Hochwasser: Viele Regionen laut Umwelthilfe zu wenig vorbereitet

Hochwassergefahr in Bundesländern:Flutschäden: Wo die Bedrohung am höchsten ist

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Ein Jahrhunderthochwasser kann schwere Schäden anrichten. Wie hoch sind die Risiken dafür in den Regionen? Die Deutsche Umwelthilfe hat das berechnet.

Schild der Deutschen Umwelthilfe
Viele Bundesländer sind laut der Deutschen Umwelthilfe nicht ausreichend vor Hochwasser geschützt. Im Fall eines Jahrhunderthochwassers seien die Risiken für viele Regionen hoch.10.07.2025 | 0:24 min
Die meisten Bundesländer sind nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) im Fall eines Jahrhunderthochwassers nicht ausreichend vorbereitet. In zehn Ländern seien die Risiken für schwere Schäden mindestens sehr hoch - in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gar extrem, wie der Verein mitteilte.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner mahnte:

Bislang tun die Bundesländer jedoch zu wenig für den Schutz der potenziell hunderttausenden Betroffenen.

Sascha Müller-Kraenner, DUH

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Bayern besonders hochwassergefährdet

Die DUH hat für die Regionen einen jeweiligen Risikograd errechnet. Er berücksichtigt die potenziell von Schäden betroffenen Fläche bei einem Jahrhunderthochwasser und die Zahl der betroffenen Wohnadressen. Dieser Risikograd sei dann besonders hoch, wenn ein Bundesland insgesamt eine große Hochwasser-Risikofläche gemäß EU-Definition hat und gleichzeitig viele Wohnadressen in den möglichen Überflutungsgebieten liegen.
Hochwasserrisiko in Deutschland auf einer Karte
Quelle: Deutsche Umwelthilfe (DUH)

In Bayern ist der Risikograd mit 8,29 Punkten demnach am höchsten - ab 7,5 Punkten ist das Risiko laut Umwelthilfe "extrem". In Bayern seien mit mehr als 65.000 Wohnadressen besonders viele Menschen einem Hochwasserrisiko ausgesetzt, gleichzeitig sei auf 4,25 Prozent der Landesfläche mit erheblichen Schäden für Menschen, Umwelt, Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten zu rechnen.
3D-Studio, 3D-Grafik, Alpen,Gletscher,Fluss,Katja Horneffer
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Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen wäre dies zwar bei 6,8 Prozent der Landesfläche der Fall, hier wären mit rund 28.000 Wohnadressen aber deutlich weniger Menschen als in Bayern einem Hochwasserrisiko ausgesetzt. Auch in Baden-Württemberg wären viele Menschen betroffen. Dort lägen etwa 54.600 Adressen in gefährdeten Gebieten. In Berlin seien es hingegen nur 151.

Hohe Wasserstände künftig häufiger

Hoch ist der Anteil der Risikoflächen an der Landesfläche auch in Brandenburg (6,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (5,9 Prozent), Baden-Württemberg (4,7 Prozent) und Hessen (4,6 Prozent). Die wenigsten Risikoflächen gibt es demzufolge in Mecklenburg-Vorpommern (0,7 Prozent), Berlin (0,76 Prozent) und Schleswig-Holstein (1,12 Prozent). Die Berechnungen basieren laut DUH auf Daten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherer und der Bundesanstalt für Gewässerkunde.
Welche Maßnahmen helfen gegen Hochwasser? Die Infografik zeigt, dass Deiche besiedelte Gebiete schützen. Wenn Gebäude direkt am Ufer stehen, können Hochwasserschutzwände helfen. Des Weiteren gibt es Rückhaltebecken und Talsperren - aber auch die Kanalisation kann verbessert werden.
Nachholbedarf im Bereich Hochwasservorsorge und Vorsorgemonitoring sieht die DUH vor allem beim naturbasierten Hochwasserschutz der Länder - etwa der Renaturierung von Auen und Flüssen. Durch solche Maßnahmen könnte sich Wasser besser ausbreiten und langsam wieder abfließen. Müller-Kraenner erklärte:

Flüsse und Bäche brauchen endlich mehr Raum, Wasser muss in intakten Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten zurückgehalten werden.

Sascha Müller-Kraenner, DUH

Ein Jahrhunderthochwasser tritt statistisch gesehen zwar nur einmal alle 100 Jahre auf, aber: "Im Zuge der Klimakrise sind Wasserstände dieser Höhe zukünftig häufiger zu erwarten", schreibt die Umwelthilfe.
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Quelle: dpa, epd

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