Opfer überwiegend Mädchen:Kindesmissbrauch: Was steckt hinter den Zahlen?
2024 haben die Behörden erneut Zehntausende Sexualstraftaten gegen Kinder registriert. Besonders im Netz steigt die Zahl. Wer sind die Opfer– und wer die Täter?
Die neusten Zahlen der Kriminalstatistik zu Sexualdelikten an Kindern und Jugendlichen seien erschütternd hoch, so Innenminister Dobrindt. Dazu kommt noch eine hohe Dunkelziffer
21.08.2025 | 1:31 minSexueller Missbrauch, Kinderpornographie, Zwangsprostitution: 2024 haben die deutschen Behörden erneut erschreckend hohe Zahlen von Sexualstraftaten gegen Kinder und Jugendliche registriert. Und das sind nur die Fälle, die den Sicherheitsbehörden ins Auge fallen, die Dunkelziffer liegt höher.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte bei der Vorstellung des Bundeslagebilds der Sexualdelikte gegen Kinder und Jugendliche am Donnerstag in Berlin:
Wir dürfen uns damit nicht abfinden.
Alexander Dobrindt (CSU), Bundesinnenminister
Einige Entwicklungen fallen besonders ins Auge. Ein Überblick.
"Bundeslagebild Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen 2024" - die komplette Pressekonferenz.
21.08.2025 | 50:34 minSexualisierte Gewalt: Rund drei Viertel der Opfer weiblich
Beim sexuellen Missbrauch von Kindern waren knapp drei Viertel der Opfer Mädchen - nämlich 13.365 von 18.085. Allerdings ist ihr Anteil im Vergleich zum vergangenen Jahr von 75,6 Prozent auf 73,9 Prozent leicht zurückgegangen. Es gab dagegen gut 200 Jungen mehr unter den Opfern - ihre Zahl stieg von 4.514 auf 4.720.
Auch bei den Jugendlichen ist der Anteil der Mädchen bei den Opfern von sexuellem Missbrauch deutlich höher als der der Jungen. Von den 1.259 Opfern waren 938 weiblich und 321 männlich. Auch hier ist der Anteil der Jungen leicht gestiegen.
Peiniger überwiegend Bekannte
Bei Sexualdelikten gegen Kinder und Jugendlichen bestand meistens schon vor der Tat eine Beziehung zwischen Tätern und ihren Opfern, die die Täter für ihre Handlungen ausnutzten.
Mehr als jedes zweite Opfer kannte seine Peiniger etwa aus der Familie oder aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Für die Opfer kann dies zu besonders schweren Traumata führen.
Ein 20-Jähriger in Hamburg soll als Kopf einer Onlinegruppe psychisch kranke Kinder missbraucht und in einem Fall möglicherweise auch zum Suizid gezwungen haben.
18.06.2025 | 1:33 minEin Drittel der Tatverdächtigen minderjährig
Auch die Tatverdächtigen sind oft jung: Beim sexuellen Kindesmissbrauch war ein knappes Drittel der Verdächtigen unter 18 Jahren alt. 12,1 Prozent oder 1.498 Verdächtige waren sogar nicht mal 14 Jahre und damit selbst nicht strafmündig.
Diese hohe Zahl dürfte mit dem wachsenden Anteil von Sexualstraftaten im Internet zu erklären sein - und sie dürfte die politischen Diskussionen um die Folgen von Handy- und Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen anheizen.
Tatverdächtige meistens deutsch
Anders als in anderen Kriminalitätsbereichen sind Opfer und Tatverdächtige in den meisten Fällen deutsch. Beispiel sexueller Kindesmissbrauch: Gut 15.000 der Opfer waren Deutsche, nur knapp 3.000 waren ausländische Staatsbürger.
Der Anteil ausländischer Verdächtiger lag in dem Bereich bei 19,7 Prozent, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (18,8 Prozent). Beim sexuellen Missbrauch von Jugendlichen ist der Anteil der Ausländer unter den Verdächtigen leicht von 23,7 auf 23,2 Prozent gesunken.
Die Polizei hat eine Kindesmissbrauch-Plattform im Darknet mit 1,8 Millionen Nutzern zerschlagen. ZDF-Korrespondentin Petra Neubauer berichtet über das Ausmaß des Netzwerks.
02.04.2025 | 1:29 minSexualdelikte finden oft online statt
Zu den digital begangenen Sexualdelikten zählen unter anderem das sogenannte Cybergrooming und das Livestreaming der Taten.
Laut den Ermittlungsbehörden werden auch immer mehr Taten live über Online-Plattformen gestreamt. Andere Nutzer zahlen dafür, sich die Missbrauchshandlungen in Echtzeit anzuschauen und oft durch eigene Anweisungen zu beeinflussen. Je mehr die Kunden zahlen, desto brutaler gehen die Täter oft vor.
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