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Bröckelnde Waffenruhe:Iran zwischen "Hoffnung und Angst"
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Nach der von US-Präsident Trump verkündeten Waffenruhe ist die Stimmung im Iran angespannt. Die Menschen hätten Hoffnung, aber auch Angst, berichtet ZDF-Korrespondent Jörg Brase.
In Teheran hoffen die Menschen auf ein Ende der Bombardierung, zugleich bleibt Angst vor Repressionen.
Quelle: AFP | FADEL SENNA
Angesichts der womöglich bröckelnden Waffenruhe zwischen Iran und Israel schwankt die Stimmung in Teheran zwischen Hoffnung und Angst. ZDF-Korrespondent Jörg Brase berichtet, in der iranischen Hauptstadt gebe es einerseits "Hoffnung drauf, dass es erst mal ein Ende hat mit den israelischen Bomben". Zugleich bleibe die "Angst vor den Maßnahmen, die nun von Seiten des Regimes drohen".
Auch für Journalisten sei die Lage angespannt: "Unser Kameramann erhielt vom zuständigen 'Ministerium für Kultur und Islamische Führung' die Aufforderung, heute nicht auf den Straßen zu drehen", sagt Brase.
Meine iranischen Mitarbeiter hören von ihren Familien in Teheran, dass die paramilitärischen Basij-Einheiten auf den Straßen kontrollieren.
Jörg Brase, ZDF-Korrespondent
Vorwürfe und Drohungen kurz nach Beginn der Waffenruhe
US-Präsident Donald Trump hatte am frühen Morgen verkündet, die von ihm angekündigte Waffenruhe im israelisch-iranischen Krieg sei in Kraft. "Bitte verstoßen Sie nicht dagegen", appellierte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social an beide Länder.
Doch nur wenige Stunden später warf Israel Iran einen Bruch der Waffenruhe vor - und drohte mit einem Gegenangriff. Iran habe noch zwei Stunden nach Inkrafttreten der Feuerpause Raketen auf Israel abgeschossen, warf das israelische Militär Teheran vor. Iran dementierte dies laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Der US-Präsident sprach hingegen von einem beidseitigen Bruch der Feuerpause und rief auch Israel auf, sich an die Waffenruhe zu halten.
Iranisches TV verkauft Waffenruhe als Sieg
In dem Konflikt mit Israel versuche die iranische Seite, ihr Gesicht zu wahren. Sie lege Wert darauf, "dass Iran bestimmt, wann es aufhört, auf Israel zu schießen", sagt Korrespondent Brase. "Irans oberster religiöser Führer Ajatollah Ali Chamenei hat auch gepostet, wer das iranische Volk und dessen Geschichte kenne, der wisse auch, dass die iranische Nation sich nicht ergeben werde."
Die Waffenruhe sei im iranischen Fernsehen als Sieg des Iran vermeldet worden, berichtet Brase. "Das Staatsfernsehen geht sogar hin und sagt, der machtvolle Gegenangriff - wie sie es nennen - auf die US-Militärbasis in Katar habe dann dazu geführt, dass Israel und die USA diesen Waffenstillstand erbeten hätten. Trump hätte gebettelt um diesen Waffenstillstand."
Festnahmen wegen Spionage im Iran
In den vergangenen Tagen gab es laut Brase zudem zahlreiche Festnahmen wegen Spionage für Israel im Iran. "Es scheint, als wolle Irans Führung jedes Zeichen von Unzufriedenheit und Widerstand im Keim ersticken."
Nach wie vor trauen sich nur Regimetreue vor unsere Kameras. Alle anderen ziehen es vor, stumm zu bleiben.
Jörg Brase, ZDF-Korrespondent
Iran hatte am Montag einen begrenzten Vergeltungsschlag gegen einen US-Luftwaffenstützpunkt in Katar ausgeführt, bei dem niemand zu Schaden kam. Zuvor hatten die USA drei iranische Atomanlagen bombardiert und nach Worten von US-Vizepräsident J.D. Vance die für Atomwaffen benötigte Infrastruktur zerstört. Im Anschluss hatte Trump eine schrittweise Waffenruhe angekündigt.
Quelle: ZDF, dpa, AFP, AP
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