Wildtiere im Wohngebiet:Wildschweine: Ungebetener Besuch im Garten
von Maja Fiedler
In Wiesbaden-Frauenstein sind regelmäßig Wildschweine auf privaten Grundstücken unterwegs. Die Anwohner sind verzweifelt. Von den Behörden fühlen sie sich im Stich gelassen.
Jean-Pascal Arnold ist entsetzt: Im Wiesbadener Stadtteil Frauenstein zählte er 31 Wildschweine in seinem Garten. Für Schäden aufgrund der erhöhten Wildschweinaktivität müssen Privatpersonen aufkommen.
16.10.2025 | 3:30 minJean-Pascal Arnold steht in seinem Garten und blickt auf die durchwühlte Erde. Hinter ihm liegen zerstörte Gartenmöbel. Viele Pflanzen sind aus der Erde gerissen. Die Übeltäter: Wildschweine. Jede Nacht sind zwanzig bis dreißig Tiere auf dem Grundstück seiner Familie unterwegs - und das seit rund zwei Jahren.
Ohnmacht ist eine Sache. Für mich überwiegt aber die Wut. Wir können als Familie nicht mehr so leben, wie wir es uns vorgestellt haben.
Jean-Pascal Arnold, Bewohner Wiesbaden-Frauenstein
So wie Arnold geht es einigen Anwohnern im hessischen Wiesbaden-Frauenstein. Der Ort ist umgeben von Wald. Viele Häuser liegen direkt am Hang. Die Wildschweine haben es also nicht weit in die Gärten.
Oft sind sie in der Dämmerung auch auf den Straßen unterwegs. Die zwei Kinder der Familie würden mittlerweile nur noch ungern mit dem Hund Gassi gehen. Zu groß sei die Sorge, auf ein Wildschwein zu treffen.
Wildschweine: Bedrohung für Anwohner
Die Allesfresser können immerhin über 100 Kilogramm schwer werden. Fühlen sie sich bedroht, werden die Tiere zu einer ernsthaften Gefahr. Im Zweifelsfall greifen sie die Menschen an, um ihre Frischlinge zu verteidigen. Zu der Bedrohung kommen auch noch die hohen Reparaturkosten für verwüstete Grundstücke. Arnold habe schon mehr als 8.000 Euro gezahlt.
Der junge Elchbulle ist von Polen durch die Donau und Tschechien nach Österreich gelangt, selbst Experten rätseln, warum. Die Polizei mahnt, Abstand zu halten, um das Tier nicht zu stressen.
03.09.2025 | 1:34 minWiesbaden-Frauenstein: Zu wenig Bejagung
Auch Jäger Reinhold Lupp lebt in Frauenstein. Er versteht die Anwohner nur zu gut. Das Problem sei, dass die Wildschweine in den vergangenen Jahren nicht ausreichend bejagt wurden. Die Tiere vermehren sich schnell und in hoher Zahl. Mit der aktuellen Strategie ist die Situation nicht mehr in den Griff zu bekommen. Lupp selbst ist für einen anderen Bezirk zuständig. Er darf hier also nicht eingreifen.
Das ist als Anwohner sehr ärgerlich. Wir sind im Grunde machtlos.
Reinhold Lupp, Jäger und Anwohner
Der Lebensraum der Wildschweine ist vielfältig. In Deutschland kommen sie überwiegend in Wäldern und auf Feldern vor, und eben auch im städtischen Raum. Wiesbaden-Frauenstein ist da kein Einzelfall. Die Tiere leben beispielsweise auch in Teilen von Berlin. Natürliche Fressfeinde, wie Wolf, Bär und Luchs, gibt es hier nur wenig.
Jäger: Drückjagd als Alternative
Der Schutz des eigenen Grundstücks ist in Deutschland Privatsache. In den sogenannten "befriedeten Gebieten" darf nicht gejagt werden. Lupp nennt eine Alternativmöglichkeit, um gegen die Wildschweine vorzugehen: die Drückjagd. Dabei werden die Tiere aus dem Ort getrieben und dann von Schützen erlegt.
In der Pflicht wären jetzt die drei zuständigen Pächter. Sie müssen die Jagdstrategie anpassen.
Reinhold Lupp, Jäger und Anwohner
Keine Unterstützung von den Behörden in Sicht
Lupp hat sich mit seinem Anliegen bereits an den Ortsbeirat gewandt, dort aber keine Unterstützung bekommen. Auch die Kommunikation mit der zuständigen Jagdbehörde in Wiesbaden sei im Nichts verlaufen. Laut dem Jäger, müsste diese sich dem Thema annehmen und eine Lösung einbringen.
Tiere müssen immer sterben, wenn wir Fleisch essen wollen. Aber ist es vielleicht sinnvoller, Wildtiere aus der Natur zu schießen, die bis dahin frei und ohne Massentierhaltung gelebt haben?
20.06.2025 | 3:15 minDer Jagdbehörde in Wiesbaden ist das Problem in Frauenstein bekannt. Aufgrund der Afrikanischen Schweinepest (ASP) galt eine Jagdruhe von fast einem Jahr. Nun dürfe dort wieder gejagt werden. Mit den Betroffenen werde es weitere Beratungstermine vor Ort geben.
Die untere Jagdbehörde kann lediglich nachdrücklich an die Jägerschaft appellieren, die Jagd auf Schwarzwild intensiv zu betreiben. Hierzu steht sie im regen Kontakt mit den Jagdpächtern.
Untere Jagdbehörde Wiesbaden; Dezernat VII - Dezernat für Smart City, Europa und Ordnung
Afrikanische Schweinepest: Tödliche Erkrankung
ASP ist eine Viruserkrankung, die für Wild- und Hausschweine fast immer tödlich endet. Für Menschen ist sie ungefährlich. Eine Ansteckung erfolgt sowohl über direkten Kontakt, als auch über verunreinigte Gegenstände oder Futter.
Wiesbaden-Frauenstein selbst ist von der ASP nicht betroffen. Im naheliegenden Landkreis Groß-Gerau wurde im Juni 2024 erstmals ein Wildschwein positiv getestet.
Mein Wunsch wäre, dass sich die untere Jagdbehörde in Wiesbaden dem Problem annimmt.
Reinhold Lupp, Jäger und Anwohner
Wie es für Arnold und seine Familie weitergeht, ist ungewiss. Sie hoffen auf die Unterstützung der Stadt. Privat sei die Bekämpfung der Wildschweine nicht möglich. Bis dahin finden Familienfeiern sicherheitshalber im Haus statt.
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