Orang-Utans im Zoo neugieriger als wilde Artgenossen

Entwicklung von Tieren:Orang-Utans im Zoo neugieriger als wilde Affen

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Das Leben im Zoo verändert das Verhalten von Orang-Utans erheblich. Sie erkunden häufiger, vielfältiger und komplexer ihre Umwelt als ihre wilden Artgenossen.

Orang-Utan-Nachwuchs Hari erobert sein Gehege im Prager Zoo
Orang-Utan
Quelle: action press

In Zoos lebende Orang-Utans sind einer Studie zufolge neugieriger als ihre Artgenossen in der Wildnis. Die Untersuchung zeigt, dass Orang-Utans im Zoo häufiger und vielfältiger ihre Umwelt erkunden, wie die Max-Planck-Gesellschaft am Dienstag in München mitteilte. Dazu nutzten Tiere im Zoo häufiger Werkzeuge, manipulierten mehrere Objekte zugleich oder zeigten mehr Verhaltensvarianten.
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Das Forschungsteam verglich den Angaben zufolge mehr als 50 Sumatra-Orang-Utans in Zoos und im Regenwald Indonesiens. Dabei wurden mehr als zwölftausend Fälle von Objektuntersuchungen erfasst.

Größere Vielfalt an Gegenständen fördert kognitives Engagement

Wilde Orang-Utans erkunden dabei hauptsächlich natürliche Gegenstände wie Pflanzen, Rinde oder Stöcke. Die Orang-Utans in Zoos befassten sich hingegen mit einer größeren Vielfalt an Gegenständen wie Plastikspielzeug, Puzzles oder stapelbaren Objekten. Diese Gegenstände fördern kognitives Engagement oder regen zur Manipulation der Menschenaffen an.
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In beiden Gruppen begannen Jungtiere der Studie zufolge im selben Alter mit der Erkundung. Dies deutet auf eine grundlegende entwicklungsbedingte Abfolge hin. Wilde Tiere untersuchten jedoch im Erwachsenenalter deutlich seltener Objekte. Die Studie führt dies darauf zurück, dass wilde Tieren wenig Zeit für Erkundungen bleibt. Gründe seien etwa die andauernde Nahrungssuche oder ständige Wachsamkeit.

Umwelt beeinflusst Verhalten und Entwicklung

Die verstärkte Erkundung im Zoo könnte wiederum die kognitive Flexibilität und Problemlösungsfähigkeiten von Orang-Utans fördern. Die Ergebnisse zeigten, "wie stark die Umwelt das Verhalten und die kognitive Entwicklung von Tieren beeinflusst", erklärte die Seniorautorin der Studie, Caroline Schuppli.
Quelle: AFP

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