Kongresswahlen in Argentinien: Mileis Partei liegt vorne

Überraschungserfolg:Kongresswahlen in Argentinien: Mileis Partei liegt vorne

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Bei den Zwischenwahlen in Argentinien liegt die Partei von Javier Milei klar vor der Opposition. Die Abstimmung galt auch als Stimmungstest zur Halbzeit seiner Präsidentschaft.

Argentiniens Präsident Javier Milei feiert in Buenos Aires nach den Zwischenwahlen.

Bislang verfügt Milei in der Abgeordnetenkammer und im Senat nur über wenige eigene Abgeordnete.

Quelle: AP

Trotz Korruptionsskandalen in seinem Umfeld und einer schwächelnden Wirtschaft hat Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei bei den Zwischenwahlen zum Kongress einen überraschenden Erfolg erzielt. Seine Partei "La Libertad Avanza" (Die Freiheit schreitet voran) sicherte sich gut 40 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt nach der Auszählung fast aller Stimmen mitteilte.

Die linke Opposition erhielt demnach knapp 32 Prozent. Trotz Wahlpflicht lag die Wahlbeteiligung bei gerade einmal 68 Prozent.

Heute ist ein historischer Tag. Das argentinische Volk lässt den Verfall hinter sich und entscheidet sich für den Fortschritt.

Javier Milei, Präsident von Argentinien

"Heute beginnt der Aufbau des großen Argentiniens", sagte Milei vor seinen Anhängern. Er kündigte an, seine Reformagenda fortzuführen und rief die Gouverneure der Provinzen zur Zusammenarbeit auf.

ARCHIV - 17.10.2025, Argentinien, Buenos Aires: Argentiniens Präsident Javier Milei hält ein Megaphon in der Hand, während er eine Wahlkampfveranstaltung vor den Parlamentswahlen anführt. Er wird begleitet von dem Kandidaten Diego Santilli (2.v.l), der Generalsekretärin der Präsidentschaft Karina Milei und der Sicherheitsministerin Patricia Bullrich in Tres de Febrero.

Die Strategie des argentinischen Präsidenten führt zu Wirtschaftswachstum, doch die Löhne sinken und die Arbeitslosigkeit steigt. Das führte kurz vor den Zwischenwahlen zu Unmut.

25.10.2025 | 2:57 min

Erhoffter wirtschaftlicher Aufschwung bleibt aus

Die Abstimmung, bei der die Hälfte der Abgeordnetenkammer und ein Drittel des Senats neu besetzt wurden, galt auch als Stimmungstest zur Halbzeit der Präsidentschaft Mileis. Mit seiner harten Sparpolitik ist es ihm zwar gelungen, den Haushalt auszugleichen und die Inflation zu senken. Doch der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung in Argentinien bleibt bislang aus.

Bisher hatte Milei in der Abgeordnetenkammer und im Senat nur wenige Abgeordnete seiner Partei gehabt. Zuletzt regierte er weitgehend mit Dekreten, aber immer wieder wurden seine Gesetzesinitiativen im Kongress gestoppt. So ist Mileis ambitionierte Reformagenda ins Stocken geraten.

Demonstranten ziehen mit Schildern und Flaggen durch die argentinische Hauptstadt Buenos Aires

Erneut sind in Argentinien Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Sparkurs von Präsident Milei zu demonstrieren. Darunter sind vor allem Studenten.

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Milei baut Unterstützung im Kongress aus

Mit dem Ergebnis vom Sonntag könnte Milei gemeinsam mit seinen Verbündeten im Kongress zumindest auf ein Drittel der Mandate kommen. Damit wäre das erforderliche Quorum erreicht, um sein präsidentielles Veto gegen Parlamentsbeschlüsse zu verteidigen. Er kann die Abstimmung zudem als Auftrag verstehen, die Liberalisierung des Landes weiter voranzutreiben.

Das gute Wahlergebnis dürfte auch Mileis Verbündete in Washington beruhigen. Über einen Währungstausch in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar verschaffte die US-Regierung dem hoch verschuldeten Land zuletzt zusätzliche Liquidität. In einem ungewöhnlichen Schritt kaufte das Finanzministerium in Washington zudem im großen Stil Pesos auf, um den Kurs der argentinischen Landeswährung zu stützen.

Javier Milei mit Motorsäge - 2025

Die ersten Erfolge von Mileis Reformen sind verblasst. Skandale pflastern seinen Weg und er bekommt immer mehr Gegenwind – vom Kongress und auch von den Bürgern.

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Korruptionsskandale kratzen an Mileis Image

Zudem kratzen mehrere Korruptionsskandale in Mileis Umfeld an seinem Image als unabhängiger Politrebell, der ganz anders sein will als das Establishment des südamerikanischen Landes. Milei selbst bewarb zudem auf der Plattform X die Krypto-Währung $LIBRA, kurz danach verkauften die Initiatoren ihre Anteile, der Wert brach ein und Anleger verloren schätzungsweise 200 Millionen US-Dollar.

Seiner Schwester und wichtigsten politischen Beraterin, Karina Milei, wird vorgeworfen, bei Pharmabestellungen der öffentlichen Hand für Behinderte Schmiergelder verlangt zu haben. Sie weist die Vorwürfe zurück.

Kurz vor der Wahl stieg auch noch Mileis Spitzenkandidat in der Provinz Buenos Aires, José Luis Espert, aus dem Rennen aus. Zuvor war bekanntgeworden, dass Espert 200.000 US-Dollar Berater-Honorar von einem Unternehmer kassiert hatte, der in den USA wegen Drogenhandels gesucht wird.

Quelle: Reuters, AFP, dpa

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