Italien: Brücke soll Sizilien mit Festland verbinden

Längste Hängebrücke der Welt:Italien will Sizilien mit Festland verbinden

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Seit Jahrzehnten geplant und wieder verworfen: Jetzt soll die Verbindung zwischen Sizilien und dem Festland Wirklichkeit werden - mit der längsten Hängebrücke der Welt.

Das Modell des Brückenprojekts über die Straße von Messina, das der italienische Minister für Infrastruktur und Verkehr, Matteo Salvini, während der RAI-Fernsehsendung „Cinque minuti” (Fünf Minuten) unter der Moderation von Bruno Vespa am 22. März 2023 in Rom, Italien, vorstellte.
Das Modell des Brückenprojekts über die Straße von Messina zeigt die Hängekonstruktion.
Quelle: epa

In Italien kann bald mit dem Bau der längsten Hängebrücke der Welt zwischen dem Festland und Sizilien begonnen werden. Der zuständige Ausschuss genehmigte das seit Jahrzehnten diskutierte Projekt, wie das Verkehrsministerium am Mittwoch mitteilte. Die Kosten werden auf 13,5 Milliarden Euro geschätzt.

Bau der Brücke soll 2026 starten

Verkehrsminister Matteo Salvini sagte, das Projekt werde "ein Beschleuniger für die Entwicklung" in Süditalien sein. Die Vorarbeiten könnten noch in diesem Sommer beginnen, der Baubeginn ist für das kommende Jahr vorgesehen. Die Brücke über die Straße von Messina wäre fast 3,7 Kilometer lang, wobei die Hängespannweite 3,3 Kilometer betragen würde. Damit würde sie die derzeit längste Brücke, die Canakkale-Brücke in der Türkei, um 1.277 Meter übertreffen.
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Die geplante Brücke über die Straße von Messina wurde bereits mehrfach genehmigt und wieder verworfen, seit die italienische Regierung 1969 zum ersten Mal Entwürfe einholte. Zuletzt wurde das Bauprojekt von der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im Jahr 2023 wieder auf die Agenda gesetzt. Der Gedanke, eine Verbindung zwischen Sizilien und dem Festland zu bauen, geht schon auf das alte Rom zurück.
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Salvini: Revolution für Süditalien

Die Entscheidung ist ein politischer Sieg für Salvini, der die Verwirklichung der Brücke zu einem Kernanliegen seiner Amtszeit gemacht hat. Er sprach von einer Revolution für Süditalien, weil das Bauwerk Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum bringen werde. Mit vier Fahrspuren, die von einer zweigleisigen Eisenbahnstrecke flankiert werden, hätte die Brücke eine Kapazität von 6.000 Autos pro Stunde und 200 Zügen pro Tag.
Das Projekt könnte Italien auch dabei helfen, seine Verteidigungsausgaben auf die von der Nato angestrebten fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben, weil die Regierung angedeutet hat, dass sie die Brücke als verteidigungsrelevant einstufen könnte. Italien argumentiert, dass die Brücke einen strategischen Korridor für schnelle Truppenbewegungen und die Verlegung von Ausrüstung an die südlichen Flanken der Nato bilden würde, was sie als "sicherheitsfördernde Infrastruktur" qualifiziert.
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Eine Gruppe von mehr als 600 Forschenden unterzeichnete allerdings kürzlich ein Schreiben, in dem sie sich gegen die militärische Klassifizierung aussprach und darauf hinwies, dass ein solcher Schritt zusätzliche Bewertungen erfordern würde. Nur so könne festgestellt werden, ob die Brücke einer militärischen Nutzung standhalten könnte.

Gefahr durch Erdbeben?

Kritiker führten an, dass die Brücke durch die Einstufung möglicherweise zu einer Zielscheibe für Angriffe werden könnte. Umweltgruppen reichten weitere Beschwerden bei der EU ein. Sie befürchten, das Projekt könnte sich negativ auf Zugvögel auswirken. In den Umweltstudien sei nicht nachgewiesen worden, dass das Projekt zwingend erforderlich sei und dass mögliche Umweltschäden ausgeglichen würden, argumentierten sie.
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Das Projekt wurde an ein Konsortium unter der Leitung des italienischen Konzerns WeBuild vergeben, der bereits 2006 den Zuschlag für den Bau der Brücke erhalten hatte. WeBuild hat bereits die Canakkale-Brücke gebaut, die 2022 eröffnet wurde. Im Hinblick auf mögliche Erdbeben in der Region um den Messina-Graben hat WeBuild betont, dass Hängebrücken strukturell weniger anfällig für seismische Kräfte seien. Darum seien solche Brücken in seismisch aktiven Gebieten wie Japan, der Türkei und Kalifornien gebaut worden.
Quelle: AP
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