"Rocco del Schlacko"-Ende: Wie Musik-Monopole Festivals gefährden
Letztes Mal "Rocco del Schlacko":Wie Musik-Monopole kleine Festivals gefährden
von Tobias Bluhm und Laetitia Klein
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Für Fans heißt es Abschied nehmen: "Rocco del Schlacko" findet letztmalig statt, wie auch andere kleine Musikfestivals in diesem Jahr. Was das mit Konzernen wie Eventim zu tun hat.
Das "Rocco del Schlacko"-Festival im saarländischen Püttlingen findet zum letzten Mal statt.
Quelle: ZDF
Als das Trio der Band 01099 beim "Rocco del Schlacko"-Festival auf die Bühne springen, strahlt die warme Abendsonne ins Gesicht der Fans. "Vor zwei Jahren war es Nacht und es regnete in Strömen", rufen Gustav, Paul und Zachi dem Publikum zu, "heute ist es viel geiler!"
Rund 24.000 Musikfans werden erwartet, um die Dresdner und weitere Festival-Acts live zu erleben. Das Event zählt zu den musikalischen Highlights im sonst so beschaulichen Saarland. "1999 war das erste Budget 5.000 D-Mark, jetzt sind es fünf Millionen Euro", sagt Thilo Ziegler. Er ist der Veranstalter des Festivals - vor wenigen Wochen traf er die Entscheidung, das beliebte Event in diesem Jahr letztmalig auszutragen.
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Ticket-Giganten beanspruchen Musiker für sich
Hinter dem Beschluss, der bei jahrelangen Rocco-Fans für großen Unmut sorgt, stünden "viele Gründe", so Ziegler. "Ein Hauptgrund ist die Markt-Monopolisierung durch unter anderem Eventim oder Live Nation. Dort werden globale Netzwerke geschaffen, in denen Bands auftreten und spielen. So ist es für uns schwieriger, an Künstler zu kommen."
Künstlerkosten sind durch Monopolisierung so gestiegen, dass wir in einer schwachen Region wie dem Saarland nicht mehr mithalten können.
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Thilo Ziegler, Rocco-Organisator
Auch die Höhe der Gagen für Künstler hätten sich verändert, wodurch wiederum höhere Eintrittspreise verlangt werden müssten. "Das kann man nicht in jeder Region mittragen", so Ziegler. Demografischer Wandel und Landflucht spielen ebenfalls eine Rolle - junge Erwachsene ziehen weg, wodurch es für das Rocco del Schlacko immer weniger potenzielle Besucher gibt.
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Eventim: "Nicht verantwortlich" für hohe Preise
Den Vorwurf, dass die Größe von CTS Eventim negativen Einfluss auf den Musikmarkt habe, weist das Unternehmen zurück. "Künstler sowie deren Managements entscheiden selbst, mit wem sie zusammenarbeiten - und zu welchen Konditionen", erklärt Unternehmenssprecherin Yara Feist gegenüber ZDFheute. "Eventim fördert Künstlerkarrieren in verschiedenen Rollen, ist aber nicht verantwortlich für exklusive Bindungen oder Preisentwicklungen."
Preissteigerungen sowie erheblich gestiegene Gagenerwartungen sind eine Herausforderung für die gesamte Branche und nicht auf einzelne Marktteilnehmer zurückzuführen
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Yara Feist, CTS-Eventim-Sprecherin
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Große Gewinn-Margen für Ticket-Verkäufer
Auch 01099 bemerkt die gestiegenen Kosten. "Die Margen, die sich Eventim und Ticketmaster nehmen, sind natürlich ein Thema - für alle, die Touren oder Festivals spielen", sagt Sänger Gustav. Deswegen versucht die Band, ihren eigenen Ticket-Shop stärker zu bewerben - zusätzlich zu den Angeboten bei großen Ticket-Konzernen: "Damit wir eben nicht immer den ersten (Verkaufs-) Punkt bei Eventim haben, was uns wichtig ist. Sonst wäre man noch mal abhängig von anderen Playern."
Gerade weil das Festival vor dem Aus steht, feiert die Band an diesem Abend besonders mit den ausgelassenen Fans. Der Abschied fällt schwer - und ist für das Saarland ein herber kultureller Verlust.
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