Surfer in München enttäuscht :Wie die Eisbachwelle zum Politikum wurde
von Sophie Burkhart und Jutta Sonnewald
Die Eisbachwelle ist schon länger verschwunden. Über Weihnachten war sie kurzzeitig zurück - und dann doch wieder weg. Wie der Streit zwischen Surfern und der Stadt eskalierte.
Der Eisbach im Englischen Garten galt lange als Paradies für Surfer. Nach einer Säuberung war die "Eisbachwelle" weg. Jetzt hat die Polizei erneut eine Rampe entfernt.
29.12.2025 | 2:28 minWo sich einst eine breite Welle türmte, schäumt es jetzt nur noch: Seit Monaten ist die Eisbachwelle im Englischen Garten in München verschwunden - und ihre Rückkehr scheint weiter weg denn je. Surfer Nicolas Marusa steht neben dem rauschenden Bach, blickt auf das Wasser, wo er jetzt normalerweise auf seinem Surfbrett die Welle reiten würde. Es breche ihm das Herz, den Eisbach so zu sehen, sagt er. Ohne Welle, ohne Surfer.
Doch wohin ist die Welle verschwunden? Und wann kommt sie wieder?
Die Welle wurde weggeputzt
Ein Rückblick: Die Eisbachwelle hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Mitte April kommt eine erfahrene Surferin bei einem Unfall ums Leben.
Nach dem tragischen Tod einer Surferin wird die Münchner Eisbachwelle auf Anweisung der Polizei abgelassen. Durch das Drosseln des Bachlaufs soll nach möglichen Gegenständen gesucht werden.
30.04.2025 | 2:39 minIm Herbst lässt die Stadt das Bachbett von Unrat und Sedimenten säubern. Der Müll ist weg, die Welle auch. Weggeputzt.
Bis vor kurzem war die Eisbachwelle in München die größte und berühmteste Flusswelle in einer Großstadt. Seit der Bach gereinigt wurde, baut sie sich jedoch nicht mehr auf.
04.11.2025 | 1:07 minSurferinnen und Surfer versuchen, gemeinsam mit Strömungsexperten der Hochschule München wieder eine stabile Welle zu erzeugen. Das Experiment gelingt, es ist ein Hoffnungsschimmer. Die Surfer-Community stellt daraufhin beim städtischen Umweltreferat einen Antrag: In den Eisbach soll eine Rampe eingebaut werden, damit die Welle dauerhaft zurückkehrt. Doch das Projekt scheitert am bürokratischen Dschungel.
Welle über Weihnachten wieder da - und schnell wieder weg
Und dann ein Weihnachtswunder: Am 25. Dezember ist die Welle plötzlich wieder da. Unbekannte haben eine illegale Rampe eingebaut. Die Surfer sagen nur: Das Christkind war da.
Für einen Moment kann auf der Eisbachwelle in München wieder gesurft werden. Doch der Streit geht weiter.
26.12.2025 | 1:03 minDrei Tage währt das Surferglück, dann lässt das Umweltreferat das Provisorium entfernten. Es sei illegal und potenziell lebensgefährlich.
Die Surferinnen und Surfer sind enttäuscht und frustriert, sehen in der Aktion eine Machtdemonstration der Stadt.
"So viel Papierkram nicht mal bei Stuttgart 21"
"Wir wollen diese Kulturstätte weiter am Leben halten und werden allein gelassen, kriegen keine Antwort von der Stadt, keine Rückmeldung, gar nichts", sagt Nicolas Marusa.
Die Eisbachwelle ist längst mehr Politikum geworden als eine Surfwelle.
Nicolas Marusa, Surfer
Die bürokratischen Hürden verhinderten eine pragmatische Lösung, und dass bei einer "so simplen Sache". Nicht mal bei Stuttgart 21 sei so viel Papierkram zusammengekommen, scherzt Marusa zynisch. Die Surfer wollen eine klare Antwort von der Stadt: Soll die Welle zurückkommen? Ja oder nein?
Die Stadt München versichert, sie wolle ihr Wahrzeichen retten und hat die Verwaltung aufgefordert, umgehend mit den Surferinnen und Surfern nach Lösungen zu suchen. Gut zwei Monate vor der Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl wird die Eisbachwelle zu einem politischen Thema: "Safety first" - oder doch "no risk, no fun"?
Touristenmagnet Eisbachwelle
Am Ufer des Eisbaches stehen Touristen, zeigen auf das Wasser, beobachten. Sie kommen aus Düsseldorf, aber auch aus Cornwall in Großbritannien oder Melbourne in Australien. Manche hatten gehofft, einen Blick auf die Surfer zu erhaschen, wussten gar nichts vom Wellendrama. Andere wollten sich selbst ein Bild machen, hatten über die Landesgrenzen hinweg von der großen Welle um die verschwundene Welle gehört.
Surfer Nicolas Marusa sagt:
Die Leute kommen aus der ganzen Welt hierher, um sich diese Welle anzuschauen. Hier ist die Geburtsstätte des deutschen Surfens.
Nicolas Marusa, Surfer
Ob, wann und wie die berühmte Eisbachwelle zurückkehrt, ist weiterhin ungewiss.
Sophie Burkhart und Jutta Sonnewald berichten aus dem ZDF-Landesstudio Bayern.
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