Haare trocknen im Wandel: Wie der Föhn die Frisuren prägte

135 Jahre heiße Luft :Die Anfänge des Haartrockners

von Steffen Wachs

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Der Haartrockner ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Heute als "Föhn" bekannt, hat das Gerät so einige Entwicklungsstufen durchlaufen.

135 Jahre Föhn

Der erste Föhn ist mit heutigen Modellen kaum zu vergleichen, noch mit Kohle angetrieben kam der erste Haartrockner 1890 in Paris zum Einsatz. Wir schauen zurück auf 135 Jahre trockenes Haar.

24.11.2025 | 8:01 min

Die ersten Geräte zum Trocknen von Haaren funktionierten noch ohne Luftstrom und elektrische Energie. Die Haare wurden auf eine Art Lattenrost gelegt, um sie dort wie auf einem Grill zu trocknen. Es gab Konstruktionen, die wie kleine Öfen für den Kopf ausschauten. Befeuert wurden sie über Gas oder mit Kohlen, um große Hitze zu entwickeln. Gut kontrollierbar war das nicht und für Haar und Kopfhaut nicht ungefährlich.

Der erste Föhn von Alexandre Goderfroy

Er war alles andere als ein kleines handliches Gerät, war fest installiert, groß und wuchtig. Der sperrige Apparat erinnerte an einen großen Helm. Friseur Alexandre Goderfroy aus Frankreich entwickelte diesen ersten Haartrockner. Die heiße Luft kam über eine Metallklappe aus dem Schornstein eines Gasofens. 1890 präsentierte er diesen ersten Haartrockner in seinem Salon in Paris.

Haartrockner aus den 1890er Jahren.

Der Föhn war nicht immer ein handliches Gerät im Badezimmerschrank, die ersten Modelle wie dieses von 1890 waren groß und schwer.

Quelle: PR

Für den Hausgebrauch war die heiße Luft zum Trocknen und Formen der Haare anfangs noch nichts, aber immer mehr Friseursalons boten den Service und das neue technische Wundergerät an. Harald Gloning von der Deutschen Friseurakademie beschreibt den Föhn als Revolution am Markt Anfang des 20. Jahrhunderts.

Geworben wurde sogar damit, dass man mit dem heißen Dampf angeblich auch Furunkel behandeln könne.

Harald Gloning, Deutsche Friseurakademie

Der Föhn wird Alltag

1898 produzierte das deutsche Unternehmen AEG elektrische Haartrockner. Jetzt auch für daheim. Handliche Haartrockenapparate, auch wenn der Motor für den Ventilator noch im Griff steckte. Sie waren fast zwei Kilogramm schwer und wurden extrem heiß. Bis zu 90 Grad.

Zwei Personen sitzen in einem Friseursalon und bekommen von einem Retro-Föhn die Haare geföhnt.

Unter der Haube: Haarstyling im Jahr 1949

Quelle: Bundesarchiv/ Welt im Film 1949

Aber das schnelle Haarstyling für zu Hause war jetzt möglich. Anfangs teuer und noch ein Luxusprodukt, das sich nicht jeder leisten konnte. Vermarktet unter dem Namen Heißluftdusche.

Föhn oder Fön? Wie der Markenname entstand

Den Markennamen FOEN ließ sich 1908 die Firma Sanitas patentieren. Ohne "h", weil das Wetterphänomen, der böige Fallwind, nicht patentierbar ist. Nachdem die Firma AEG 1957 Sanitas übernommen hatte, sind ihre Haartrockner übrigens die einzigen, die sich auch heute offiziell Foen nennen dürfen.

Der Duden akzeptiert nach der Rechtschreibreform 1996 inzwischen als Synonym für die Gerätegattung beide Schreibweisen. In Deutschland hat sich "Föhn" als Gattungsbegriff für Haartrockner durchgesetzt, ähnlich wie "Tempo" für Papiertaschentücher.

Vom Luxusprodukt zum Standard im Badezimmer

1928 kam der erste Föhn in ein Gehäuse aus Kunststoff. Das Phenol-Formaldehyd-Harz blieb kühler und bewahrte vor Verbrennungen. Abgelöst wurde er durch den Einsatz des neuartigen ersten vollsynthetischen und vor allem hitzebeständigen Kunststoffes Bakelit.

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Der erste "Massenkunststoff", der bereits 1907 zum Patent angemeldet wurde, machte es möglich, dass die Geräte nicht mehr aus schwerem Metall, sondern mit einem sehr viel leichteren Gehäuse gefertigt werden konnten. Der Nachteil: Es war unmöglich, Bakelit zu färben. Die Haartrockner waren alle schwarz oder dunkelbraun.

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Mit der Elektrifizierung der Haushalte in den dreißiger und vierziger Jahren hielten immer mehr Haartrockner Einzug in die deutschen Badezimmer. Langsam wird der Föhn auch erschwinglich. Modische Frisuren waren ohne ihn kaum noch denkbar.

Frau unter der Trockenhaube beim Friseur schreibt auf der Schreibmaschine- 1959

Die Trockenhaube ist bis heute vor allem aus dem Friseursalon bekannt, so beliebt wie in den 1950er-Jahren ist sie jedoch nicht mehr.

Quelle: mauritius images

Beworben wurde er unter anderem aber auch zum Trocknen von Badewäsche, zur Tierpflege, zum Bettanwärmen oder zur Linderung rheumatischer Leiden.

Vom Arbeitsgerät zum Lifestyleprodukt

Durch neue Kunststoffe wurde der Föhn billiger, noch leichter, leiser und bunter. Bei den Designern setzte sich ab 1950 die Pistolenform durch. Tatsächlich war eine Bohrmaschine das Vorbild für die heutige klassische Form des Haartrockners.

Neue Technologie verändert Design und Styling

Heute gibt es die unterschiedlichsten Formen vom einklappbaren Mini-Föhn für die Reise bis zum eleganten Hightech-Produkt mit Ionentechnologie zur Verringerung der statischen Aufladung, Keramikbeschichtungen zur gleichmäßigen Wärmeverteilung oder einer Kaltluftfunktion zum Fixieren.

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Der Föhn ist heute nicht nur zum Trocknen, sondern auch zum Stylen der Haare wichtig. Und so manche Trendfrisur wie Föhnwelle oder Rockabilly-Tolle wären ohne ihn nicht möglich.

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