Streik in Griechenland: Fähren und Flüge sind betroffen
Generalstreik in Griechenland:Streik-Gründe und Folgen für Osterurlauber
von Barbara Lueg
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Der frühere Pleitekandidat Griechenland erlebt ein Comeback, doch bei den Bürgern wächst die Unzufriedenheit über die Regierung. Nun gibt es einen landesweiten Generalstreik.
Der Bahnhof in Athen bleibt geschlossen: Griechenland befindet sich in einem 24-stündigen Generalstreik.
Quelle: dpa
Ausgerechnet jetzt. Vor Ostern. Das beliebte Urlaubsland Griechenland wird lahmgelegt. Die beiden Dachgewerkschaften des öffentlichen Dienstes ADEDY und der Angestellten des privaten Sektors GSEE rufen Mitarbeiter dazu auf, die Arbeit heute landesweit niederzulegen. Für 24 Stunden.
Flugverkehr kommt zum Stillstand
Wie die griechische Zeitung Kathimerini berichtet, will sich daran auch die Gewerkschaft der Fluglotsen beteiligen. Der Streik der Fluglotsen sollte wegen der beginnenden Urlaubssaison gerichtlich untersagt werden. Am späten Dienstagabend erklärte eine Richterin den Streik aber für legal. Flughäfen und Airlines hatten ohnehin längst alle Flüge annulliert.
Das bedeutet: Griechenland-Reisende erwartet heute ein heikler Tag. Der Streik wird wohl große Teile des Verkehrs zum Stillstand bringen. Betroffen sind Flüge, Fähren, Busse und Züge. Viele Urlauber, die jetzt in das Land am Mittelmeer zur Erholung fahren oder fliegen möchten, könnten ihr Ziel am heutigen Tag nicht erreichen.
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Viele profitieren nicht vom wirtschaftlichen Aufschwung
Der Grund für den Streik: Immer mehr Menschen in Griechenland sind sauer, weil der Aufschwung ihres Landes in ihrer Lebenswirklichkeit nicht ankommt.
Das Problem eines menschenwürdigen Lebensunterhalts für Personen in abhängiger Beschäftigung wird nicht gelöst, im Gegenteil, es verschärft sich.
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Und das obwohl Griechenlands Wirtschaft derzeit schneller wächst als die der meisten anderen EU-Staaten. Die EU-Kommission prognostiziert für das Land sogar doppelt so hohe Wachstumsraten als im EU-Durchschnitt. Doch die Bevölkerung spürt davon kaum etwas.
Die Kaufkraft der griechischen Haushalte liegt im Jahr 2023 nur bei 67 Prozent des EU-Durchschnitts - zehn Prozentpunkte weniger als noch vor zehn Jahren. Der durchschnittliche Bruttolohn eines Vollzeitbeschäftigten in der Privatwirtschaft liegt heute mit 1.325 Euro sogar unter dem Vorkrisenniveau von 2009. "Die Lebenshaltungskosten sind explodiert", sagt Yiannis Panagopoulos, Vorsitzender der wichtigsten Gewerkschaft des privaten Sektors (GSEE).
Unsere Gehälter sind im Keller, während die hohen Wohnkosten junge Menschen in eine tragische Lage gebracht haben.
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Forderung: Gehälter und Renten anpassen
Denn Renten und Löhne sind während der Finanzkrise vehement gekürzt worden und haben das Vorkrisenniveau noch lange nicht wieder erreicht. Zeitgleich aber sind die Kosten für Wohnraum und Lebensmittel stark gestiegen. Die Gewerkschaften fordern schon lange, Gehälter und Renten anzupassen.
Der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis versucht etwa mit einer Anhebung des Mindestlohns auf 950 Euro bis 2027 gegenzusteuern, doch viele Menschen wollen nicht mehr warten. Auch die Opposition hält die Erhöhung des Mindestlohns für unzureichend und stellt Mitsotakis' Gespür für die wirtschaftliche Realität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Frage.
Für Mitsotakis könnte die schlechte Stimmung auf der Straße gefährlich werden. Denn die Geduld der Bevölkerung schwindet mehr und mehr und weitere Streiks könnten die Folge sein, wenn nicht auch sie bald vom Aufschwung ihres Landes profitiert.
Quelle: dpa
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