Gewinnt Mitte-Links oder Ultrarechts?:Chile: Kopf-an-Kopf-Rennen bei Präsidentschaftswahl erwartet
Bei der Präsidentschaftswahl in Chile wird ein knappes Rennen zwischen der Sozialdemokratin Jeanette Jara und dem Ultrarechten José Kast erwartet. Wofür die vier Kandidaten stehen.
In Chile wird ein neuer Präsident gewählt. Die Kandidaten José Antonio Kast und Jeanette Jara sind die Favoriten.
Quelle: ImagoEine Sozialdemokratin mit kommunistischen Wurzeln und ein ultrarechter Pinochet-Fan - gegensätzlicher könnten die beiden Favoriten der Präsidentschaftswahl in Chile kaum sein. Den Umfragen zufolge wird sich das Rennen nach der ersten Runde am Sonntag erst am 14. Dezember in einer Stichwahl zwischen der linken Jeannette Jara und dem rechtsnationalen José Antonio Kast entscheiden.
Es sei denn, dem in den Umfragen Drittplatzierten, dem Rechtsradikalen Johannes Kaiser, gelingt noch die Aufholjagd. Ein Überblick über die Präsidentschaftskandidaten:
Jeanette Jara: Arbeitertochter mit kommunistischen Wurzeln
Jeannette Jara, Kind aus einem Arbeiterviertel, engagierte sich schon als Jugendliche in der Kommunistischen Partei. Heute wird sie dem sozialdemokratischen Flügel zugerechnet. "Sie präsentiert sich als Abweichlerin", sagt ihre Biografin Alejandra Carmona.
Jeanette Jara ist in der Kommunistischen Partei, gewann die Vorwahlen aber als Teil der Mitte-Links-Koalition.
Quelle: APAls frühere Arbeits- und Sozialministerin setzte sie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit und die Reform des privaten Rentensystems durch. Als Präsidentin will die 51-Jährige die Kontrollen gegen illegale Einwanderung verschärfen und die wachsende Kriminalität bekämpfen. Sie greift damit Themen auf, die üblicherweise die rechten Parteien besetzen.
Die öffentliche Sicherheit wird vom ersten Tag an ein wichtiges Thema sein.
Jeanette Jara, Präsidentschaftkandidatin
José Antonio Kast: Ultrarechter Pinochet-Fan
Für den ultrarechten José Antonio Kast von der Republikanischen Partei ist es bereits der dritte Präsidentschaftswahlkampf. Der Vater des 59-jährigen deutschstämmigen Anwalts war in der Nazi-Zeit Wehrmachtssoldat und setzte sich nach Kriegsende nach Chile ab. Einer von Kasts Brüdern wurde Minister unter dem langjährigen chilenischen Diktator Augusto Pinochet (1973-1990).
José Antonio Kast tritt zum dritten Mal für das Amt des chilenischen Präsidenten an.
Quelle: AFPAuch Kast selbst macht keinen Hehl aus seiner Bewunderung für den Diktator, der Tausende Oppositionelle verfolgen, foltern und töten ließ. Mit der erhofften Übernahme der Macht plant er alle Einwanderer ohne Papiere aus dem Land zu werfen.
Wenn sie (die Einwanderer) nicht freiwillig gehen, werden wir sie holen.
José Antonio Kast, Präsidentschaftskandidat Chile
ZDfinfo besuchte drei verlassenen Orte in Chile, die vom Terror der Pinochet-Diktatur erzählen.
25.04.2025 | 44:47 minJohannes Kaiser: Gegen Frauenwahlrecht und Klimaschutz
Auch Johannes Kaiser hat deutsche Wurzeln, allerdings floh sein Großvater nach seinen Angaben vor den Nazis nach Chile. Der 49-jährige Vorsitzende und Gründer der Nationallibertären Partei gilt als deutlich rechtsradikaler als Kast. Auf seinem Youtube-Kanal stellte er das Wahlrecht für Frauen in Frage und verhöhnte Vergewaltigungs- sowie Pinochet-Opfer.
Johannes Kaiser, Gründer der Nationallibertären Partei.
Quelle: APKaiser kündigte an, bei einem Wahlsieg alle Einwanderer ohne Aufenthaltserlaubnis auszuweisen. Diejenigen mit Vorstrafen sollen in ein berüchtigtes Mega-Gefängnis in El Salvador kommen. Zudem will er die Ministerien für Bildung, Frauen und Umwelt abschaffen und den Austritt Chiles aus dem Pariser Klimaabkommen vorantreiben.
- Knast in El Salvador: Was wir über das Cecot-Gefängnis wissen
Im April schob US-Präsident Trump 100 Venezolaner in das Gefängnis nach El Salvador ab - ohne Urteil.
01.04.2025 | 2:38 minEvelyn Matthei: Ex-Bürgermeisterin mit wenig Chancen
Die konservative Kandidatin Evelyn Matthei ist die dritte im Kreis der rechtsgerichteten Kandidaten mit deutschen Vorfahren. Ihr Vater war Mitglied von Pinochets Militärjunta.
Evelyn Matthei ist die vierte Präsidentschaftskandidatin.
Quelle: AFPDie mittlerweile 72-jährige frühere Ministerin und Ex-Bürgermeisterin von Providencia, einer wohlhabenden Vorstadt von Santiago de Chile, gilt als deutlich gemäßigter als Kast und Kaiser.
Dennoch verteidigt auch sie den Sturz des damals demokratisch gewählten linken Präsidenten Salvador Allende 1973. Matthei lag in Umfragen zuletzt auf dem vierten Platz.
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