Verkaufen, abwarten oder investieren? Finanzexperte Saidi Sulilatu erklärt bei ZDFheute live, wie private Anleger auf die Börsen-Stürze reagieren sollten.
Nichts sei von der Panik verschont geblieben, sagt Finanzexperte Sulilatu. ETF-Sparern rät er dennoch, an ihrem Plan festzuhalten. Das Interview in voller Länge im Video.07.04.2025 | 16:10 min
Anleger machen sich Sorgen: Donald Trumps Zölle lassen die Börsenkurse weltweit fallen. Auch der Dax sank zeitweise um mehr als zehn Prozent. Wie sollte darauf reagiert werden?
Finanzexperte und "Finanztip"-Chefredakteur Saidi Sulilatu rät ETF-Sparern vom Verkauf ihrer Aktien ab. Wieso und weshalb Anleger zudem bei Investments in Kryptowährungen wie Bitcoin vorsichtig sein sollten, erklärt er bei ZDFheute live.
Der Dax ist nach drei tiefroten Handelstagen am Dienstag mit einem Plus gestartet. „Das Plus darf nicht über die Probleme hinweg täuschen“, so ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.08.04.2025 | 2:34 min
Das sagt Finanzexperte Saidi Sulilatu zu ...
… ETFs und Aktien-Investments
Trotz massiver Kursstürze rät Finanzexperte Sulilatu Anlegern dazu, ihre ETF-Fonds zu behalten und nicht auf den "Verkaufen-Button" zu drücken. Denn nur wer verkaufe, verliere tatsächlich Geld. Verluste sollten in ETF-Sparpläne einkalkuliert werden:
20 Prozent: Das ist in den langfristigen Plan eines ETFs, wenn ich in Aktien-ETFs investiere, definitiv mit eingebaut.
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Saidi Sulilatu, Finanzexperte
Wichtig sei, auf lange Sicht zu denken. ETFs lieferten Rendite, die "deutlich oberhalb der Inflation" lägen. Es brauche die "nötige Geduld und Ruhe", um Einbußen auszusetzen. Da man bei ETFs breit gestreut in die Weltwirtschaft investiere, sei das Risiko, wirklich Geld zu verlieren, gering.
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Der richtige Zeitpunkt grundsätzlich zum langfristigen Investieren mit ETFs ist immer jetzt.
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Saidi Sulilatu, Finanzexperte
In der derzeitigen Lage sei es wichtig, nicht ständig im eigenen Depot nach den Verlusten zu gucken. Das sei zwar schwierig, aber notwendig. Auch Sulilatu gibt an, heute noch nicht in das eigene Depot gesehen zu haben.
Ich brauche das Geld nicht, ich brauche das, wenn ich in Rente gehe.
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Saidi Sulilatu, Finanzexperte
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... Investitionen in Kryptowährungen und Gold
Bei Kryptowährungen rät der Experte zur Vorsicht.
Ich bin da in einer ganz anderen Risikoklasse, ganz anders spekulativ unterwegs als mit breit gestreuten Aktien-ETFs.
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Saidi Sulilatu, Finanzexperte
Keiner könne sagen, ob sich langfristig der Bitcoin oder eine andere Kryptowährung durchsetzen werde. Gerade könne man sehen, dass Kryptowährungen als hochspekulatives, hochriskantes Investment vom weltweiten Markt gesehen würden.
Deswegen ging es halt da auch deutlich runter, wo es ja sachlich irgendwie gar keinen Grund gebe.
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Saidi Sulilatu, Finanzexperte
Daher rät er eindeutig davon ab, einen großen Teil der Altersvorsorge auf Kryptowährungen aufzubauen.
Nach dem Trump massive Zölle ankündigte, befinden sich die Börsen auf Talfahrt. ZDF-Reporterin Valerie Haller berichtet von der Börse in Frankfurt.07.04.2025 | 1:22 min
Eine Anlage in Gold müsse man hingegen eher zeitlos sehen, sagt Sulilatu. Gold sei in der langfristigen Betrachtung eindeutig hinter einem breiten Aktieninvestment beispielsweise zurückgeblieben. Gold könne aber als Absicherung gekauft werden. Es könne im Falle einer sehr schweren Weltwirtschaftskrise, oder einer Währungsreform, relativ wahrscheinlich profitabel umgetauscht werden, sagt Sulilatu.
Der Finanzexperte hält es für sinnvoll, rund zehn Prozent in Gold zu investieren. Wichtig dabei sei, dieses in Form von Münzen und Barren zu halten. Da man diese aber auch entsprechend aufbewahren müsse, betreffe dies eher Personen, die schon über ein "ansehnliches Vermögen" verfügen. Für einen Vermögensaufbau rät er daher, auf den breiten Aktienmarkt und ETFs zu setzen.
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… wie es an den Finanzmärkten weitergeht
Wie es nun mit den Aktienkursen weitergeht, hängt laut Sulilatu "sehr stark von der erratischen Politik" im Weißen Haus ab. Der US-Präsident lasse sich "nicht wirklich in die Karten schauen, ob er auf Verhandlungsangebote eingeht oder nicht". Dennoch macht der Finanzexperte zwei Szenarien aus:
Im "guten" Szenario hätte "der Spuk relativ schnell ein Ende", weil man bei Zöllen "auf den Weg der Vernunft" zurückkehre.
Im anderen Szenario könnten letztendlich nationale Abschottungen, also der Protektionismus im großen Stil, die Märkte treffen. Die Konsequenz wäre eine globale Wirtschaftskrise, dann könnte es auch noch viel schlimmer kommen, so der Experte.
Langfristig hat sich der Aktienmarkt in der Vergangenheit immer wieder von so etwas erholt.
Solange Trump pokere, bleibe die Verunsicherung in Frankfurt groß, so ZDF-Börsenreporterin Haller. Auch die US-Amerikaner würden immer nervöser, so USA-Korrespondentin Albrecht. 07.04.2025 | 9:02 min
Auf die Frage nach Mustern aus der Vergangenheit, sagt der Experte: "Das ist die verzweifelte Suche nach Sicherheit." Den aktuellen Aktiensturz könne man kaum mit den Finanzkrisen und Börsencrashs von 2000 oder 2008 vergleichen:
Jede Krise sieht anders aus.
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Saidi Sulilatu, Finanzexperte
Nach Mustern zu suchen, lohne sich nicht, so Sulilatu weiter. Denn die nächste Krise oder das nächste Ereignis sei in unserer komplexen Welt fast immer anders als das vorherige.
Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Alica Jung. Zusammengefasst haben es Sara Lazarska, Jonas Kapp und Caroline Kleine-Besten.