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Zu niedrige Nutzerzahlen:Hausärzte: E-Patientenakte könnte Flop werden
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Der elektronischen Patientenakte drohe eine Bruchlandung, wenn sie weiterhin so wenig genutzt werde, sagt der Hausärzteverband. Dessen Chef sieht die Krankenkassen in der Pflicht.
Die elektronische Patientenakte gibt es seit April - genutzt wird sie bisher nur von wenig Versicherten.
Quelle: Imago
Der Hausärzteverband hat vor einem Scheitern der elektronischen Patientenakte (ePA) gewarnt und die Krankenkassen zu einer besseren Aufklärung aufgefordert. Der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbands, Markus Beier, sagte der "Rheinischen Post":
Der elektronischen Patientenakte für alle droht eine Bruchlandung. Die Zahl der aktiven Nutzer ist ernüchternd.
Markus Beier, Hausärzteverband
Beier: Komplizierte Registrierung, anfällige Technik
Wenn die Verantwortlichen weitermachten wie bisher, werde "eines der wichtigsten versorgungspolitischen Projekte der letzten Jahre langsam, aber sicher scheitern", sagte Beier. Für Patienten wäre das aus seiner Sicht eine schlechte Nachricht, "denn eine gut umgesetzte ePA hätte zweifellos das Potenzial, die Versorgung spürbar zu verbessern und zu vereinfachen".
Beier verwies auf Probleme in der Praxis, etwa einen komplizierten Registrierungsprozess und eine störanfällige Technik. Die meisten Patienten hätten auch kaum etwas von der ePA mitbekommen. "Die Krankenkassen sind aufgefordert, ihre riesigen Verwaltungsbudgets dafür zu nutzen, endlich eine vernünftige Aufklärung ihrer Versicherten sicherzustellen", sagte er. Bislang hätten sich die Kassen darauf beschränkt, Briefe mit allgemeinen Informationen zu verschicken.
Weiter betonte er, dass die Patientenakte in ihrer aktuellen Form "schlichtweg nicht alltagstauglich" sei. Es vergehe kaum eine Woche, in der die Praxen keine Probleme mit dem Zugriff auf Patientenakten hätten, kritisierte er.
Nur kleiner Teil der Versicherten nutzt E-Patientenakte
Millionen Versicherte nutzen ihre elektronische Patientenakte noch nicht für sich selbst, um Gesundheitsdaten anzusehen oder auch Inhalte zu sperren. Bei der Techniker Krankenkasse (TK) sind elf Millionen E-Akten angelegt - aktiv nutzen sie aktuell 750.000 Versicherte, wie die größte gesetzliche Kasse auf Anfrage mitteilte. Die Barmer hat nach eigenen Angaben 7,8 Millionen angelegte ePAs und etwa 250.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer.
Zur ersten Verwendung der App muss man sich generell zunächst identifizieren und freischalten lassen. Bei den elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit 25,8 Millionen bestehenden E-Akten haben bisher 200.000 Versicherte dafür eine persönliche Gesundheits-ID angelegt, die ihnen den Zugriff ermöglicht.
Elektronische Patientenakte seit April flächendeckend
Pläne für eine elektronische Patientenakte gibt es seit mehr als 20 Jahren, seit 2021 gibt es sie auf freiwilliger Basis. Nach einer mehrmonatigen Testphase wurde die Patientenakte dann im April bundesweit eingeführt. In der Akte ist die gesamte Krankengeschichte eines Patienten elektronisch gespeichert - von Behandlungen und Operationen über Vorsorgeuntersuchungen, Röntgenbilder bis zu verschriebenen Medikamenten.
Quelle: dpa, AFP
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