Lawinenunglück in Südtirol:Bergführer zu den Gefahren des Bergsteigens
In Südtirol sind fünf deutsche Bergsteiger verunglückt. Ein Bergführer erklärt, wie verlässlich Lawinen-Vorhersagen sind und wie Bergsteiger die Risiken minimieren können.
Bei einem Lawinenabgang in Südtirol sind fünf Deutsche gestorben. Zwei Überlebende hatten einen Notruf abgesetzt. Laut Bergrettung habe keine große Lawinengefahr bestanden.
02.11.2025 | 0:18 minIm Ortler-Gebirge im italienischen Südtirol sind fünf deutsche Bergsteiger verunglückt. Sie waren auf einer Höhe von rund 3.200 Metern unterwegs, als sich eine Lawine löste und sie mitriss. Der italienischen Bergwacht zufolge bestand zu der Zeit eigentlich keine besonders große Lawinengefahr.
Warum Bergsteigen immer ein Risiko birgt und wie man sich richtig auf anspruchsvolle Routen vorbereitet, erklärt Stefan Winter vom Deutschen Alpenverein bei ZDFheute live.
Sehen Sie hier das ganze Video oder lesen Sie es unten in Auszügen.
Auch bei niedriger Warnstufe besteht immer ein Lawinen-Risiko, erklärt Bergführer Stefan Winter bei ZDFheute live. Bergsteiger müssten deshalb ihre Umgebung beobachten, um Gefahren zu erkennen.
02.11.2025 | 8:39 minDas antwortet Stefan Winter auf die Frage…
… wie es zu dem Unglück kommen konnte
Es bestehe die Möglichkeit, dass die Bergsteiger die Lawine selbst herbeigeführt haben. In diesem Fall spreche man von einem sogenannten Schneebrett, erklärt der Bergführer.
Ein schneegepacktes Brett (…), das man auslöst und auf dem man dann abgleitet.
Stefan Winter, Deutscher Alpenverein
Auch ein sogenannter Nassschneerutsch könnte zu dem Unglück geführt haben. Dieser könnte die Bergsteiger getroffen haben oder von ihnen ausgelöst worden sein.
… wie man sich auf anspruchsvolle Bergtouren vorbereiten sollte
Grundsätzlich gelte, als Bergsteiger müsse man über entsprechende Fitness, Kraftausdauer, Ausdauer und Durchhaltevermögen verfügen.
Man muss (...) eigenverantwortlich vor Ort auch die Signale wahrnehmen.
Stefan Winter, Bergführer
Bergführer Winter erklärt, das sei notwendig, um im Falle einer Gefahrensituation durchdachte Entscheidungen zu treffen und angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Gerade mit Blick auf die Lawinengefahr sei das wichtig, “denn die Lawinengefahrvorhersage gilt immer nur regional, aber nicht genau für den Meter an dem Berg, wo ich gerade stehe”.
Im Vorfeld einer Tour sei es wichtig, Lawinenberichte zu lesen und zu interpretieren, um Gefahrenzonen von Anfang an zu meiden.
… was Bergsteiger tun können, wenn sie in eine Lawine geraten?
In dem Fall sollten die Wintersportler versuchen, Eispickel und Skistöcke von sich zu werfen und die Skier zu lösen, rät Stefan Winter. Sodann gelte es, möglichst an der Oberfläche der Lawine mitzuschwimmen.
Bevor die Lawine zum Stillstand kommt, unbedingt versuchen, an der Oberfläche zu bleiben, oder sich eine Atemhöhle im Schnee graben.
Stefan Winter, Deutscher Alpenverein
Im Fall des Unglücks am Samstag in Südtirol sei das allerdings schwierig gewesen. Denn die Bergsteiger seien über eine steile Eiswand abgestürzt - da drohe nicht nur der Erstickungstod durch die Schneemassen, sondern auch andere tödliche Verletzungen.
Das Interview führte Jessica Zahedi. Ausgewertet haben es die Redakteur*innen Merit Tschurer und Ben Bukes.
Mehr Nachrichten aus den Alpen
Nach Nacht in 4.000 Metern Höhe:Deutsche Bergsteiger in Schweizer Alpen gerettet
mit VideoNach etwa 50 Jahren:Gletscherschmelze: Alter Skilift aufgetaucht
mit Video