 06.06.2025 | 2:25 min
Wie verhält sich die Opposition?
Die Wiederwahl von Trump im November 2024 habe das "linke Amerika" in "eine absolute Sinnkrise" geführt, betont Politikwissenschaftler Müller-Kaler. Es gebe weder Personen noch Ideen, um dem angemessen zu begegnen. "Insofern ist von der Opposition erstmal wenig zu erwarten."
Quelle: ZDF
Musk lässt auf X darüber abstimmen, ob es in den USA eine neue Partei bräuchte. Überlegungen dazu gebe es immer wieder, doch Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler hält die Chancen für eine Umsetzung gering. "Ich halte das für technisch sehr schwierig", sagt er mit Verweis auf das US-Wahlsystem, das keine Verhältniswahl kennt und stark dezentral organisiert ist.
Um im Kongress mitzumischen, müsste man an Vorwahlen teilnehmen und auf die Wahlzettel der Bundesstaaten gelangen - ein enormer Aufwand. Dass Musk dafür die Ausdauer habe, sei fraglich. "Ich halte das eher für einen Papiertiger." Außerdem könne Musk selbst nicht kandidieren, da er nicht in den USA geboren wurde.
Auch seine Reichweite über die Plattform X (vormals Twitter) reiche kaum aus, um eine echte Bewegung aufzubauen.
Wie geht es weiter?
Müller-Kaler verweist auf ein Zitat der Soziologin Hannah Arendt: Wenn Menschen belogen werden, glauben sie nicht zwangsläufig die Lüge - sie beginnen vielmehr, das Konzept der Wahrheit an sich infrage zu stellen. In einem politischen Klima, in dem Wahrheit ihren Wert verliert, zähle am Ende nur noch die Inszenierung.
Und wenn das hier eines ist, dann ist das eine politische Show.
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Julian Müller-Kaler, Politikwissenschaftler
Trump sei der Showman, der genau wisse, wie man Skandale und persönliche Konflikte in Szene setzt. Statt über Staatsverschuldung, den Krieg in der Ukraine oder andere drängende Probleme zu diskutieren, gehe es nun um eine zerbrochene Freundschaft.
Während Musk weiter gegen Trump austeilt, gibt sich dieser betont unbeeindruckt - behauptet zumindest, die Vorwürfe ließen ihn kalt. Doch allein die Tatsache, dass Trump sich immer wieder öffentlich äußert und heute gleich mehrere Interviews selbst initiiert hat, spricht laut ZDF-Korrespondent Theveßen dafür, dass in diesem Streit noch erhebliches Eskalationspotenzial schlummert. Sollte der Konflikt weiter eskalieren, drohe daraus "eine große politische Krise" zu werden.