Waldbrände in Deutschland :Wie Drohnen und KI unsere Wälder retten sollen
Extreme Hitze: Böden vertrocknen, Flüsse führen kaum Wasser, der Grundwasserspiegel sinkt - das ist Deutschland heute. Da genügt ein Funke und auch Wälder brennen lichterloh.
Deutschlands Wälder sind zunehmend bedroht: Waldbrände und Borkenkäfer zerstören Flächen (Symbolbild).
Quelle: dpaWaldbrände werden in Deutschland häufiger. Bereits im September dieses Jahres sind 5.354 Hektar Wald in Flammen aufgegangen, Höchststand seit Aufzeichnungsbeginn. Nach Schätzung der deutschen Holz- und Forstwirtschaft sollen seit 2018 3.000 Quadratkilometer Wald durch Borkenkäfer und Trockenheit zerstört worden sein.
"Es gibt heute viele digitale Methoden, um den Wald zu beobachten", sagt Christoph Ewers, Vizepräsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates.
Mit Satelliten, Robotik und KI könnte der Wald engmaschig überwacht werden.
Christoph Ewers, Vizepräsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates
Drohnen verändern Waldwirtschaft in Deutschland
Da der Wald sich rapide verändert, wurde die Future Forest Initiative in Sachsen-Anhalt gegründet: Auf Schloss Blankenburg treffen sich seit vier Jahren Pioniere und Praktiker. Die Einen, um ihre Erfindungen vorzustellen und Geldgeber zu finden, die Anderen, um Lösungen für ihre Probleme zu finden - wie die Drohne, die Borkenkäfer riechen soll:
Wir haben Drohnen mit Kameras darauf trainiert, sehr frühe Anzeichen eines Befalls zu erkennen und eine elektronische Nase hinzugefügt.
Christo van Zyl vom Start-up Beetle Sense
"Wenn die Käfer einen Baum befallen, setzen sie ein Pheromon frei, das wir abfangen können," erklärt Christo van Zyl vom Start-up Beetle Sense. Die frühzeitige Entnahme der geschädigten Bäume könnte den Rest des Waldes retten.
Özden Terli erklärt im 3D-Wetterstudio: Wälder spielen eine wichtige Rolle im natürlichen Kohlenstoffkreislauf. Sie helfen auch, die Temperatur zu regulieren. Waldbrände also schaden mehrfach.
25.08.2025 | 0:45 minWaldbesitzer zwischen Klimaschutz und Waldbrandgefahr
Für den Forst- und Waldsektor ist die Drohne zu einem der wichtigsten Werkzeuge geworden: Sie sät aus, späht, scannt, je nachdem, womit sie bestückt wird:
Mit RGB-Kameras, Infrarot oder Wärmebildkameras misst sie die Vitalität der Bäume, mit einem LiDAR-Sensor, der Laserpulse sendet, Entfernungen. Mit den Drohnenaufnahmen werden digitale 3D-Zwillinge der Bäume erstellt, um an ihnen mögliche Veränderungen auszutesten. Auszählungen per Hand und Vermessen des Forstes alle paar Jahre - das war mal. Forstinventur muss heute schnell sein, denn der Wald verändert sich rapide.
Heimische Bäume im Fokus
Es herrscht Einigkeit in Forstkreisen, dass die Wälder zu Mischwäldern umgebaut werden müssen, um resilienter zu werden. Dies wird in den letzten fünf Jahren intensiviert. Doch statt gebietsfremder Baumarten, so eine Forschungsarbeit des Frankfurter Klima-Forschungszentrums SBIK-F jetzt, gebe es schon heimische Hölzer, die sich dem Klimawandel angepasst haben.
In Spanien sind seit Jahresbeginn über 400.000 Hektar Wald verbrannt, ein neuer Höchstwert. Laut Zivilschutz entspannt sich die Lage etwas, die Gefahr für weitere Brände aber bleibt
23.08.2025 | 1:32 min"Diesen guten Genpool wollen wir durch Selektion schneller vermehren", so die Idee der Wissenschaftlerinnen Linda Eberhard und Cosima Caliendo. Es wäre wirtschaftlicher, weil "schlecht angepasste Bäume zu einem Zeitpunkt aus der Population entfernt würden, in dem noch kein Schadholz entstanden ist und der Forstbetreiber somit keine Verluste hat."
Dilemma der Waldbesitzer: Keine Pauschallösungen
Wie weit der Mensch in die Natur eingreifen soll, darüber herrscht Uneinigkeit, auch beim sogenannten Brennstoffmanagement. Was lässt man stehen, um Schwelfeuer auf natürliche Weise einzudämmen? Die schwer entflammbare Traubenkirsche, die wilde Brombeere als Bodendecker und Totholz für die Bodenfeuchtigkeit? Das Dilemma: Es gibt keine Pauschallösungen, jeder muss seinen eigenen Weg finden.
"Die standardmäßige Überwachung mittels satellitengestützter Sensorik und Datenübertragung in Echtzeit an einsatzbereite Leitstellen ist eine dringende Maßnahme für die Waldbrandbekämpfung in Deutschland", sagt Susanne Rönnefarth von der Future Forest Initiative.
In Spanien kämpfen Feuerwehrleute weiter gegen schwere Waldbrände. Seit heute unterstützen auch Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im Westen Spaniens.
20.08.2025 | 1:34 minFrüherkennung und neue Löschmethoden
Türme mit Videokameras, Spähdrohnen, Bäume mit solarbetriebenen Rauchmeldern - viele Früherkennungssysteme werden gerade von Feuerwehren getestet. Die Blankenburger haben letztes Jahr erste Erfahrungen mit einem neuartigen Brandverzögerer gemacht: Das Silikat konnte die Feuer um den Harzer Brocken schneller als Wasser ersticken. Jetzt wolle man es bei Brandgefahr prophylaktisch austragen, erzählt Kreisbrandmeister, Kai-Uwe Lohse.
Sie seien "sehr gut von der Kommune mit Technik ausgestattet worden". Und dann fügt er hinzu: "Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa ist es manchmal schon peinlich, darüber zu reden, aber wir betreiben Deutschlands einziges Löschflugzeug."
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- von Anna geschrieben
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