Folter, Schläge, Demütigungen:Kuba: So schlimm geht es in Gefängnissen zu
Über 1.000 politische Gefangene gibt es auf Kuba. Die meisten von ihnen müssen katastrophale humanitäre Bedingungen ertragen. Das berichten Menschenrechtsverteidiger.
Die NGO "Prisoners Defenders" berichtet von katastrophalen Zuständen in den Gefängnissen Kubas: Die Häftlinge seien von Folter und Misshandlung betroffen.
Quelle: AFPIm Juli 2021 erlebte die kommunistisch regierte Karibikinsel eine historische Protestwelle. Tausende Menschen gingen in ganz Kuba auf die Straße, um für eine demokratische Öffnung und gegen die katastrophale Versorgungslage zu demonstrieren.
8.000 Menschen bei Protesten verhaftet
Der Einparteienstaat reagierte mit Härte. Die Gefangenen-Hilfsorganisation "Prisoners Defenders" schätzt die Zahl der damals Verhafteten auf bis zu 8.000 Menschen, darunter auch Minderjährige. Ein Teil davon wurde zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Lage in den kubanischen Gefängnissen sei schlimmer denn je, sagt Javier Larrondo, Vorsitzender der NGO "Prisoners Defenders" im Gespräch mit ZDFheute.
Schläge, Demütigungen, Misshandlungen aller Art, Diebstahl von Lebensmitteln der Häftlinge durch Gefängnisbeamte.
Javier Larrondo, Vorsitzender NGO "Prisoners Defenders"
"Dazu kommen verunreinigtes Wasser, sehr knappe, nährstofflose und verdorbene Lebensmittel", so Larrondo.
Haftanstalten sind ein gesundheitliches Risiko
Nach Erkenntnissen von "Prisoners Defenders" sind die Gefangenen auch gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Gefängnisse seien voller Insekten, Ratten und Ungeziefer, die verschiedene Krankheiten wie Denguefieber, Tuberkulose oder Zika übertragen.
Insgesamt zählt die NGO derzeit 1.158 politische Gefangene. Fast alle von ihnen würden unter mehreren oder vielen Formen von Misshandlung und Folter leiden, dazu kämen auch Rassismus und Homophobie in den Haftanstalten. "Vor vier Jahren ging die kubanische Regierung mit Repressionen gegen tausende Kubaner vor, die friedlich auf die Straße gegangen waren, um Rechte und Freiheiten zu fordern", so Juanita Goebertus, Amerika-Direktorin von Human Rights Watch.
Heute sitzen Hunderte unter erbärmlichen Bedingungen hinter Gittern.
Juanita Goebertus, Amerika-Direktorin Human Rights Watch
Knast macht krank. Viele Häftlinge werden nach der Freiheitsstrafe wieder straffällig. Laut einer neuen Studie könnte die Isolation in der Haft Auswirkungen auf das Gehirn haben.
14.05.2024 | 7:30 minFreilassungen auf Bewährung
Im Rahmen eines vom Vatikan im Januar 2025 vermittelten Abkommens wurden rund 230 politische Gefangene freigelassen. Darunter auch der Deutsch-Kubaner Luis Frometa, der eine Demonstration filmte und dafür zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde.
Freigelassene werden allerdings nach Angaben von Human Rights Watch von der kubanischen Staatssicherheit ständig kontrolliert. Betroffene sagten der Menschenrechtsorganisation, sie fühlten sich auch auf der Straße wie Gefangene.
Nach US-Entscheidung:Kuba entlässt erste politische Gefangene
Führende Oppositionelle erneut in Haft
Während Kuba die Freilassung der Gefangenen bekanntgab, strich die damalige Regierung von Präsident Joe Biden Kuba von der US-Liste der Länder, die den Terrorismus unterstützen. Nachfolger Donald Trump machte dies am ersten Tag seiner Amtszeit wieder rückgängig.
In der Folgezeit verhafteten die kubanischen Behörden erneut die führenden Köpfe der offiziell nicht zugelassenen Opposition. Dazu zählen José Daniel Ferrer von der verbotenen Oppositionspartei UNPACU, Parteigründer Félix Navarro und Donaida Pérez Paseiro.
Kuba kritisiert Zustände in US-Gefängnissen
Havanna wiederum kritisiert die Zustände in den Abschiebegefängnissen in den USA, in denen auch kubanische Migranten einsitzen. Zugleich verurteilte Kuba den Umgang mit abgeschobenen Migranten im Cecot-Gefängnis in El Salvador.
Knast in El Salvador:Was wir über das Cecot-Gefängnis wissen
Die Versorgungslage auf Kuba ist katastrophal. Während die Regierung das jahrzehntelange US-Handelsembargo für die Probleme verantwortlich macht, spricht die Opposition von Korruption und einem Versagen der sozialistischen Planwirtschaft.
Seit Ausbruch der Sozialproteste haben schätzungsweise rund eine Million Menschen die Insel verlassen. Das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Vor allem die jungen Kubaner und Kubanerinnen hoffen im Ausland auf eine bessere Perspektive.
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