Freizeitmonitor 2025: Viel Sofa, aber auch mehr Sport

Freizeitmonitor 2025:Viel Sofa, aber auch mehr Sport

von Martin Niessen und Niki Kazemi Nezhad
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Mediale Berieselung durch Internet, Fernsehen, Smartphone - das sind seit Jahren die liebsten Freizeitaktivitäten der Deutschen. Aber auch das Bedürfnis, Sport zu treiben, wächst.

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Zugegeben. Bei dem Wetter der letzten Tage und Wochen ist das heimische Sofa verlockender als Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände. Dazu passen die Ergebnisse des Freizeitmonitors 2025, einer seit mittlerweile 40 Jahren durchgeführten repräsentativen Umfrage der Hamburger "Stiftung für Zukunftsfragen".
Demnach verbringt nahezu jede und jeder hierzulande zumindest einen Teil seiner Freizeit im Internet. Auf den Plätzen dahinter folgen Fernsehen und Musikhören mit jeweils 83 Prozent. Zeit am PC, Laptop oder Tablet und mit dem Smartphone spielen, Surfen oder Chatten mit jeweils 79 Prozent.
Erst an sechster Stelle kommt das Bedürfnis, den eigenen Gedanken nachzugehen, wonach allerdings mit der Nutzung von Social-Media-Angeboten und Radiohören weitere mediale Freizeitaktivitäten folgen.
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Weniger Familien-Besuche und Treffen mit Freunden

Soziale Interaktionen nehmen hingegen weiter ab, Treffen und gemeinsame Unternehmungen mit Freunden etwa, oder Besuche innerhalb der Familie.
Trends, die schon seit einigen Jahren zu beobachten sind und sich verfestigen, so Professor Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung.

Die Triebfedern sind Bequemlichkeit, Individualisierung und ständige Verfügbarkeit. Der digitale Konsum ist passgenau auf den Einzelnen zugeschnitten und erfordert weder Planung noch Ortswechsel.

Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Hamburger "Stiftung für Zukunftsfragen"

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Freizeit wird individueller

Und doch zeigt die aktuelle Studie auch strukturelle Veränderungen im Freizeitverhalten der Deutschen. Die Aktivitäten finden zunehmend "on demand" statt.
Social-Media-Angebote und Streamingdienste boomen, während das lineare Fernsehen und Radio an Bedeutung verlieren. Was Studienleiter Reinhardt als Abkehr "von Monokultur hin zu einer personalisierten Mischkultur" bezeichnet:

Die Medialisierung wird immer digitaler, das heißt auch mehr "on-demand". Es wird eben dann das konsumiert, wo ich es möchte, wann ich es möchte. Man lässt sich also nicht mehr viele Sachen vorgeben.

Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Hamburger "Stiftung für Zukunftsfragen"

Dazu passt auch, dass der Anteil der Menschen, die zumindest einmal in der Woche online shoppen, seit 2010 von sieben auf 25 Prozent gestiegen ist. Auch der Anteil derjenigen, die regelmäßig Videospiele spielen, hat sich auf 34 Prozent mehr als verdreifacht.
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Sport wird immer wichtiger

Gegenpole zur medialen Dauerberieselung sind Erholung, soziale Interaktionen und (sportliche) Aktivitäten. Den eigenen Gedanken nachhängen (73 Prozent), Faulenzen (62 Prozent) oder Ausschlafen (58 Prozent) sind ebenso häufige Bestandteile von Freizeit wie gemeinsame Zeit mit dem Partner (64 Prozent).

Die Art und Weise, wie die Bürger ihre freie Zeit gestalten, offenbart die wachsende Bedeutung des Zusammenspiels von Flexibilität und Kontrolle auf der einen sowie den Wunsch nach Geselligkeit und Wohlbefinden auf der anderen Seite.

Ulrich Reinhardt, "Stiftung für Zukunftsfragen"

Zugenommen hat - vor allem seit Corona - das Bedürfnis, etwas für die eigene Gesundheit zu tun und sich fit zu halten. Sport treiben als Freizeitbeschäftigung hat im Vergleich zu 2010 deutlich von 31 auf 51 Prozent zugenommen.
Reinhardt nennt das "eine stille Re-Priorisierung in der Freizeit".
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Einfache Formen der Erholung

Eine Konstante im Ranking der liebsten Freizeitbeschäftigungen ist für mehr als ein Drittel der Befragten das Lesen. Bücher erfahren, so die Studie, "im digitalen Zeitalter eine neue Bedeutung als bewusster Gegenpool zur schnellen fragmentierten Mediennutzung".
Eine ebenso einfache Form der Freizeitgestaltung, aber für knapp 60 Prozent der Befragten wichtig und gar nicht "old school": Spazierengehen. Und dafür soll das Wetter in dieser Woche ja auch wieder besser werden.
Martin Niessen und Niki Kazemi Nezhad berichten aus dem ZDF-Landesstudio in Hamburg.

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