Maps, Phytosanierung, Monopole: Die vergessenen Nachrichten

Maps, Phytosanierung, Monopole:Die wichtigsten vergessenen Nachrichten

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Schon einmal von "Phytosanierung" gehört? Oder davon, dass Google Maps sich je nach Standort ändern kann? Wahrscheinlich nicht - denn es gibt Themen, über die kaum berichtet wird.

Typical: Schlagloch
Schlaglöcher können fürs Auto oder auch für Fahrradfahrer gefährlich werden.
Quelle: dpa

Die Liste "vergessener Nachrichten" wird in diesem Jahr von der sogenannten Phytosanierung angeführt. Dabei handele es sich um eine Methode, mit Schwermetallen belastete Flächen umweltfreundlich und kostengünstig zu reinigen, teilte die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) an diesem Donnerstag in Köln mit. Obwohl das Verfahren viele Vorteile biete, werde darüber kaum berichtet.
"Vor allem Themen mit einem hohen Komplexitätsgrad haben es immer wieder schwer in den Medien", sagte der INA-Vorstandsvorsitzende Hektor Haarkötter.
In die Top-Ten-Liste gehören nach Ansicht der Jury auch Themen rund um die Macht des Internets. So sei das Internet fest in der Hand weniger Monopolisten. Webangebote jenseits der großen Tech-Konzerne wie Google oder YouTube fänden kaum Aufmerksamkeit, sagte Haarkötter. Das belegten empirische Studien. Dennoch werde kaum darüber berichtet.

Der größte Teil des deutschsprachigen Internets ist ein Friedhof.

Hektor Haarkötter, INA-Vorstandsvorsitzender

Politik bei Google Maps

Ebenso werde der Einfluss des Online-Karten-Dienstes Google Maps in der Berichterstattung kaum erwähnt. Der Dienst zeige umstrittene Landesgrenzen unterschiedlich an, abhängig davon, aus welchem Landesnetz er aufgerufen werde. So werde etwa einzig Nutzern in Indien angezeigt, dass ganz Kaschmir zu Indien gehöre. Damit würden politische Vorgaben zementiert und die Suche nach Kompromissen beeinträchtigt, kritisierte die INA.
Karte: Indien mit der Region Kaschmir und Pakistan
Die Karte zeigt: Ein Teil Kaschmirs gehört eigentlich zu Pakistan.
Quelle: ZDF

Ein vernachlässigtes lokales Thema seien Schlaglöcher in Straßen, hieß es. Sie gefährdeten die Verkehrssicherheit, vor allem von Radfahrern. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Großbritannien gebe es in Deutschland kein Register für Schlaglöcher, sodass das Ausmaß der Problematik nicht erfasst werde.
Ein Auto fährt auf einer Straße mit Schlaglöchern.
Ein Schlagloch in der Straße - und leider ist man mit dem Auto rein gefahren. Das kann schonmal zu Schäden führen.31.01.2024

Verbotenes Farbpigment und vergessene Veranstaltung

Auch bei medizinischen Themen sieht die INA Nachholbedarf. So sei die Tropenkrankheit Noma weithin unbekannt, obwohl nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 80.000 bis 90.000 Kinder im globalen Süden daran sterben würden.
Ebenso von der Öffentlichkeit unbemerkt wird in der EU das weiße Farbpigment Titandioxid weiterhin für Medikamente verwendet, obwohl die Europäische Kommission es 2022 als Lebensmittelzusatzstoff verboten hat. Der Stoff steht im Verdacht, genetisches Zellmaterial zu verändern.
Von vielen Medien nicht beachtet wurde laut INA auch das Weltsozialforum, ein Gegenmodell zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Die von Nichtregierungsorganisationen getragene globalisierungskritische Veranstaltung widmet sich sozialen, wirtschaftlichen sowie umweltpolitischen Themen.

Vorschläge aus der Bevölkerung formen INA-Liste

Ein weitgehend unbeachtetes soziales Thema sei die Belastung von Migrantenkindern, die ihre Familien unterstützen müssten, erklärte die INA. Viele Kinder müssten ihre Eltern bei Behörden- oder Arztgängen wegen deren mangelnder Sprachkenntnisse beraten. Viele Heranwachsende setze das unter Druck. Für dieses Problem fehle ein Lösungsansatz.
  • GEW fordert bessere Integration von Migrantenkindern
Auch die Arbeitsbelastungen in der Landwirtschaft seien medial unterrepräsentiert.
Patricia Schäfer und Johannes Lieber besuchen eine Kleinst-Bäuerin in Mittenwald, einen Familienbetrieb mittlerer Größe in der Oberpfalz.
Die reichsten Bauern in Deutschland sind gar keine Bauern, sondern riesige Agrar-Holdings. Wer profitiert wirklich von den Subventionen? Warum kommt bei Kleinbauern so wenig an? 20.02.2024 | 24:45 min
Die INA veröffentlicht jährlich gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks eine Liste der zehn am meisten "vergessenen Nachrichten". Die Themen werden von einer Jury aus Wissenschaftlerinnen und Journalisten auf Grundlage von Vorschlägen aus der Bevölkerung gekürt.
Zeitungstapel, im Vordergrund Spielsteine mit der AUfschrift "News"
Nur ein geringer Teil der Ereignisse, die täglich in der Welt passieren, können in den Medien dargestellt werden. Welche Geschehnisse werden wahrgenommen, ausgewählt und präsentiert?06.10.2022 | 57:25 min
Quelle: epd
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