Fast 200 Prozent mehr ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen seit 2015

Anstieg um fast 200 Prozent seit 2015:Bei immer mehr Erwachsenen wird ADHS diagnostiziert

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Die Zahl der ADHS-Erstdiagnosen bei Erwachsenen explodiert. Experten sehen als Gründe eine Sensibilisierung für die Krankheit - und auch Effekte durch die Coronapandemie.

Überforderung aufgrund von ADHS

Deutlich mehr Erwachsene bekommen heute eine ADHS-Diagnose als noch vor zehn Jahren. Die Zahl der Erstdiagnosen ist von 2015 bis 2024 um 199 Prozent gestiegen.

12.12.2025 | 0:39 min

Deutlich mehr Erwachsene in Deutschland erhalten heute eine Erstdiagnose für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) als noch vor zehn Jahren. Die Inzidenz, also die Zahl der Erstdiagnosen pro 10.000 gesetzlich Krankenversicherte, ist von 2015 bis 2024 um 199 Prozent gestiegen - von rund 8,6 auf 25,7 pro 10.000, wie eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zeigt, die im "Deutschen Ärzteblatt International" veröffentlicht wurde.

Besonders stark angestiegen ist die Zahl der Erstdiagnosen seit 2021, vor allem bei Frauen. 2021 waren es 12,7 pro 10.000, 2024 schon 25,7, unabhängig vom Geschlecht. Der Anstieg ist kein rein deutsches Phänomen. In der kanadischen Provinz Ontario zum Beispiel ist die Zahl der jährlichen Verschreibungen von ADHS-Medikamenten zwischen 2015 und 2023 um 157 Prozent gestiegen, wie eine Studie zeigt.

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Was als Erstdiagnose gilt

Die Auswertung im Ärzteblatt beruht auf Abrechnungsdaten gesetzlich Krankenversicherter ab 18 Jahren. Es wurden Daten von 17 Kassenärztlichen Vereinigungen verwendet. Die Daten für 2024 seien vorläufig, da noch nicht alle Erstdiagnosen validiert seien, hieß es. 

Als erstmalig diagnostizierter Fall in einem Untersuchungsjahr gelten Versicherte, die in den zwei Jahren zuvor keine Diagnose erhalten haben. Außerdem muss die Diagnose als gesichert gekennzeichnet und dokumentiert sein. Den Kriterien nach kann es also sein, dass die untersuchten Patienten nach längerer Pause erneut, aber nicht zum allerersten Mal mit ADHS diagnostiziert wurden.

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Aufmerksamkeit für die Krankheit ist gewachsen

Wieso werden seit 2021 so viel mehr Menschen mit ADHS diagnostiziert als zuvor? Die Studienautoren haben dafür mehrere Erklärungen. Zum einen sei es möglich, dass in der Gesellschaft eine höhere Sensibilisierung für die Krankheit herrsche. Zum anderen sei 2019 ein neuer Diagnosecode eingeführt worden. Fälle, die es möglicherweise schon früher gab, könnten dadurch nun sichtbarer sein, weil sie besser erfasst werden.

Ein weiterer Faktor könnten die Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf die Psyche sein. Da ADHS mit einem erheblichen Leidensdruck verbunden sei und Auswirkungen auf die Lebensqualität habe, schätzen die Autoren den Anstieg der Neudiagnosen als positiv ein - weil dadurch mehr Betroffene eine Therapie machten.

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Warum der Anstieg der Diagnoserate sich verlangsamen könnte

Wie stark die Rate der Neudiagnose weiter steigt, hängt davon ab, inwieweit die Patienten bereits im Kindes- und Jugendalter korrekt identifiziert werden, erklärt Andreas Reif vom Universitätsklinikum Frankfurt. In den USA etwa näherten sich der Anteil der Menschen mit ADHS und der Anteil der Menschen mit ADHS-Diagnose immer weiter an.

"Das ist auch das Ende einer Steigerung der Diagnoseraten - eine solche Annäherung würde ich auch für Deutschland erwarten", so Reif. Experten gehen davon aus, dass etwa 2,5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ADHS haben.

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Über dieses Thema berichtete ZDFheute Xpress in dem Beitrag "Immer mehr ADHS-Diagnosen bei Erwachsenen" am 12:12.2025 um 12.33 Uhr.

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