Strategische Souveränität im All:Raumfahrt als Zukunftschance für Deutschland
von Sylvia Bleßmann
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Bewegung in der deutschen Raumfahrt: Private Raketenbauer stehen bereit, New Space Firmen sehen einen wachsenden Markt und mit IRIS2 will Europa ein eigenes Satelliten-Internet.
Alte Allianzen im All bröckeln, neue werden notwendig. Denn Deutschland muss verteidigungsfähig werden und im Ernstfall kommunizieren können. Die Kosten dafür sind aber enorm. 27.03.2025 | 5:15 min
Deutsche Raumfahrt-Start-ups stehen kurz vor einem bedeutenden Schritt: Sie wollen eigene private Trägerraketen ins All schicken. Isar Aerospace will von Norwegen aus starten und Rocket Factory Augsburg von Schottland.
Ein Meilenstein, der nicht nur den Einstieg privater deutscher Unternehmen in den orbitalen Raketenstart markiert, sondern auch die Wettbewerbslandschaft im globalen Raumfahrtsektor neu definieren wird.
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Die deutsche Raumfahrt steht vor einem Wendepunkt
Die Trägerraketen sollen Satelliten kostengünstig für Europa ins Weltall bringen. Bislang stand den Europäern zwar ihre neue Ariane-6-Rakete zur Verfügung. Und man konnte von amerikanischen Orbitalunternehmen wie SpaceX Startmöglichkeiten für den Transport von Satelliten ins All einkaufen. Aber die transatlantische Allianz im Weltall ist unsicher. Und russische Sojus Raketen bucht seit Kriegsbeginn kein Westeuropäer mehr.
So macht sich Deutschland startklar für einen Wendepunkt in der Raumfahrt. Die Chancen und Fähigkeiten seien da, jetzt sollte man sie auch nutzen - mahnt die Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), Christine von Hahn.
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Weltraumsysteme zur Unterstützung der Industrie
Die Branche stehe vor großen Herausforderungen. 115.000 Beschäftigte arbeiten in circa 250 Unternehmen - sie seien eine Zukunftschance. Die Industrie 4.0 brauche eine Unterstützung durch Weltraumsysteme. Und in der Ukraine könnte man mitverfolgen, was passiert, wenn Erdbeobachtung aus dem All nicht mehr zur Verfügung steht.
Es geht darum, unsere strategische Souveränität im All herzustellen: Dass wir autonom kommunizieren können, im Krisenfall überleben können, verteidigungsfähig sind.
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Deutschland ist keine Weltraumnation
Eine Weltraummacht ist Deutschland nie gewesen. Eher Zulieferer oder Mitfinanzierer, aber nicht Mitgestalter. Obwohl das Know-how vorhanden ist und man auch beim Artemis-Mondprogramm der führenden Weltraumnation USA dabei ist.
Das Budget der Europäer liegt bei 14 Milliarden Euro pro Jahr - das der Amerikaner dagegen bei 68 Milliarden Euro. In Europa steht Frankreich mit seinem nationalen Raumfahrtprogramm von rund vier Milliarden Euro Investitionen an der Spitze. Deutschland ist aktuell mit 2,53 Milliarden Euro dabei.
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Die deutsche Raumfahrtindustrie sei leistungsstark, habe aber ein Wachstumsproblem, meint der Chef der Deutschen Raumfahrtagentur (DLR), Walther Pelzer.
Die nationalen Programme müssen wachsen, wenn wir wettbewerbsfähig sein wollen. Wir fordern mindestens 500 Millionen Euro, sonst werden wir signifikant zurückfallen.
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Walther Pelzer, Vorstand DLR
Vom letzten 100-Milliarden-Paket der Bundesregierung landeten nur fünf Prozent in der Luft- und Raumfahrt.
New Space Start-ups statt nur Staatsmonopol
Dabei ist der Satellitenbau in Deutschland ein nahezu unbemerkter Exportschlager. Konzerne wie Airbus und OHB sind weltweit führend bei Wetter-, Spionage- und Navigationssatelliten. Auch die New-Space-Firmen sind hier am Start - wie zum Beispiel die Berliner Firma BST. Ehemalige Studenten der TU Berlin haben ein Unternehmen aufgebaut, in das nun auch private Investoren eingestiegen sind. Ihr Ziel: pro Jahr 300 Satelliten bauen.
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Wie in den USA baut sich also neben dem staatlichen Raumfahrtsektor ein kommerzieller Markt auf, der für Wettbewerb sorgt.
Es entwickelt sich ein chancenreicher Markt für Kleinsatelliten und wir setzen auf gute Gewinne auch mit den neuen kostengünstigen privaten Trägerraketen aus Deutschland.
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Tom Segert, Chief Executive Officer BST
Das aktuell spannendste europäische Satellitenprogramm ist IRIS2. Es soll verhindern, dass wir alle von Elon Musk und seinem Starlink abhängig sind. 300 Satelliten sollen in unterschiedlichen Umlaufbahnen ein unabhängiges europäisches Internet liefern, das frühestens 2030 für eine strategische Autonomie sorgen könnte.
Quelle: dpa
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