Stadtplanung: Wie Mannheim sich gegen Hitze wappnet

Hitzeschutz in der Stadtplanung:Wie Mannheim sich gegen Hitze wappnet

von Phylicia Whitney
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Versiegelte Flächen und wenig Schatten – der Klimawandel trifft Mannheim besonders hart. Doch die Stadt reagiert mit Bäumen, Brunnen und neuen Ideen.

Tulpen blühen bei strahlendem Sonnenschein vor dem Wasserturm in Mannheim.
Mannheim setzt beim Hitzeschutz nicht nur auf punktuelle Maßnahmen, sondern auf vorausschauende Stadtentwicklung.
Quelle: dpa

Sonne, 30 Grad, stehende Luft. In Mannheim ist das kein Ausnahmezustand, sondern ein typischer Sommertag. Die Quadratestadt zählt seit Jahren zu den heißesten Großstädten Deutschlands. Besonders in dicht bebauten Vierteln staut sich die Hitze, der Asphalt speichert sie bis tief in die Nacht. Für viele Menschen wird das zunehmend zur Belastung.
Diana Pretzell, Bürgermeisterin für Umwelt und Klimaschutz, kennt die Problematik.

Hitze betrifft uns alle, aber besonders die, die sich weniger gut schützen können. Ältere Menschen, Vorerkrankte oder Kinder.

Diana Pretzell, Bürgermeisterin für Umwelt und Klimaschutz

Die Stadt habe früh erkannt, dass es gezielte Anpassungsstrategien braucht.
Endlich Sommer. Die Sonne strahlt vom blauen wolkenlosem Himmel wie hier ueber über Siegen.
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Viel Beton, wenig Schatten

In Mannheim verschärfen versiegelte Flächen und enge Bebauung das Hitzeproblem zusätzlich. Besonders rund um den Hauptbahnhof oder in der Innenstadt kann sich der Boden auf mehr als 40 Grad aufheizen. Zwischen Straßenbahn, Verkehr und Pflaster fehlt es oft an grünen Rückzugsorten.
Doch es gibt auch Fortschritte. Im Mannheimer Nordosten entstand im Zuge der Bundesgartenschau ein weitläufiger Grünzug. Offene Schneisen ermöglichen dort die Zirkulation frischer Luft. Das kühlt die Stadt spürbar ab, besonders nachts. Pretzell sagt: "Die nächtliche Temperatur kann dadurch um bis zu vier Grad sinken."
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Auch an Bahnstationen legt die Stadt Wert auf Begrünung. Dort entstehen immer mehr bepflanzte Zonen, in denen Pendlerinnen und Pendler kurz durchatmen können. Ein weiteres Beispiel ist der sogenannte Tiny Forest, ein kompakter, dichter Stadtwald. Mannheim hat als erste Stadt in Baden-Württemberg solch ein Projekt umgesetzt.
Ein symbolisches Zeichen setzte die Stadt kürzlich mit dem tausendsten Baum, der am Rathaus gepflanzt wurde.

Jeder Baum hilft. Er verdunstet Wasser, spendet Schatten und verbessert die Luftqualität.

Diana Pretzell, Bürgermeisterin für Umwelt und Klimaschutz

Über die Jahre soll dieser Baumbestand weiterwachsen.
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Trinkwasser als Schutzfaktor

Auch Wasser spielt eine entscheidende Rolle. Mittlerweile gibt es 14 öffentliche Trinkbrunnen im Stadtgebiet. Sie bieten kostenlose Erfrischung, besonders an heißen Tagen.

Wasser ist der wichtigste Schutz vor Hitzefolgen. Mit den Brunnen sorgen wir für direkte Entlastung.

Diana Pretzell, Bürgermeisterin für Umwelt und Klimaschutz

Die Infrastruktur soll ausgebaut werden, als Teil eines umfassenden städtischen Konzepts. So gibt es mittlerweile auch eine sogenannte Karte der kühlen Orte. Ein Faltplan zeigt Bürgerinnen und Bürgern, wo sie bei Hitze Abkühlung finden können. Ob in Parks, der Kunsthalle oder der klimatisierten Bibliothek. Jedes Jahr kommen weitere Orte hinzu.
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Für Klima- und Umweltmaßnahmen stehen Mannheim jährlich mehr als acht Millionen Euro zur Verfügung. Damit werden neue Projekte finanziert, bestehende Maßnahmen ausgebaut und Bildungsarbeit unterstützt.

Frühzeitige Planung zahlt sich aus

Mannheim setzt beim Hitzeschutz nicht nur auf punktuelle Maßnahmen, sondern auf vorausschauende Stadtentwicklung. Schon vor Jahren wurden erste Klimagutachten in die Bauplanung integriert. Das hilft heute, etwa bei der Gestaltung neuer Grünachsen oder bei der Auswahl hitzeresistenter Pflanzenarten.

Jede Entscheidung, die heute getroffen wird, wirkt sich langfristig auf die Lebensqualität aus.

Diana Pretzell, Bürgermeisterin für Umwelt und Klimaschutz

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Blick nach vorn

Mannheim plant weitere Maßnahmen, um sich für die kommenden Sommer besser zu wappnen. Ein digitaler Hitzewarnplan, zusätzliche Schattenplätze und mehr Aufklärung sollen helfen, Risiken zu mindern.
In den Straßenbahnen informiert ein Flyer über Symptome eines Hitzeschlags und wie man helfen kann - auch Nachbarschaftshilfe ist Teil der Strategie. Denn auch wenn die Sommer in Mannheim heiß bleiben, mit langfristiger Planung kann die Stadt ein Stück weit kühler werden.

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