Katzenaustellung in Hamburg:Von Katzenkult und Kolonialkritik
von Britta Hilpert, Hamburg
Es geht um Katzen, es geht um Menschen, es geht um Kulturen der Welt - das "MARKK" in Hamburg findet neue Zugänge zu schmerzhafter Vergangenheit.
Ob als Haustier, im Internet oder in der Kunst – Katzen sind allgegenwärtig und sorgen bei vielen für eine große Faszination. In Hamburg beschäftigt sich nun eine Ausstellung mit den Samtpfoten.
06.12.2025 | 1:32 minAls im US-Wahlkampf bekannt wurde, dass JD Vance von Mitgliederinnen der Demokratischen Partei als "a bunch of childless catladies" sprach, also von kinderlosen Katzenladies, brach ein Shitstorm los. Es war wieder so ein Klischee, das die Katze oft ertragen muss und auch das Spiel damit: Unvergessen ist das Taylor-Swift-Bild auf dem "Time Magazine" mit Katze um den Hals. Die "person auf the year" und Unterstützerin von Kamala Harris zeigte damit Krallen auf geschmeidige Art - wie Katzen eben so sind.
Eine kleine, aber feine Ausstellung in Hamburg im "MARKK - Museum am Rothenbaum für Kunst und Kultur" nimmt sich Katze und Mensch vor, eine gemeinsame Geschichte von über 10.000 Jahren, über fünf Kontinente, voller Symbolik und Klischees.
Bei der Fashion Week sind alle Augen auf dem Laufsteg. Bei Anthony Rubio stehlen Katzen und Hunde den Models allerdings die Show. Die Meinungen über diese Modenschau gehen weit auseinander.
16.09.2025 | 0:32 minCat Cuteness als subversiver Moment
Die Katze steht in jeder Kultur für etwas anderes, oft für vieles gleichzeitig: Göttin und Dämon, Kuschel- und Nutztier, und dank Social Media ein Star. Warum?
Sie steht für dieses kuschlige, niedliche, das auch einen gewissen Trost spendet, in Anbetracht der Weltenlage, in der wir uns befinden.
Barbara Plankensteiner, Direktorin des MARKK
Durch Kriege, Klima-, Wirtschafts- und politische Krisen ziehe man sich ins Häusliche zurück, sagt Barbara Plankensteiner, Direktorin des MARKK. Das habe so einen beruhigenden Effekt. "Andererseits ist diese Ästhetik der Cuteness auch ein bisschen ein subversiver Moment in der Selbstbehauptung von Frauen, von queeren Personen und jungen Menschen."
Runterkommen vom Wochenstress geht auch ohne Wellnesshotel: Auf einem Bauernhof am Ammersee kann man Alpakas, Katzen oder sogar Kühe knuddeln. Christiane Hastrich hat ausprobiert, wie tierische Kuschelstunden für Entspannung sorgen.
29.08.2025 | 6:29 minNeue Zuschauerschichten, die sich das Museum erschließen will
Nicht erst mit der Katzenausstellung erfindet sich das ehemalige "Völkerkundemuseum" neu. Furore machte die Rückgabe geraubter Kunstschätze aus Benin und das Bemühen um späte Gerechtigkeit.
Im Museum werden neue Wege gesucht, die koloniale Vergangenheit aufzuarbeiten: Da wird das Auslegerboot aus Papua-Neuguinea zur Kulisse für Wagners "Fliegender Holländer decolonised" und die Oper der Kolonialisten ergänzt um die afrikanische Perspektive.
Und die Ausstellung über Pippis Papa erzählt von seiner historischen Vorlage und dem fragwürdigen Ursprung seines Reichtums - gleich neben der Katzenausstellung. Woher kommt das Gold, das der Piratenvater Pippi schickt? Wurde es freiwillig hergegeben?
Zu den rund 16 Millionen Menschen in Istanbul kommen mehr als 100.000 Katzen ohne ein festes Zuhause. Gut umsorgt werden sie trotzdem, von den tierliebenden Einwohnern der Stadt.
04.02.2025 | 2:00 minVersöhnungsarbeit der postmigrantischen Gesellschaft
Es sind Fragen, es sind Aktionen, die zu Beginn ihrer Amtszeit der Direktorin Barbara Plankensteiner nicht nur Freunde beschert hat. Manche Besucher gaben nur ungern das Angebot sogenannter Indianergeburtstage auf, sie konnten nur zäh davon überzeugt werden, ihre europäische, kolonial-geprägte Perspektive aufzugeben. Aber es gab keine Alternative, so Plankensteiner.
Es ist eine Art Versöhnungsarbeit der postmigrantischen Gesellschaft - die mittlerweile auch wieder zum Anstieg der Besucherzahlen geführt hat.
"Unsere Sammlungen sind in der Kolonialzeit erworben worden unter fragwürdigen Umständen, die wir hinterfragen, die diese Institution hinterfragt", erläutert Plankensteiner.
Das ist für unsere Gesellschaft wichtig, denn sie ist divers. 50 Prozent der Hamburger Stadtgesellschaft sind Nachfahren ehemaliger Migrant*innen.
Barbara Plankensteiner, Direktorin des MARKK
Womit wir wieder bei der Katze wären, die immer mit Menschen mit migrierte, sich in allen Kulturen einbrachte und doch immer sie selbst blieb: fauchend, schnurrend, versöhnend. In Ihren Widersprüchen ist die Katze irgendwie auch wie der Mensch, überall auf der Welt - das zeigt die Ausstellung noch bis Ende nächsten Jahres.
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