Gefahr in den Bergen:So entstehen Lawinen
In jedem Winter werden bei Lawinenabgängen Dutzende Menschen in den Tod gerissen. Aber wie entstehen Lawinen überhaupt?
Katja Horneffer erklärt, wie es zu Lawinen kommt
24.01.2023 | 0:56 minLawinen gehören zu den Gefahren für Skifahrer oder auch Bergsteiger im Alpenraum. Grundsätzlich hängt eine Lawinengefahr stark vom Wetter ab. Starke Schneefälle erhöhen die Gefahr von Lawinen im Alpenraum. Fällt binnen kurzer Zeit anhaltend sehr viel Neuschnee, können sich die Flocken bis zum nächsten Niederschlag nicht richtig setzen - in den dicken Schneeschichten ist dann viel Luft eingeschlossen. Schon kleinste Erschütterungen können diese Schichten ins Rutschen bringen und Lawinen auslösen.
Auch bei niedriger Warnstufe besteht immer ein Lawinen-Risiko, erklärt Bergführer Stefan Winter bei ZDFheute live. Bergsteiger müssten deshalb ihre Umgebung beobachten, um Gefahren zu erkennen.
02.11.2025 | 8:39 minSchützende Waldzonen oft abgeholzt
Aber auch die bei Tauwetter einsetzende Erwärmung der Schneedecke ist eine gefährliche Situation. Neben Klimawandel und extremen Wetterlagen machen Experten zudem vor allem die Abholzung schützender Waldzonen für Lawinenunglücke verantwortlich.
Der Klimawandel setzt den Alpen mächtig zu: Gletscher schmelzen, Pflanzen und Tiere verschwinden, Bergstürze und Lawinen bedrohen die Menschen. Was wird aus dem Naturparadies?
11.04.2023 | 43:37 minMeist lösen sich die Schneemassen ohne menschliche Einwirkung, doch es können auch unvorsichtige Skifahrer sein, die an gefährdeten Hängen die Lawinen talabwärts donnern lassen. Es gibt für viele Regionen Lageberichte über mögliche Lawinengefahren. Dennoch sollte man sich immer vor Ort informieren.
Es gibt grundsätzlich drei Arten von Lawinen, wie Alpen-Experten in einem Tutorial des Lab Snow der Ortovox Safety-Academy erläutern. Unterschieden wird nach der Form des Anbruch, erklärt Alpenwissenschaftler und Bergführer Walter Würtl.
1. Die Schneebrett-Lawine
Schneebretter sind die häufigste und für den Wintersportler die gefährlichste Lawine. Sie können entweder von selbst abgehen oder werden von Skifahrern oder Snowboardern losgetreten. Meist werden Schneebretter zunächst vom Wind angeweht, zusammengepresst und dann über Geländekanten und Grate hinausgeschoben.
"99 Prozent des Unfallgeschehens im Alpenraum im Wintersport sind tatsächlich durch Schneebrettlawinen verursacht", erläutert Chris Semmel, Bergführer und Ex-Ausbilder im Verband Deutscher Berg-und Skiführer. "In den allermeisten dieser Fälle wird der Abriss durch den Ersten, der den Hang betritt, verursacht." Es könne aber auch Fernauslösungen geben - oder Selbstauslösungen geben, weil die Masse zu schwer werde, es etwa regne oder schneie.
Typisches Erkennungsmerkmal ist ein linienförmige Anriss. "Der Skifahrer löst die Tafel aus, die bricht los und beginnt zu beschleunigen." Solche Schneetafeln sind laut Semmel sehr mächtig, etwa 50 Zentimeter dick, bis zu 50 Meter breit und etwa 150 Meter lang. Die Steilheit beginnt ab 30 Grad. Da der Skifahrer mitten im losgetretenen Schneebrett sei, komme er selten raus.
Das Wort Lawine entstammt dem lateinischen "labi" (deutsch: gleiten) und bezeichnet ein in der winterlichen Bergwelt vertrautes Naturphänomen: An steilen, waldlosen Berghängen rasch abgleitende Schneemassen stürzen mit großer Wucht zu Tal. (Quelle: AP)
2: Die Lockerschneelawine:
"Sie beginnt an einer kleinen, punktförmigen Stelle und hat dann einen breiten, birnenförmigen Auslauf", erläutert Bergführer Semmel. "Die Lockerschneelawine fängt also meistens damit an, dass irgendetwas in den Schnee hineinfällt." Auf steilem Felsgelände könne dies ein Schneeball oder ein Schneeklumpen sein. Dann beginne ein punktförmiges Schieben, das werde langsam breiter und schiebe den Schnee weiter vor sich her. Die Geschwindigkeit ist nicht besonders hoch. "Durch ihre kleine Ausbreitung komme es eigentlich selten zu einer Verschüttung", so Semmel im Tutorial.
Bergführer Wörgl ergänzt, oft entstünden solche Lawinen im Neuschnee - mit leichtem fluffigen Schnee. Das sei nicht so gefährlich. Aber sie könnten auch aus nassem Schnee bestehen - der sei sehr schwer. "Wenn man da erfasst wird, dann betoniert es einen ein."
Nahaufnahme einer Schneelawine. (Archiv)
Quelle: Imago3. Die Gleitschneelawine:
Dabei handelt es sich laut Experten um einen Gleitprozess, nicht um einen Abbruch. "Hier gleitet die gesamte Fläche auf steilen, glatten Flächen ab", erläutert Patrick Nairz, Lawinenprognostiker und stellv. Leiter Lawinenwarndienst Tirol. Das könne eine Wiese, aber auch ein glatte Felsplatte sein. Diese Art Lawinen treten laut Nairz im Frühwinter auf, wenn der Boden noch warm sei. Dann sei die Reibung zum Schnee minimal. Typisch seien dabei auch die "Fischmäuler", Risse in der Schneedecke, an denen man schon die Bewegung erkenne. Man sollte sich darunter nicht aufhalten, weil man nie weiß, wann sie abreißt.
Felsstürze und Erdrutsche häufen sich in den Alpen. Vor allem die Bilder des verschütteten Dorfes Blatten gingen um die Welt. Welche Rolle spielt dabei der Klimawandel?
04.09.2025 | 1:44 minIn jedem Winter werden bei Lawinenabgängen Dutzende Menschen in den Tod gerissen. Beim schwersten Lawinenunglück aller Zeiten kamen am 13. Dezember 1916 rund 10.000 Menschen ums Leben. Damals gingen während des Ersten Weltkriegs bei Kämpfen zwischen österreichischen und italienischen Truppen in den Südtiroler Dolomiten etliche Lawinen ab und begruben Tausende Soldaten unter sich.
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