Angola: Mit dem Benguela-Express quer durchs Land

Quer durch Angola:Zugfahrt mit dem Benguela Express

Porträt der ZDF-Studioleiterin Johannesburg Verena Garrett

von Verena Garrett

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Schienen als Hauptverkehrsader: eine Zugverbindung ist der einzige direkte Weg quer durch Angola von West nach Ost. Ein alternativloser Transportweg für Menschen und Fracht.

Bahnhof in Angola am Lobito-Korridor

Der Lobito-Korridor soll den Zugang zu Afrikas Rohstoffen erleichtern. USA, EU und China investieren Milliarden – ein geopolitisches Rennen um Einfluss und Ressourcen. Wer profitiert wirklich?

29.10.2025 | 6:35 min

Lange Schlangen frühmorgens am Bahnhof von Lobito, einer kleinen Hafenstadt im Westen Angolas. Alle hier wollen nur eins: einen Platz im Benguela Express. Manche haben sich lange vor der Abfahrt um ein Ticket gekümmert, und es gibt die, die hoffen, dass sie mit viel Glück noch eins bekommen. Alles ist ausgebucht.

Der Frachtwaggon des rot-gelben Zugs ist vor allem eines: chaotisch. Jeder, der größere Gepäckstücke hat, muss sie hier selbst verstauen.

Nachtzug im Bahnhof in Rom

Obwohl es mit anderen Verkehrsmitteln schneller geht, sind die Plätze im Nachtzug heiß begehrt. Vor allem in der Ferienzeit. Über Nacht durch die Alpen: ein besonderes Erlebnis.

08.08.2025 | 2:49 min

Tatiana Moises reist mit zwei Kühlboxen, und steigt über Körbe, Taschen, Koffer und Möbel in den Frachtraum. Fisch sei drin, erzählt sie. Tatiana Moises fährt zum zweiten Mal mit dem Zug, hat einen der begehrten Plätze in einem Waggon mit Schlafabteil bekommen. Ihr steht eine lange Fahrt bevor.

Zug fährt 30 Stunden quer durchs Land

Der Benguela Express fährt von Lobito bis an die kongolesische Grenze im Osten. 1334 Kilometer, 30 Stunden dauert die Fahrt. Knapp neun Euro kostet ein Ticket, das Durchschnittseinkommen in Angola liegt bei umgerechnet 23 Euro im Monat.

Einmal in der Woche, immer montags, geht es von West nach Ost. Donnerstags geht es wieder zurück.

Die Strecke wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und weitestgehend während Angolas Bürgerkrieg zerstört. Heute bildet sie den größten Teil des geplanten "Lobito-Korridors" - ein Infrastrukturprojekt, in das China und die USA massiv investieren und sich im Gegenzug gute Geschäfte in Afrika versprechen. Auf den Schienen sollen mehr Rohstoffe wie Kobalt aus dem benachbarten Kongo und Kupfer aus Sambia transportiert werden. Experten wie João Malavindele meinen, dass davon nicht nur die Wirtschaft des Landes profitieren wird.

Wir sprechen nicht nur von den größeren Städten, ich bin davon überzeugt, dass dieser Korridor auch eine Verbesserung für die Gemeinden, die entlang der Bahnstrecke leben, sein wird.

João Malavindele, Menschenrechtsorganisation Omunga

Gerangel um Afrikas Rohstoffe

Der Lobito-Korridor zieht nicht nur die Aufmerksamkeit auf sich, weil er einen schnelleren Transport von Rohstoffen ermöglicht. Dahinter steckt auch eine geopolitische Aufholjagd. Über Jahrzehnte hinweg hat sich China eine dominante Position in Afrika aufgebaut - Kredite vergeben, Häfen, Straßen und Bahnstrecken gebaut. Jetzt will der Westen nachziehen. Der Lobito-Korridor soll die Mobilität in den afrikanischen Ländern verbessern, den Handel und die lokale Wirtschaft ankurbeln und europäischen Unternehmen Chancen eröffnen.

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11.09.2025 | 29:31 min

Das Gerangel um Afrikas Rohstoffe ist schon bei einem Blick auf die Landkarte sichtbar. Da schlängelt sich der Lobito-Korridor von der Westküste am Atlantischen Ozean bis in das Herz des Kontinents. Nicht weit von seinem Endpunkt in Sambia entfernt beginnt eine zweite Bahnstrecke. Diese führt Richtung Osten und endet in Daressalam am Indischen Ozean.

Sowohl China als auch die westlichen Staaten wollen viel Geld in die jeweiligen Bahnstrecken stecken, Milliarden sind im Gespräch.

Die Schienen sind alternativlos

Tatiana Moises ist unterwegs mit ihren Kindern und ihren Neffen. Sie hat ihren Vater besucht und fährt zurück nach Hause - das ist ganz am Ende der Strecke. Sie reist alleine mit den Kindern und muss sich um alles gleichzeitig kümmern.

Das Gute ist, man findet immer Jemanden, der einem helfen kann.

Tatiana Moises, Fahrgast

Sobald der Zug hält, wird der Bahnsteig zum Marktplatz. Ananas, Bananen, Hühner werden durchs Zugfenster gereicht. Gäbe es mehr Züge, könnten sie hier mehr verkaufen.

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Alternativen zum Zug gibt es Angola so gut wie keine - die Straßen des Landes sind schlecht, ungeteert, in manchen Gegenden sind sie unbefahrbar.

Nicht nur an der Strecke, auch im Zug wünschen sich die Menschen eine bessere Infrastruktur: "Es sollte nicht nur mehr Wagen geben, sondern der Zug müsste auch öfter fahren", sagt Antonio Laurinho, ein Passagier, der den Benguela Express regelmäßig nutzt.

Man bekommt ja sofort Schwierigkeiten, wenn man es montags nicht schafft oder den Zug einmal verpasst.

Antonio Laurinho

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 Kilometern in der Stunde geht es eher gemächlich auf der überwiegend eingleisigen Strecke dahin, moderne Signaltechnik gibt es nicht; stattdessen tutet der Lokführer bei jedem Übergang. Und während bei einsetzender Dunkelheit für die Einen die Reise am nächsten kleinen Bahnhof endet, fängt sie für Andere erst an.

Verena Garrett ist Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Johannesburg.

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