Konklave in Rom:Wahl von Leo XIV.: Was doch nicht geheim blieb
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Eigentlich soll alles geheim bleiben. Doch wenige Tage nach der Wahl ist durch Indiskretionen vieles bekannt zum Konklave. Leo XIV. wurde offenbar mit über 100 Stimmen gewählt.
Eigentlich ist das Konklave in der Sixtinischen Kapelle geheim. Doch viele Details der Papstwahl sind mittlerweile bekannt.
Quelle: ddp
Beim Einzug ins Konklave verpflichten sich die Kardinäle zur Verschwiegenheit über alles, was im Zusammenhang mit der Papstwahl steht. Doch wie bei den vergangenen Konklaven sind nach wenigen Tagen viele Details bekannt.
In Hintergrundgesprächen oder offiziellen Pressekonferenzen geben Kardinäle Informationen preis. Schnell fügt sich ein Bild zusammen über die rund 24 Stunden in der Sixtinischen Kapelle. Kardinal Robert Francis Prevost hatte demnach bereits im ersten Wahlgang am Mittwochabend eine große Zahl von Stimmen auf sich vereint.
Pietro Parolin führte im ersten Wahlgang wohl
Führend war im ersten Wahlgang offenbar der langjährige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, den viele Beobachter und Buchmacher im Vorfeld als Favoriten sahen. Aber er erreichte nicht die hohe Zustimmung, die manche seiner Unterstützer erwartet hatten.
Daneben gab es Stimmen für eine Vielzahl von Kardinälen, darunter auch der Kandidat, der im Vorfeld als der Mann der Konservativen galt, der ungarische Kardinal Peter Erdö. Wie schon bei den vergangenen Konklaven war der erste Wahlgang einerseits noch sehr disparat, doch zeigte er schon mögliche Tendenzen auf.
Parolin ließ Prevost den Vortritt
Widersprüchliche Informationen gibt es, wann Parolin signalisierte, dass er nicht zur Verfügung stehe. Machte er das nach dem ersten Wahlgang am Mittwochabend, als klar wurde, dass er nicht über 50 Stimmen hinauskam, obwohl er mehr erwartet hatte? Oder erst am Donnerstag beim Mittagessen, also vor dem vierten und entscheidenden Wahlgang?
Letzteres wäre eine Parallele zum Konklave 2005. Damals hatte Kardinal Jorge Mario Bergoglio nach dem dritten Wahlgang zu erkennen gegeben, dass seine Stimmen zu Joseph Ratzinger transferiert werden sollten. So kam es und der Bayer wurde im vierten Wahlgang Papst.
Prevost: Anschlussfähig bei Konservativen und Progressiven
Kardinal Prevost konnte mit jedem Wahlgang mehr Stimmen auf sich vereinen. Interessant ist, dass Prevost offenbar sowohl für das konservative als auch das eher progressive Lager anschlussfähig schien.
Im Vorfeld des Konklave hatte sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx für Prevost starkgemacht. Im Bildungshaus des Erzbistums München in Rom fanden mehrere Treffen von Kardinälen statt, bei denen Marx die Chancen für den 69-Jährigen auslotete und für ihn warb, darunter eine Begegnung mit einer Gruppe von US-Kardinälen.
Nach dem Konklave betonte Marx, Prevost habe sich immer differenziert zum deutschen Synodalen Weg geäußert. Der in den USA geborene Kardinal gehörte bisher zu den Vermittlern im Vatikan, wenn es um die Vorbehalte gegenüber den deutschen Reformanliegen ging.
Konservative begrüßen Wahl von Leo XIV.
Daher mag es auf den ersten Blick verwundern, dass auch die Konservativen Prevost für einen geeigneten Nachfolger von Franziskus halten. Medienvertreter beobachteten, wie er wenige Tage vor Beginn des Konklave den Palazzo betrat, in dem sein Landsmann Kardinal Raymond Burke lebt. Der war einer der schärfsten Kritiker des verstorbenen Pontifex. Am Morgen nach der Wahl zeigte sich Burke zufrieden.
Auch der konservative deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller und der Trump-Vertraute, Kardinal Timothy Dolan, äußerten sich positiv zur Wahl von Leo XIV.
Alle drei hatten offenbar im Hintergrund auf Prevost hingearbeitet. Den Primat Christi müsse die Kirche betonen, stellte das neugewählte Kirchenoberhaupt bei einem Treffen mit den Kardinälen nach der Wahl fest. Ein Missionar, der die Verkündigung des Evangeliums in den Mittelpunkt stellt, war auch für Konservative wählbar.
Als Prevost die notwendigen 89 Stimmen erreichte, gab es tosenden Beifall, während er das Gesicht in seinen Händen verbarg. Am Ende wurde er mit über 100 von 133 Stimmen gewählt. Es könnten sogar bis zu 80 Prozent gewesen sein. Eine gute Basis für den neuen Pontifex, um auch in der Kirche Brücken zu bauen.
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