40 Jahre "Live Aid": Konzerte, die Musikgeschichte schrieben
40 Jahre "Live Aid":Benefizkonzerte schreiben Musikgeschichte
von Wolf Christian Ulrich
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Stars wie Queen, Sting und U2 schrieben 1985 mit den "Live Aid"-Konzerten Musikgeschichte. Die Mutter aller Benefizkonzerte war wegweisend für globales Engagement von Popstars.
Am 13. Juli 1985 fand eines der größten Musikspektakel der Geschichte statt: “Live Aid“. Stars wie Queen, Madonna und U2 traten auf, um Geld für die Opfer der Hungersnot in Afrika zu sammeln.11.07.2025 | 11:38 min
Gemeinnützige Projekte und Benefizkonzerte für wohltätige Zwecke sind für viele in der Musikbranche heute Normalität. Als der irische Musiker Bob Geldof vor 40 Jahren die Idee hatte, ein riesiges Konzert zu organisieren, um Geld für Hungernde in Afrika zu sammeln, musste er jedoch erst viele Skeptiker überzeugen.
Ein Weihnachtslied legte den Grundstein für "Live Aid"
Ein TV-Bericht über die Hungersnot in Äthiopien schockierte Bob Geldof und veranlasste ihn dazu mit Ultravox-Frontmann Midge Ure die Charity-Single "Do They Know It's Christmas?" zu schreiben. Angesagte Popstars wie Sting, Bono, Phil Collins sangen unter dem Namen "Band Aid" für den guten Zweck.
Es war damals die meistverkaufte Single in Großbritannien. Danach sagte Bob zu mir, wir machen das Ganze live. Wir werden es "Global Jukebox" nennen. Nun, sie haben es "Live Aid" genannt.
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Paul Gambaccini, Musikjournalist
Bob Geldof und James "Midge" Ure sammelten mit "Do They Know It's Christmas?" im ersten Jahr acht Millionen Pfund für Hungerleidende.
Quelle: laif
Der Erfolg des Projekts inspirierte das Duo dazu, sein wohltätiges Engagement auszuweiten.
Wir wollten Dinge verändern, aber wir hätten nicht erwartet, dass diese Idee, dass man als Einzelner die Welt verändern kann, das diese Idee 40 Jahre lang nachhallen würde.
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Bob Geldof, Musiker
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Doch ganz so einfach war dann doch nicht. Der Organisationsaufwand ist riesig. Die Entscheidung fiel relativ spontan im April 1985. Und Bob Geldof wollte den Moment nutzen, deshalb hatten der Ire und sein Team nur wenig Vorlauf, um das gigantische Benefizkonzert auf die Beine zu stellen.
Nur zwölf Wochen Vorbereitung für Megakonzert
Ein Konzert auf zwei Kontinenten stattfinden zu lassen und – lange bevor es das Internet gab – weltweit per Satellit im Fernsehen zu übertragen, war eine echte Herausforderung. Dazu mussten fast alle damals vergügbaren Satelliten gemietet werden. Und es gab auch noch verschiedene Übertragungsformate. Und Sender wie BBC, MTV und ABC mussten überhaupt erst einmal überzeugt werden, mehrere Stunden ihrer Sendezeit kostenlos zur Verfügung zu stellen.
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Außerdem musste Geldof die größten Pop- und Rockstars überreden, mitten im Konzert- und Festivalsommer ohne Gage aufzutreten. Dafür rief er viele Superstars persönlich an, um sie ins Boot zu holen. Nicht nur mit Blick auf den wohltätigen Zweck hatte er gute Argumente, auch in Bezug auf Publicity.
In der BBC-Doku "Against All Odds" von 2005 fand Queen-Schlagzeuger Roger Taylor klare Worte:
Jeder Einzelne, der dort aufgetreten ist, war sich bewusst, dass mehr als eine Milliarde Menschen zuschauen werden.
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Roger Taylor, Queen-Schlagzeuger
Vielleicht auch deswegen gelang es Geldof, das Who-is-who der Musikszene zusammenzubekommen.
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Zwei Konzerte der Superlative
Am 13. Juli 1985 stiegen in London und Philadelphia die beiden Konzerte der Superlative. Im Londoner Wembley-Stadion traten unter anderem David Bowie, U2, Dire Straits, Status Quo, Paul McCartney, Sade und The Who auf. Elton John brachte George Michael als Überraschungsgast mit, Bryan Ferry hatte Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour an seiner Seite. Ikonisch wird ein Moment: Freddie Mercury klatscht zum Lied "Radio Ga Ga" in die Hände, und 70.000 Zuschauer klatschen mit. Queen spielen ein inzwischen legendäres 22 Minuten Set, das alle anderen an diesem Tag in den Schatten stellt.
Auch Prinzessin Diana und der damalige Prinz Charles waren beim legendären "Live Aid"-Konzert im Londoner Wembley Stadion 1985 dabei
Quelle: AP
Im JFK-Stadion in Philadelphia standen so unterschiedliche Künstler wie Bryan Adams, Beach Boys, The Cars, Run-DMC. Madonna, Bob Dylan, Neil Young, Santana, Joan Baez, Simple Minds und Duran Duran auf der Bühne. Tina Turner schmetterte mit Mick Jagger ein feuriges Duett für die Ewigkeit. Black Sabbath vereinten sich für einen Tag wieder mit Ozzy Osbourne. Auch Led Zeppelin feierten eine kurzzeitige Reunion – mit Phil Collins am Schlagzeug.
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Zwei Milliarden Zuschauer und 127 Millionen US-Dollar
Am Abend des 16 Stunden Marathons ist klar, diese Konzerte stellen alles in den Schatten. Etwa 70.000 Menschen in Wembley, rund 90.000 im JFK-Stadion und sogar ganze zwei Milliarden Zuschauer an den Fernsehbildschirmen verfolgten "LiveAid" damals. Mehr als 127 Millionen US-Dollar für die Opfer der Hungersnot in Afrika sollen die Konzerte generiert haben. Heute entspräche das etwa einer halben Milliarde Euro.
Nie zuvor hatte sich die internationale Rock- und Pop-Prominenz so konkret für einen politischen Zweck eingesetzt und Aufmerksamkeit auf ein globales Problem gelenkt.
Benefizkonzert "Live Aid" bekam auch Kritik
Für sein Engagement erhielt Bob Geldof nicht nur Lob. Unter anderem unterstellten ihm Kritiker immer wieder einen "White Saviour Complex" und dass er sich als "weißer Retter" inszenierte. Den Musiker ärgert das sehr. "Um mich ging es doch gar nicht", sagte er jetzt der "Times".
Hoffnung ist kein Plan, deshalb engagieren wir uns immer noch.
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Bob Geldof, Musiker
Hat es Äthiopien langfristig etwas gebracht? Fehlten Künstler aus Afrika? Darüber wird bis heute gestritten. Unbestreitbar aber: "Live Aid" war ein magischer Meilenstein der Rock- und Pop-Geschichte.
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