Düsseldorf: Sperrung des Rheinufers wegen Lebensgefahr beim Baden

Lebensgefahr am "Paradiesstrand":Warum Düsseldorf seine Rheinufer sperren will

Thomas Münten
von Thomas Münten
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Kein Badespaß mehr am Rhein in Düsseldorf. Zu gefährlich, urteilt die Stadt und plant ein Betretungsverbot samt Bußgeldern bei Verstößen. Das Ordnungsamt soll kontrollieren.

Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Ein Hinweisschild am Paradiesstand in Düsseldorf weist auf die Gefahren beim Schwimmen im Rhein hin.
Die Stadt Düsseldorf will das Baden am Rheinufer untersagen.
Quelle: dpa

Der "Paradiesstrand" am Rhein ist wirklich ein Paradies! Muscheln, feiner weißer Sand, schattige Bäume, das Rheinwasser zwischen den Buhnen plätschert sanft ans Ufer. Das alles vor der Skyline der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt am Horizont. Regelmäßig tuckert ein Binnenschiff rheinaufwärts langsam, rheinabwärts deutlich schneller vorbei. Idyllisch. Und lebensgefährlich.
Nach mehreren tödlichen Badeunfällen im Rhein plant die Stadt Düsseldorf jetzt ein Badeverbot für den Fluss. Umgesetzt werden soll es mit einer ordnungsbehördlichen Verordnung. Wer sich nicht daran hält - dem droht dann ein Bußgeld.
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Schwimmen im Rhein: unterschätzte Gefahr

Gudrun Rahm weiß, wovon sie redet. Die Rentnerin sitzt auf einem Klappstuhl am Fluss. Rheinwellen umspülen ihre Füße. Seit Jahrzehnten kommt sie hierher - mit ihrem Bruder oder mit ihren Bekannten.
Das kleine Stück Ufer zwischen den beiden tiefen Bäumen, die ihre Zweige fast ins Wasser neigen, ist eigentlich ihr Wohnzimmer. "Die Leute sind teilweise einfach unvernünftig. Neulich erst, da war auf einmal ein kleines Kind weit raus im Wasser. Da sind alle losgerannt."

Sie haben das Kind auch wieder eingefangen, aber die Mutter hatte vorher gar nicht richtig darauf geachtet.

Gudrun Rahm, Anwohnerin

Badeunfälle durch Alkohol und Leichtsinn

Dass die angedrohten Strafen da etwas nutzen, glaubt sie nicht. "Viele Eltern, aber auch junge Männer, die hierherkommen, haben einfach nie im Leben einen solchen Fluss gesehen und können selbst nicht schwimmen. Dann fließt dazu auch noch oft Alkohol und dann werden sie leichtsinnig."
Gefährliche Flüsse: Wo Menschen ertrinken

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Oliver Broll ist da pragmatischer. Man könnte doch "mit Bojen-Ketten den ungefährlichen Anfang der Buhnen einzäunen, dann wissen alle, dass man da drinbleiben muss. Aber jetzt wird wieder gleich überreguliert und jeder, der einen Fuß ins Wasser steckt, soll blechen." Das hält er für Unsinn.
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DLRG warnt und setzt auf Aufklärung

DLRG Lebensretter Kian Shabodagi aus Köln weiß, wie gefährlich der Rhein sein kann, und will aufklären:

Es muss etwas passieren, damit die Leute erkennen, dass sie sich in wirklich gefährlichen Gewässern bewegen.

Kian Shabodagi, DLRG Lebensretter

"Jedes Schiff schiebt und zieht Wasser am Ufer", sagt er. "Und Kinder, die gerade noch bis zu den Knien im Wasser waren, sind dann plötzlich bis zum Hals im Wasser. Und dann bricht Panik aus."
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Sommerzeit ist Badezeit - doch immer wieder sterben Menschen bei Badeunfällen. Wie kommt es dazu?17.07.2025 | 9:37 min

Ordnungsamt: Strafen ab 150 Euro

Ab Donnerstag (14. August) soll das Betretungsverbot für den Rhein in Kraft treten, überwacht von Mitarbeitern des Ordnungsamtes. "Wir müssen noch schauen, ob wir 'bis zu den Knöcheln' dulden", sagt Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller. Es komme ja auch auf die Durchsetzbarkeit an. Aber grundsätzlich sei "das Betreten des Rheins" verboten. Ab 150 Euro aufwärts sehen die Strafregeln vor.
Ob Köln, Krefeld, Neuss, Duisburg, Bonn - in vielen Städten am Rhein laufen Überlegungen, es den Düsseldorfern gleichzutun. Aber auch dann werden Badeverbote etwa nächtliche Lagerfeuer an den Rheinufern mit Schwimmausflug nie ganz verhindern.
Thomas Münten ist Reporter im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

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Im Wasser kann man rasch in Gefahr geraten, etwa durch Leichtsinn oder wenn ein gesundheitliches Problem entsteht. Wer schnell und umsichtig reagiert, kann helfen und Leben retten.
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