Festival mit weniger Müll: Geht Feiern auch nachhaltig?
Feiern ohne Müll:Gehen Musik-Festivals auch nachhaltig?
von Anna-Sofia Angelis und Marie Koytek
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Sommerzeit ist Festivalzeit. Doch neben schönen Erinnerungen entsteht an so einem Wochenende auch tonnenweise Müll. Muss das sein oder geht es auch nachhaltiger?
Tolle Festivals, gute Musik - und immer wieder Staus, ein hoher Energieverbrauch und hinterher Tonnen von Müll, zurückgelassene Camping-Ausrüstungen, Dosen und Dreck. Es geht auch anders! 29.06.2025 | 28:30 min
Dreckige Zeltstädte und liegengebliebener Abfall: Viele Festivals hinterlassen Spuren der Verwüstung in der Natur. An einem Festivalwochenende mit 80.000 Besuchern entstehen mindestens 300 Tonnen Müll.
Rund 30 Prozent der Zelte, der Plastik-Pavillons und vom billigen Equipment werden zurückgelassen und müssen entsorgt werden. Zudem reisen ungefähr 80 Prozent der Festivalbesucher mit dem eigenen Pkw an und ab. Für die Umwelt ist das eine große Belastung.
Was von der Festival-Party übrig bleibt: Jede Menge Dosen und Plastikmüll.
Quelle: Mario Jörges
Rock am Ring will nachhaltiger werden
Immerhin: Seit einigen Jahren nimmt das Umweltbewusstsein bei den Festival-Organisatoren zu. Rock am Ring ist eines der größten Festivals in Deutschland und versucht seit Jahren, Müll zu reduzieren. Das Festival überarbeitet gerade seine Standards gründlich - mit dem Ziel, ein Zertifikat für nachhaltiges Veranstaltungsmanagement zu bekommen.
Nicole Wuttke begleitet den Umbau als externe Nachhaltigkeitsexpertin. Sie weiß: "Nachhaltige Strukturen zu etablieren, ist ein langer Prozess. Wir werden nicht nächstes Jahr damit fertig sein, sonst wäre es auch nicht glaubwürdig." Und trotzdem ist schon viel passiert.
Ein Beispiel: Auf dem Gelände, wo die Konzerte stattfinden, gibt es seit Jahren nur noch Mehrweg-Trinkbecher. Seit 2025 gilt das Pfandsystem auch für Geschirr, sodass kein Essen in Einwegverpackungen im sogenannten "Infield" mehr verkauft werden darf.
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Experte: Veranstalter denken um
Stefan Lohmann ist Unternehmer und Experte für Nachhaltigkeit in der Eventbranche. Er beobachtet seit Jahren ein Umdenken bei den Veranstaltern. 2019 besuchten 85.000 Menschen das Rock-am-Ring-Festival und danach mussten laut Nürburgring rund 481 Tonnen Müll entsorgt werden. 2024 waren es 294 Tonnen Müll bei insgesamt 80.000 Besucher*innen.
Doch neben den Veranstaltern müssten auch die Festivalfans auf umweltbewusstes Verhalten achten, sagt Lohmann. Denn rund 60 Prozent des Mülls entstehen auf den Campingflächen. Dazu zählen Plastikverpackungen, zertretene Pfanddosen, kaputtes oder liegen gebliebenes Camping-Equipment.
Aus Sicht des Experten ist vor allem eine klare Kommunikation vom Veranstalter an die Festivalbesucher wichtig: Die Campinggäste müssten wissen, wo die Entsorgungsstationen auf dem Platz sind und dass sie ihren mitgebrachten Müll nicht einfach liegenlassen dürfen. Als gutes Beispiel nennt er das Wacken-Festival, das sogar Müllsäcke direkt an seine Gäste ausgibt.
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Tipps für den Festivalbesuch
Wer seinen nächsten Festivalbesuch selbst nachhaltiger gestalten will, kann mit folgenden Tipps einen Unterschied machen:
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrgemeinschaften anreisen. Mitfahrgelegenheiten kann man zum Beispiel über Facebook-Gruppen suchen. Manche Festivals organisieren auch Shuttlebus-Fahrten aus den nahegelegenen Großstädten.
Bei der Verpflegung darauf achten, wenig Einwegverpackungen und Plastik mitzubringen. Stattdessen Mehrwegverpackungen, regionale und saisonale Lebensmittel einpacken. Manche Festivals haben auch Supermärkte auf dem Gelände. Damit spart man Gewicht und Platz bei der Anreise.
Die meisten Festivalbändchen sind mit RFID-Chips zum bargeldlosen Bezahlen ausgestattet. Nach dem Festival sollte das Bändchen in dem Fall nicht im Hausmüll, sondern wie Elektroschrott entsorgt werden.
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Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Spaß sind laut Experte Lohmann gut vereinbar. Für ihn steht fest:
Das nachhaltigste Festival ist nicht das, das nicht stattfindet, sondern das einen positiven Impact hat und die Leute zum Nachdenken anregt.
„
Stefan Lohmann, Experte für Nachhaltigkeit in der Eventbranche