Krypto-Erpresser in Frankreich: Festnahmen wegen Entführungen

Fälle in Frankreich häufen sich:Entführungen versetzen Krypto-Sektor in Unruhe

von Carolin Auen, Paris
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Entführungen, Lösegeldforderungen und ein abgetrennter Finger: Nach mehreren Angriffen im Umfeld von Krypto-Unternehmen ist die Branche in Aufruhr. Nun kam es zu Festnahmen.

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Vermummte Personen springen aus einem weißen Lieferwagen, versuchen eine Frau mit sich in den Laderaum zu ziehen, sie wehrt sich, fällt zu Boden und schreit um Hilfe. Was klingt wie ein Film, hat sich so Mitte Mai in Paris zugetragen.
Die Frau, Tochter eines Unternehmers, der sein Geld mit Kryptowährungen verdient, wurde von Anwohnern verteidigt, die Angreifer fliehen.

Krypto-Erpresser: Angriffe immer häufiger

Angriffe dieser Art häufen sich in den vergangenen Monaten in Frankreich:
  • Ende Januar wurde David Balland, Mitbegründer des erfolgreichen Kryptounternehmens Ledger mit seiner Lebensgefährtin entführt. Der Geschäftspartner von Balland, Éric Larchevêque, erhielt ein Video von Ballands abgetrenntem Finger sowie eine Lösegeldforderung über 10 Millionen Euro in Bitcoin.
  • Am 1. Mai entführten Kriminelle den Vater eines Bitcoin-Unternehmers im Süden von Paris. Der Mann wurde drei Tage später von der Polizei befreit.
  • Eine Woche später wurde die Tochter des Bitcoin-Unternehmers mit ihrem Lebensgefährten und Sohn auf dem Weg zur Kita angegriffen. Passanten griffen ein, die Angreifer flohen.
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Über 20 Verdächtige festgenommen

Anfang der Woche nahm die Polizei mehr als zwanzig Verdächtige mehrerer Taten fest, und verhinderte eine weitere geplante Entführung. Auch das Innenministerium hat sich eingeschaltet, Innenminister Bruno Retailleau versammelte bereits Mitte Mai Branchenvertreter*innen zu einer Arbeitssitzung und versprach Maßnahmen, um die Betroffenen zu sensibilisieren und besser zu schützen.
"Wir werden zusammenarbeiten, um besser aufzuklären, zu warnen und verhindern, aber auch um abzuschrecken", so Retailleau.

Es steht außer Frage, dass wir die Unternehmer und die Familien nicht zur Beute dieser Kriminellen werden lassen, die vor nichts zurückschrecken.

Bruno Retailleau, Innenminister

Unsicherheit in der Branche

Akteur*innen der Branche werden vorsichtiger: "Ich prüfe heute alle meine Kameras, bevor ich die Jalousien öffne, dass sich niemand in der Nähe aufhält" erklärt Florent Gabriel, Krypto-Unternehmer dem französischen Fernsehsender France 2.

Wenn ich joggen gehe, beobachte ich aufmerksam jeden Lieferwagen und auch beim Spazierengehen höre ich keine Musik mehr.

Florent Gabriel, Krypto-Unternehmer

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Diebstahl von Daten macht angreifbar

Die Branche ist durch die Transparenz der Transaktionen gezeichnet, ursprünglich an eine Anonymität der Akteur*innen gebunden. EU-Regelungen unterbinden dies mehr und mehr, sodass bei Transaktionen auch Identitätsnachweise gefordert werden.
"Wenn die Daten der Akteure dann gehackt werden, haben die Kriminellen sowohl Umsätze als auch Informationen zur Person in der Hand", sagt Enzo Hallot, Anlageberater bei Crypto Patrimoine, gegenüber dem ZDF. Diese Datendiebstähle sind nicht ungewöhnlich und machen es Kriminellen leicht, lukrative Ziele auszuwählen.

Security für Akteure der Krypto-Branche

Darauf stellt sich auch die Branche immer mehr ein. "Seit den Angriffen in Frankreich haben sich die Akteure der Krypto-Branche, die vorher nicht sehr wachsam und sich der Sicherheitsprobleme nicht bewusst waren, erkannt, dass sie eine Zielscheibe sind." Sofiane Aboubeker leitet die Sicherheitsfirma Arecia Security im Norden von Paris. "In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Anfragen nach enger Sicherheitsbegleitung aus der Krypto-Branche deutlich gestiegen", sagt er.
Am Freitag, den 30. Mai 2025, wurden nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft gegenüber BFMTV, 25 verdächtige Personen dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

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