Ab 1. Januar 2026:E-Sport auf nächstem Level: Gemeinnützigkeit
Nach endlosen Diskussionen ist es so weit: Der E-Sport wird gemeinnützig. Das neue Gesetz bringt Vorteile, Anerkennung - und Rückenwind für Deutschlands Szene.
E-Sport-Events füllen große Hallen, wie hier in Hamburg.
Quelle: ImagoWährend Südkorea seine E-Sport-Stars feiert wie Deutschland seine Fußballer, kämpft die deutsche Szene noch immer um Anerkennung. Ein zentrales Stichwort dabei: Gemeinnützigkeit. Seit fast zehn Jahren prägt das Thema quasi jede Diskussionsrunde und jeden Vereinsabend. "Wir haben mittlerweile wirklich keine Lust mehr, darüber zu sprechen. Es soll jetzt endlich durch sein", beschreibt Christopher Flato, Präsident des E-Sport-Bundes Deutschland (ESBD), den kollektiven Frust der Szene.
Gemeinnützig und klar definiert
Schon drei Mal stand das Versprechen im Koalitionsvertrag, immer gab es wichtigere Probleme - bis jetzt: Mit dem trocken betitelten "Steueränderungsgesetz 2025" wird E-Sport in Deutschland ab dem 1. Januar 2026 als gemeinnützig anerkannt - unter dem Dach der Sportförderung.
Christopher Flato, ESBD-Präsident
Quelle: privatGleichzeitig definiert das neue Gesetz, was unter E-Sport zu verstehen ist: ein Wettkampf zwischen Menschen, bei dem der Erfolg maßgeblich von motorischen, taktischen oder strategischen Fähigkeiten abhängt. Außerdem legt es fest, welche Spiele als E-Sport-Titel gelten. Sie müssen etwa eine Alterskennzeichnung der USK haben und dürfen nicht "überwiegend vom Zufall abhängen".
... vertritt rund 140 Vereine, Organisationen und Unternehmen in Deutschland und versteht sich als "Plattform und Sprachrohr des organisierten E-Sports in Deutschland." Er wurde 2017 mit dem Hauptziel gegründet, E-Sport gemeinnützig zu machen.
Wie die Szene das Gesetz mitgeschrieben hat
Dass die Formulierung hier mit Fingerspitzengefühl gewählt werden musste, zeigt die harsche Kritik an der ersten Version. In einer gemeinsamen Mitteilung des Verbands der deutschen Games-Branche e.V., ESBD und Landessportbunds NRW hieß es, der Referentenentwurf sei "nicht zielführend und schafft am Ende mehr Probleme, als er löst". Und die Gesetzgeber nahmen das Feedback an.
Gaming ist der neue Mainstream. Egal ob an PC, Konsole oder Handy – die Deutschen zocken mehr als je zuvor. Um die Spiele herum entstehen neue Geschäftsfelder und Berufe.
26.01.2023 | 42:57 min"Organisatorisch einwandfrei, kann man so machen", lautet nun das Fazit von ESBD-Präsident Flato. Er ist "zu 85 Prozent zufrieden". Einige Formulierungen, etwa der Ausschluss von "gewaltverherrlichenden Spielen" als E-Sport-Titel, sorgen dennoch für Verwirrung. Denn das betrifft nicht etwa Shooter, sondern Spiele, die in Deutschland ohnehin verboten und daher indiziert sind, erklärt Flato.
Das bedeutet die Entscheidung für den E-Sport
Mit der Gemeinnützigkeit fallen für E-Sport-Vereine gleich mehrere Hürden: Sie profitieren künftig nicht nur von steuerlichen Vorteilen, sondern auch vom Zugang zu öffentlichen Fördermitteln und dem Abbau bürokratischer Stolpersteine.
Zudem wird die Anbindung an bestehende Sportstrukturen erleichtert - bislang mussten Sportvereine um ihren Status als gemeinnützig und damit oft um ihre Existenz fürchten. Gleichzeitig ist das Steueränderungsgesetz 2025 auch ein Schritt hin zur gesellschaftlichen Anerkennung von E-Sport und Gaming, bestätigt Flato.
Nachdem "der Knoten geplatzt" sei, könne man sich nun stärker der Aufklärungsarbeit widmen:
Es ist die Realität, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene auf digitalen Kanälen unterwegs sind. Es ist jetzt an der Zeit, dass man das Thema großflächig in den Vereinen mit aufnimmt und aufklärt.
ESBD-Präsident Christopher Flato
Will Deutschland bald global mitreden?
Auch für die Branche insgesamt ist der Schritt ein Boost: Deutschland wird als E-Sport-Standort wettbewerbsfähiger - für Teams, Verbände und internationale Turniere. Nationale Ligen, die zuletzt unter finanziellem Druck standen, können nun auf bessere Förderung hoffen. Und mit einer gestärkten Breite wächst auch die Chance auf eine erfolgreiche Spitze. Die nächste goldene Generation muss schließlich erst entdeckt und dann gefördert werden.
Gerade mit Blick auf Großereignisse wie die Olympic Esport Games oder den Esports Nations Cup, bei denen nicht Vereine, sondern Nationen gegeneinander antreten, sei das ein Mehrwert für alle Beteiligten, so Flato. Ein starker Breitensport sei die Basis - und ein Zeichen, dass Deutschland E-Sport endlich ernst nimmt.
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