Nutrias-Ausbreitung: Gefahr für Hochwasser- und Artenschutz

Gefahr für Hochwasserschutz:Nutrias breiten sich in Deutschland aus

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Die südamerikanische Biberratte Nutria breitet sich weiter in Deutschland aus. Dies kann Auswirkungen auf die Artenvielfalt und den Hochwasserschutz haben.

 Drei Nutrias sitzen im Naturschutzgebiet Alte Leine in der Region Hannover auf einem Baumstamm. (Archiv)
Drei Nutrias sitzen im Naturschutzgebiet Alte Leine in der Region Hannover auf einem Baumstamm. (Archiv)
Quelle: dpa

Nutrias - Biberratten aus Südamerika - breiten sich hierzulande weiter aus. Die invasive Tierart kam 2023 in 35 Prozent der untersuchten Jagdreviere vor - dies entspreche einer Verdopplung gegenüber dem Jahr 2015, teilte der Deutsche Jagdverband (DJV) in Berlin mit.

Nutrias-Ausbreitung hat Folgen für Hochwasser- und Artenschutz

Nach Angaben des Verbandes haben Nutrias, deren ursprüngliche Populationen meist durch entflohene Farmtiere entstanden, negative Folgen für den Hochwasser- und Artenschutz. Das Nagetier untergrabe Flussufer sowie Deiche und vernichte Schilfgürtel, hieß es. Der DJV fordere eine Aufnahme der Nutria in das Bundesjagdgesetz und ein "Bekenntnis der Politik zur Fangjagd". In den meisten Bundesländern gibt es mittlerweile eine Jagdzeit oder Sondergenehmigungen.

Nutrias lieben es, Röhricht zu fressen. Sie sorgen dafür, dass komplette Flussläufe schilffrei werden. Das hat gravierende Folgen für die Artenvielfalt.

Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbands

Denn die Schilfgebiete, in denen die Fließgeschwindigkeit von Flüssen in der Regel langsamer sei, seien Kinderstuben von Insekten, Amphibien, Fischen und Vögeln.
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Biberratten können Deiche destabilisieren

Auch die Deutsche Wildtier-Stiftung sieht örtlich Gefahren durch Nutria-Vorkommen vor allem beim Hochwasserschutz. "Herausforderungen und Konflikte mit Nutrias sind lokal, aber sie sind in jedem Fall da", sagt Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Stiftung. Allerdings habe nicht jedes Revier, das Nutria-Vorkommen melde, auch Probleme mit den Tieren.

Nutrias sind in der Lage, Deiche sehr instabil zu machen. Es müssen hohe Mittel dafür aufgewendet werden, um Schäden zu reparieren.

Andreas Kinser, Deutsche Wildtier Stiftung

Der ökologische Schaden durch Nutrias, die Pflanzenfresser seien, sei dagegen im Vergleich zu anderen gebietsfremden Arten wie etwa Waschbären, ein Allesfresser, geringer einzuschätzen.
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Nutrias an deutschen Flüssen immer häufiger

Für die Untersuchung wurden Daten aus 23.000 Jagdrevieren ausgewertet, diese umfassen laut DJV mehr als ein Drittel der forst- und landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Die großen Flüsse Rhein, Ems, Weser und Elbe bieten den auch Sumpfbiber oder Biberratte genannten Tieren ideale Lebensgrundlagen. So kamen in 60 Prozent der Jagdgebiete in Nordrhein-Westfalen Nutrias vor, in 55 der niedersächsischen Gebiete und in 50 Prozent der Gebiete Sachsen-Anhalts.
Der Stadtstaat Bremen meldete laut Verband sogar in 93 Prozent der Reviere die Anwesenheit von Nutrias, was einer Steigerung um das Sechsfache gegenüber 2015 entspricht. In Hamburg waren es 74 Prozent. "Durch unerlaubte Fütterung, klimatische Vorteile und jagdliche Einschränkungen sind Nutrias mittlerweile besonders häufig in städtischen Bereichen vorzufinden, wo sie auch tagaktiv werden und ein großes Vermehrungspotenzial haben", hieß es vom DJV.
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Quelle: AFP, dpa

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