Eingewanderter Räuber: Sylt und die Jagd nach dem Goldschakal
Eingewandertes Raubtier:Sylt und die Jagd nach dem Goldschakal
von Claas Thomsen, Sylt
|
Etwa 90 Tiere hat ein Goldschakal auf Sylt offenbar gerissen. Jetzt soll er getötet werden. Jeder Jagdberechtigte auf der Nordseeinsel darf ihn bei Sichtung erschießen.
Auf Sylt wurden Lämmer und Schafe gerissen. Doch kein Hund ist der Übeltäter, sondern ein Goldschakal. Offenbar kam er über einen Bahndamm auf die Insel. Doch was tun, mit dem unerwünschten Gast?06.06.2025 | 3:38 min
Ganz Sylt hält die Augen offen. Die Jagd nach dem Goldschakal ist in vollem Gange. Seit einem Tag ist die Abschussgenehmigung in Kraft. Jagdberechtigte auf der Nordseeinsel dürfen den Schakal bei Sichtung töten. Nachdem das Tier vor zwei Tagen schon Schafe gerissen hatte, hat es nach NDR-Informationen nun erneut drei Lämmer verletzt und eines getötet.
Auf Sylt sind sich alle einig: Der Goldschakal muss abgeschossen werden
Auch wenn der Schakal auf "natürlichem Weg" aus Südosteuropa zugewandert ist, sind nach dem blutigen Zwischenfall auf Sylt umgehend Rufe nach einer Abschussgenehmigung für das Tier laut geworden.
Die wurde jetzt sehr zügig erteilt, auch in Rücksprache mit den Naturschutzverbänden. Denn der Goldschakal ist zwar als seltener Jäger geschützt. Doch jetzt ist die Jagd auf ihn eröffnet.
Man hat also alles abgewogen und hat also ganz klar festgestellt, es sind die landwirtschaftlichen Schäden. Es ist der Küstenschutz und der Artenschutz, die hier den Ausschlag gegeben hat.
„
Manfred Uekermann, Landtagsabgeordneter und stellvertretender Kreisjägermeister
DNA-Proben belegten: Es ist wirklich ein Goldschakal
Die Sylter Schäferin Daniela Andersen hat den Goldschakal mit einer Handykamera aufgenommen. In der Nacht tauchte er auf. Ein Jäger. Zu klein für einen Wolf, zu groß für einen Fuchs.
Dass es sich um einen Goldschakal handelt, wurde später mittels DNA-Proben bewiesen. Man sieht auf Aufnahmen, wie sich eine Herde Schafe zusammenkauert, um sich zu schützen.
Sogenannte Problem-Wölfe die Schafe und Kühe reißen, sollen schneller gejagt werden. Am Niederrhein wurde eine Wölfin bereits illegal abgeschossen, vermuten Naturschützer.13.05.2025 | 4:02 min
Genützt hat es nichts. In einer einzigen Nacht habe der Schakal zwei Tage zuvor 46 Lämmer gerissen, berichtet Daniela Andersen. Insgesamt hat Familie Andersen in den vergangenen Tagen rund 90 Tiere verloren. Einige müssen getötet werden, weil der Schakal die Ohren der Tiere abgebissen hat.
Man fühlt sich auf jeden Fall bedroht, ja in seiner Arbeit auch. Es ist tatsächlich nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, sondern auch ein emotionaler Schaden. Wenn man seine Tiere so sieht ist das schon extrem.
„
Daniela Andersen, Schäferin
Der Goldschakal soll über den Bahndamm nach Sylt gekommen sein
Auf die Insel könne der Schakal eigentlich nur über den Hindenburgdamm gekommen sein, der die Insel seit 100 Jahren mit dem Festland verbindet, meint die Schäferin.
Das EU-Parlament in Straßburg senkt den Schutzstatus von Wölfen. Durch die Änderung können die Abschussregelungen in Deutschland geändert und die Jagd erleichtert werden.08.05.2025 | 0:22 min
Acht Kilometer lang ist der Damm. Unzählige Menschen kommen über ihn auf die Insel. Und auch immer wieder ungebetene tierische Gäste.
Wie einst auch der Fuchs, der in den Dünen Junge großzieht. Eine Gefahr für Kleintiere und Vögel, die am Boden brüten. Doch einen Goldschakal gab es noch nie. Ursprünglich lebt das scheue Tier viel weiter südlich, etwa auf dem Balkan. Was kann ihn nach Sylt gebracht haben?
Ursprünglich ja nur in Südosteuropa vorkommend, ist er ja jetzt auf Ausbreitungstour. Und die hat ihn schon bis zum Nordkap geführt. Also es ist unglaublich, welche Distanzen diese Tierart hinter sich bringt, um neue Lebensräume zu erobern.
„
Professor Klaus Hackländer, Wildtierbiologe Deutsche Wildtier Stiftung
Der Goldschakal ist auch eine Gefahr für Wattvögel auf Sylt
Der Goldschakal könne aber auch heimische Inseltiere wie etwa Wattvögel attackieren. Und die Schafe seien für den Schutz der Deiche wichtig, weil sie den Boden festtreten, erläutert der stellvertrenden Kreisjägermeister.
Durch den stürmischen Winter wurde in Sylt viel Sand von der Küste abgetragen. Um die Küste weiterhin zu stärken, muss Sand aufgeschüttet werden. Auf den Ostfriesischen Inseln ist der Badestrand teilweise komplett weg.19.03.2024 | 1:46 min
Auch mit nicht angeleinten Hunden, die Lämmer reißen oder Schafe zu Tode hetzen, gibt es immer wieder Probleme. Doch dass ein wildes Tier so viel Schaden anrichtet, das sei dramatisch.
Schäferin Daniela Andersen soll entschädigt werden
Für ihren finanziellen Verlust von rund 15.000 Euro soll Schäferin Daniela Andersen jetzt entschädigt werden. Doch der Schrecken bleibe, erzählt sie.
Dadurch, dass der bei den Lämmern die Ohren abgebissen hat und teilweise die Lämmer mit abgebissenen Ohren dann noch weitergelaufen sind – also das sind Bilder, die möchte man nicht noch mal sehen.
„
Daniela Andersen, Schäferin
Der Goldschakal soll jetzt bei List ganz im Norden der Insel gesichtet worden sein. Die Jagd auf ihn könnte schwierig werden. Denn zumindest das Tarnfell des einsamen Jägers scheint perfekt in die Sylter Dünen zu passen.
Vor Sylt wurde ein 14 Meter langer Pottwal Kadaver gesichtet. Die Experten warnen vor einer Annäherung an den Kadaver - dieser könnte wegen den Verwesungsgasen explosionsartig platzen.17.02.2025 | 1:07 min
Goldschakal auch in Rheinland-Pfalz
Auch in Rheinland-Pfalz ist ein Goldschakal nachgewiesen worden. Den Beleg haben Bilder einer Fotofalle im Pfälzerwald geliefert, teilte das Umweltministerium in Mainz mit.
Ob sich die Art dauerhaft im Land etablieren werde, sei noch unklar. Da Goldschakale auch Weidetiere angreifen könnten, werde die weitere Entwicklung sehr genau beobachtet.