Pulverfass Südchinesisches Meer:China provoziert mit aggressiven Machtspielen
von Bettina Blaß
China vertreibt Fischer, baut Militärinseln und probt die Invasion Taiwans. Pekings aggressive Expansion macht das Südchinesische Meer zum Pulverfass.
Das Südchinesische Meer - eine stark umkämpfte, wirtschaftlich und geopolitisch bedeutende Region. Vor allem China stellt vehement Besitzansprüche. Die Lage droht zu eskalieren.
26.11.2025 | 44:15 minFür Rony Drio ist seine handgefertigte Harpune überlebenswichtig. Damit geht er auf die Jagd, um seine Familie zu ernähren. Seit 40 Jahren fischt der 56-Jährige vor der Küste San Salvadors, einem philippinischen Eiland im Südchinesischen Meer. Allerdings sind die Bestände ausgedünnt, Drio würde gerne wieder zum 120 Seemeilen entfernten Scarborough-Riff fahren, wo der Fang ergiebiger wäre. Doch das ist ihm seit 2012 verboten.
Seit damals beansprucht China das Riff für sich und verwehrt Fischern wie Drio den Zugang. Seitdem ist sein Einkommen um mehr als die Hälfte eingebrochen. Statt Speisefisch fängt er jetzt oft nur noch kleine Zierfische fürs Aquarium. Die verkauft er für 1,50 Euro das Stück. Damit kommt er gerade so über die Runden.
Hongkong, Taiwan, das Südchinesische Meer und das Verhältnis zu den USA: Chinas Staatspräsident Xi Jinping taktiert beim Kampf um die Weltmacht an vielen Stellen.
12.05.2025 | 52:25 minEskalation auf hoher See
Wie Rony Drio geht es vielen Fischern. Wagen sie sich trotz Verbot in die Nähe des Atolls, werden sie von der chinesischen Küstenwache systematisch drangsaliert. Sie berichten von brutalen Übergriffen und der Beschlagnahmung ihres Fangs sowie der Ausrüstung. Die philippinische Regierung sieht dem nicht tatenlos zu: Sie entsendet regelmäßig Schiffe der Fischereibehörde, die von der Küstenwache eskortiert werden.
China drangsaliert regelmäßig Fischer in der philippinischen Grenzregion mit Wasserwerfern und gezielten Kollisionen.
Eine solche Fahrt kann aber auch eskalieren, wie die ZDF-Dokumentation "China - Die neue Weltmacht: Kampf ums Südchinesische Meer" an einem Beispiel aus dem Jahr 2024 zeigt. Chinesische Zerstörer und Küstenwachschiffe forderten die philippinischen Boote auf, die angeblichen Hoheitsgewässer Chinas zu verlassen. Die Chinesen verliehen ihrer Forderung Nachdruck und setzten extrem starke Wasserwerfer ein. Chinesische Schiffe rammten sogar gezielt die philippinischen, um ihre Navigationsinstrumente zu zerstören.
Taiwan will seine Verteidigungsausgaben aufgrund der wachsenden Bedrohung durch China deutlich erhöhen. Präsident Lai kündigte ein Sonderbudget von 40 Milliarden US-Dollar an.
26.11.2025 | 0:23 minChinas strategischer Griff nach der Macht
Das Scarborough-Riff ist nur einer von vielen Orten, an denen China auf seine Vorherrschaft pocht. Denn die Regierung in Peking strebt die militärische und wirtschaftliche Kontrolle über das gesamte Südchinesische Meer an.
"Unter dem Meeresboden liegen Bodenschätze, die noch nicht erschlossen wurden. Dort gibt es Erdgas und Öl", sagt Gilberto Teodoro, der philippinische Verteidigungsminister. Es ist ein Kampf um Ressourcen. Chinas Regierung lässt darum mittlerweile auch auf den Spratly-Inseln, die von sechs Nationen beansprucht werden, eigene Militärstützpunkte, einen Hafen und eine Start- und Landebahn für Kampfflugzeuge bauen.
Sehen Sie die Doku "China - Die neue Weltmacht: Kampf ums Südchinesische Meer" am 4. Dezember um 20:15 Uhr bei ZDFinfo oder jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
Gefahr in Taiwan konstant hoch
Vor allem Taiwan bekommt immer wieder Chinas Expansionsdrang zu spüren. Präsident Xi Jinping lässt regelmäßig Militärmanöver nahe Taiwan durchführen. Im Mai 2024 ließ die chinesische Regierung die Insel mit Dutzenden Kampfflugzeugen und Schiffen umzingeln und eine Blockade Taiwans üben. Das Großmanöver dauerte drei Tage.
Für Xi Jinping ist die "Wiedereingliederung" des Landes alternativlos. In Taiwan ist darum die Invasionsgefahr konstant hoch. Die ständige Bedrohung hat Folgen: Die Armee ist in ständiger Alarmbereitschaft. Jedes Jahr führen die Truppen Taiwans Übungen für den Fall eines Angriffs durch. Zehn Tage lang trainieren die Soldaten dann die Abwehr einer Invasion. Außerdem wurde die Dauer des verpflichtenden Wehrdienstes 2024 auf ein Jahr verlängert.
Im Dauerkonflikt mit China trainiert Taiwan den Ernstfall und bereitet sich in einer Militärübung mit scharfer Munition auf eine mögliche Blockade vor.
18.07.2025 | 1:31 minGanze Region um Südchinesisches Meer ein Pulverfass
Auch die Zivilbevölkerung wappnet sich gegen eine mögliche Invasion. Einmal im Jahr heulen in der Hauptstadt Taipeh die Sirenen für eine großangelegte Luftschutzübung, bei der die 2,5 Millionen Einwohner aufgefordert sind, umgehend Schutz in ausgewiesenen Bunkern und Tiefgaragen zu suchen. "Wir wollen in Frieden leben. Aber aus Vorsicht müssen wir uns mit diesen Übungen vorbereiten", sagt ein Notfallübungsleiter.
China probt derweil in der Wüste auf Truppenübungsplätzen den Sturm auf originalgetreue Nachbauten von Taipehs Präsidentenpalast. Vom Schicksal einzelner philippinischer Fischer bis zur Bedrohung einer ganzen Nation: Im Südchinesischen Meer schwelt ein Konflikt, der eine gesamte Region zum Pulverfass macht.
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