Regierungskrise in Frankreich:Misstrauensanträge gegen neues Lecornu-Kabinett
Nur wenige Stunden nach der Ernennung des neuen Lecornu-Kabinetts sind zwei Misstrauensanträge eingereicht worden. Warum jetzt alle auf Frankreichs Sozialisten blicken.
Premier Sébastien Lecornu muss auf die Unterstützung der Sozialisten hoffen.
Quelle: action pressKaum ist Frankreichs neue Regierung angetreten, sieht sie sich mit Misstrauensanträgen konfrontiert. Sowohl die Rechts- als auch die Linkspopulisten reichten am Montag nach eigenen Angaben je einen Antrag gegen Premier Sébastien Lecornu und sein Kabinett ein.
Wie die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Mathilde Panot, mitteilte, hätten sich dem Misstrauensantrag der LFI auch Abgeordnete der Grünen und Kommunisten angeschlossen.
Das Land hat keine Zeit zu verlieren
Mathilde Panot, Fraktionsvorsitzende LFI
Lecornu werde fallen und der Präsident werde ihm folgen, sagte Panot mit Blick auf Präsident Emmanuel Macron. Die Nationalversammlung wird frühestens am Mittwoch über die Anträge abstimmen. Sie könnten den Sturz der neuen Regierung nach sich ziehen.
Sébastien Lecornu ist der alte und neue französische Premierminister. Was hinter der erneuten Ernennung durch Präsident Macron steckt, erklärt ZDF-Korrespondentin Anna Warsberg.
11.10.2025 | 1:10 minDas Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen erklärte, die Fraktion habe einen Misstrauensantrag gemeinsam mit der rechten Splitterpartei von Éric Ciotti gestellt. Die Partei werde aber auch für Misstrauensanträge anderer politischer Gruppierungen stimmen, sagte RN-Chef Jordan Bardella.
Es liegt im Interesse des Landes, Emmanuel Macron in seinen Auswüchsen zu stoppen.
Jordan Bardella, RN-Chef
Misstrauensanträge: Sozialisten das Zünglein an der Waage
Entscheidend für einen Erfolg der beiden Misstrauensanträge dürfte das Abstimmungsverhalten der Sozialisten sein. Mit ihrer Unterstützung könnten die Anträge Erfolg haben.
Der sozialistische Parteichef Olivier Faure stellte in Aussicht, die Misstrauensanträge der anderen Parteien nicht zu unterstützen - falls die neue Regierung ihnen Zugeständnisse mache. Die Sozialisten nutzen ihre Position als Zünglein an der Waage. Insbesondere pochen die Sozialisten auf ein Aussetzen der seit 2023 geltenden Rentenreform.
Der französische Premier Lecornu hat seine neue Regierung vorgestellt - mit vielen alten, aber auch neuen Gesichtern. Die Regierungskrise in Frankreich ist damit noch nicht vom Tisch.
12.10.2025 | 0:23 minLecornu-Kabinett will am Dienstag Haushalt beschließen
Der zurückgetretene und wieder ernannte Premierminister Lecornu will heute erstmals mit dem am Sonntagabend ernannten Kabinett zusammenkommen. Die Übergabe der Amtsgeschäfte der einzelnen Minister soll bis dahin abgeschlossen sein. Ab Dienstag soll der Haushalt für das finanziell angeschlagene Land auf den Weg gebracht werden.
Unterdessen rief Macron alle Parteien zu "gegenseitigem Respekt" auf. Die Franzosen "erwarten Ruhe und Würde", sagte der Präsident bei seiner Ankunft beim Nahost-Gipfel im ägyptischen Scharm El-Scheich. "Die politischen Kräfte, die auf die Destabilisierung von Sébastien Lecornu hingearbeitet haben, sind allein für dieses Chaos verantwortlich."
Frankreichs Regierung steckt in der Krise – Nur rund vier Wochen nach seiner Ernennung tritt Premierminister Lecornu von seinem Amt zurück. Alle politischen Lager fordern Konsequenzen.
08.10.2025 | 5:52 minMehr zu Frankreichs Regierungskrise
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