Anno 117: Games-Entwicklung in Deutschland wichtig

Interview

Games-Entwicklung in Deutschland:Macher von Anno 117: "Wollen wir dabei sein oder nicht?"

von Andreas Garbe

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Deutschland ist einer der wichtigsten Märkte für Videospiele. Entwickelt wird hierzulande aber im Vergleich sehr wenig. Ein Gespräch mit den Machern von "Anno 117: Pax Romana".

Screenshot aus dem Videospielt Anno 117 Pax Romana der Firma Ubisoft.

Auf zu neuen Ufern: Deutsche Blockbuster-Produktionen wie "Anno 117: Pax Romana" gibt es nur wenige. Entwickelt wurde das Aufbau-Strategie-Spiel im Studio Ubisoft Mainz, das dieses Jahr 30 Jahre alt wird.

Quelle: Ubisoft

In Deutschland werden viele Videospiele gekauft, aber diese entstehen meist im Ausland. Blockbuster-Titel wie "Anno 117: Pax Romana", das in Mainz entwickelt wurde, sind die Ausnahme. Allerdings bekam das Game auch mehr als fünf Millionen Euro an staatlicher Förderung. Ein Gespräch mit Thomas Pottkämper, Studio Manager von Ubisoft Mainz, und Benedikt Grindel, Zone Managing Director bei Ubisoft.

ZDFheute: Ubisoft ist ein großer, internationaler Publisher mit Hauptsitz in Frankreich, der gleich drei Studios in Deutschland unterhält, mit insgesamt hunderten Mitarbeitenden. Viele Konkurrenten besitzen kein einziges hier, steuern hierzulande nur Marketing und Vertrieb. Wieso dieses Engagement?

Benedikt Grindel: Wir sind schon, wenn man es netto rechnet, die Firma mit der größten internen Entwicklungskapazität in Deutschland, an drei Standorten. Hier gibt es noch viel Potenzial im Bereich Entwicklung. Da sind wir weit davon entfernt, da zu sein, wo wir als Markt eigentlich hingehören. Und wir hoffen, dass wir bald ein Level-Playing-Field haben.

Zur Jubiläumsfeier von Ubisoft Mainz kamen der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (Mitte) und der Ubisoft-Gründer und CEO Yves Guillemot (2.v.r.). Studio Manager Thomas Pottkämper ist links im Bild, Zone Managing Director Benedikt Grindel rechts.

30 Jahre Games-Entwicklung in Deutschland: Jubiläumsfeier von Ubisoft Mainz mit dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (Mitte), Ubisoft-Gründer und CEO Yves Guillemot (2.v.r.). Studio Manager Thomas Pottkämper (links), Zone Managing Director Benedikt Grindel rechts.

Quelle: Ubisoft

Thomas Pottkämper: Für uns ist natürlich auch wichtig, dass es hier in Deutschland Games-Förderung gibt. Wir haben ja auch mit "Anno 117: Pax Romana" davon profitiert, mit 5,7 Millionen Euro, was Arbeitsplätze hier sichert, was den Standort sichert. Man darf nicht vergessen: Wir sind Teil eines internationalen Konzerns. Das heißt: Wir konkurrieren weltweit mit anderen Studios und natürlich ist unser Interesse in Deutschland, die deutschen Ubisoft-Studios zu stärken und dafür ist die Förderung eben sehr gut geeignet.

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ZDFheute: Ubisoft ist einer der größten Publisher in Europa. Warum braucht so ein Gigant überhaupt Förderung?

Grindel: Es geht uns darum, dass wir einfach ein Level-Playing-Field bekommen. Wir müssen mit ähnlichen Situationen arbeiten können, wie die großen Zentren weltweit, weil wir in Deutschland eben aufholen müssen. Der Kostenpunkt ist schon ganz, ganz wichtig. Und da stellt sich einfach nur die Frage: Wollen wir dabei sein oder nicht?

Warum sollte man auch einen großen Konzern fördern? Weil wir gerade auch solche großen Projekte brauchen.

Anno ist ein Leuchtturmprojekt in der Branche, hat eine Strahlkraft. Und wir brauchen das als Teil unseres Ökosystems mit großen, mittleren und kleinen Unternehmen.

Benedikt Grindel, Zone Managing Director Ubisoft.

Da sind wir in Deutschland einfach noch viel zu dünn aufgestellt, gerade bei Großproduktionen. Davon gibt es vielleicht eine Handvoll.

ZDFheute: Insgesamt geht es der Branche ja nicht gut. Auch in Deutschland wurden jüngst viele Stellen abgebaut und Studios geschlossen. Woran liegt das?

Grindel: Bei dieser Kündigungswelle, die es weltweit gegeben hat, ist Deutschland, glaube ich, mehr oder weniger proportional dabei. Aber natürlich fällt das bei uns auf, weil unsere Branche halt relativ gesehen noch viel zu klein ist. Wir müssen wachsen und das ist natürlich gerade nicht gut. Das ist aber wirklich Teil einer weltweiten Marktkonsolidierung. Unsere Branche hat die letzten Krisen ja so ein bisschen ausgesessen.

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Bestes Beispiel ist natürlich die Corona-Krise. Da sind ja gerade auch nochmal Wachstumsprozesse in der Branche passiert, weil die Leute alle gespielt haben. Und da ist sicherlich auch eine Überkapazität entstanden. Die Anzahl von Spielen ist ganz schön in die Höhe gegangen. Und das wird jetzt konsolidiert.

Pottkämper: Es gibt so viele Studios, auch so viele Indie-Studios. Ich glaube, letztes Jahr wurden 19.000 Spiele auf PC veröffentlicht.

Also der Markt ist richtig krass übersättigt.

Thomas Pottkämper, Studio Manager von Ubisoft Mainz

Grindel: Und es ändert sich ja unfassbar viel. Vor vielen Jahren, da gab es ganz klare Trennungen zwischen Publishern und Entwicklern. Heute gibt es ganz viele Entwickler, die selber publishen. Die Wertschöpfungsketten verändern sich; da muss man sich immer wieder neu erfinden. Das ist aber auch gerade die Stärke der Games-Branche, dass wir einfach das ja gewohnt sind.

Change war bei uns immer da. Und da sollten wir jetzt auch wieder einfach sagen: Okay, machen wir weiter.

Benedikt Grindel, Zone Managing Director Ubisoft.

KI ist um die Ecke. Es wird spannend bleiben, da müssen wir einfach dranbleiben.

ZDFheute: Zum Ende noch ein ganz kurzer Ausblick: Was wünschen Sie sich für die deutsche Spielebranche in den nächsten zehn Jahren, auch für Anno als Serie?

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Grindel: Wir gehören unter die Top 5 der weltweiten Konsumentenmärkte und da müssen wir auch hin als Entwickler. Da deutlich aufzuholen, das ist die Aufgabe, die wir haben und dafür müssen wir unsere jungen Teams stärken und unsere großen Teams noch größer machen.

Pottkämper: Wir haben hier super Talente. Es ist möglich - wir zeigen es hier an Anno, aber auch an anderen Titeln - supercoole Spiele in Deutschland zu entwickeln, die international erfolgreich sind. Und natürlich wünsche ich mir auch, nicht nur für Ubisoft und für das Mainzer Studio, dass Anno weiter wächst, weiter größer wird. Wir haben noch viele Ideen für die nächsten zehn Jahre. Da kann man noch viele schöne Dinge machen und vielleicht sind wir in zehn Jahren wieder hier und dann schauen wir mal, wo wir gelandet sind.

Das Interview wurde redaktionell gekürzt.

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