Süße Aromen statt Teer:Vapes: Ausstieg-Chance oder süßes Gift für die Sucht?
von Andreas Singler
Sind die bunten, aromatisierten Vapes tatsächlich eine ungefährlichere Alternative zum Tabakrauchen? Während manche Suchtexperten Chancen sehen, fordern andere ein Verbot.
Sie sind aufwendig designt, schmecken wie Süßigkeiten und sind bei jungen Menschen extrem beliebt: Vapes. Fast jeder Siebte zwischen 18 und 25 Jahren konsumiert sie regelmäßig.
06.11.2025 | 44:54 minE-Zigaretten, von den Herstellern gefeiert als angeblich gesündere Alternative zur herkömmlichen Zigarette, sind heute an jeder Straßenecke zu sehen. Einen wahren Siegeszug haben sie unter der Bezeichnung "Vapes" in den vergangenen fünf Jahren angetreten. Allein 2020 betrug der Umsatz in Deutschland rund eine Milliarde Euro.
Vapen bedeutet "verdampfen". Vapes bestehen meist aus vier Teilen: Mundstück, Tank für das sogenannte Liquid, Heizelement und Akku.
Vapes gibt es als Einweg-Produkte, mit austauschbarem Tank oder zum Wiederauffüllen. Einweg-Vapes sind besonders umstritten, weil sie mit ihren Batterien oft unerlaubt im Hausmüll landen. Einweg-Vapes mit fest eingebauter Batterie sind in der EU ab 2027 verboten.
Was die neue Generation an E-Zigaretten so erfolgreich gemacht hat, sind ihre süßen Aromen und ihr buntes Design. Besonders junge Menschen werden davon angezogen. Der Verkauf an Jugendliche ist zwar verboten, trotzdem - das zeigt die ZDFinfo-Dokumentation "Vapes - Chinas süßes Gift" - stoßen sie gerade bei dieser Altersgruppe auf immer mehr Interesse. Erhältlich sind sie meist problemlos.
"Vapes", also E-Zigaretten mit Aroma, werden immer beliebter und gelten als Einstiegsdroge für eine Nikotinsucht. Ein Aufklärungsprojekt in Hamburg will dem entgegenwirken.
31.05.2025 | 1:50 minVapes als "ungefährliche Alternative" zum Tabakrauchen?
Wer Vapes konsumiert, nimmt weiterhin Nikotin zu sich. Was entfällt, sind die bei der Zigarette anfallenden Schadstoffe wie Teer und Kohlenmonoxid. Genau das macht Vapes als Zigarettenersatz für Raucher*innen interessant.
Die E-Zigarette kann beim Rauchstopp helfen.
Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg
Studien würden zeigen, "dass sie sogar besser funktioniert als Nikotin-Ersatzprodukte wie Nikotinpflaster oder Nikotin-Kaugummi", erklärt Ute Mons, Professorin für Kardiovaskuläre Epidemiologie und Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg. "Das heißt, sie hat ein Entwöhnungspotenzial." Für die Krebsprävention scheint dies angesichts von etwa 130.000 Menschen, die in Deutschland jährlich an den Folgen des Tabakkonsums versterben, zumindest auf den ersten Blick eine gute Nachricht zu sein.
Die andere Seite der Medaille von Vapes
Problematisch indessen: "Die Abhängigkeit vom Nikotin bleibt in der Regel bestehen", sagt Mons. Und Krebsrisiken würden auch bei Vapes bestehen.
Der potenzielle Nutzen der E-Zigaretten für einen gewissen Personenkreis beschreibt also nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht eine immer größere Verbreitung des Dampfens unter jungen Menschen.
Dabei hatten Prävention und strengere Werbeverbote in den vergangenen Jahrzehnten zu einem deutlichen Rückgang des Zigarettenrauchens besonders bei Jugendlichen geführt. Mit dem fulminanten Anstieg der Verbreitung von Vapes zu Beginn der 2020er Jahre droht dieser Erfolg jedoch wieder verspielt zu werden.
Sehen Sie die Doku "Vapes - Chinas süßes Gift" am 19. November 2025 um 21 Uhr bei ZDFinfo oder streamen Sie sie jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
Vapes erhöhen die Verfügbarkeit von nikotinhaltigen Produkten
Zwar mögen E-Zigaretten den einen den Abschied vom schädlichen Zigarettenrauchen erleichtern. Vielen anderen hingegen - besonders Jugendlichen, die ansonsten womöglich überhaupt nicht mit dem Rauchen begonnen hätten - ebnen Vapes erst den Weg in eine Nikotinsucht.
Vapes, Tabakerhitzer, Snus:"Rauchfrei": Was hinter der Strategie steckt
Denn insgesamt hat mit den praktisch überall problemlos erhältlichen Vapes die Verfügbarkeit von nikotinhaltigen Produkten in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dadurch steigt laut Experten automatisch auch die Gefahr, dass aus Vapern Raucher werden. Der Lungenfacharzt Alexander Rupp vermutet dahinter gar eine Strategie der Hersteller:
Sie wollen die ganz Jungen kriegen und abhängig machen - bei der Stange halten sprichwörtlich.
Dr. Alexander Rupp, Mitglied der Arbeitsgruppe Tabakprävention und -Entwöhnung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie
China gehört zum größten Produzenten für E-Vapes, doch die elektronischen Zigaretten sind dort verboten. In Deutschland wird der Umgang mit dem süßen Süchtigmacher diskutiert.
28.05.2024 | 10:53 minMediziner fordern Verbot aromatisierter E-Zigaretten
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie fordert deshalb ein Verbot von aromatisierten E-Zigaretten sowie eine strengere Kontrolle des Verbots der Abgabe an Jugendliche. Neueste wissenschaftliche Daten würden zeigen, "dass Aromen den Raucheinstieg erleichtern, das Suchtpotenzial erhöhen oder durch tieferes Inhalieren die Aufnahme toxischer Substanzen deutlich steigern", heißt es in einer Mitteilung der medizinischen Fachgesellschaft aus 2024.
Ab 1. Juni sind in Großbritannien der Verkauf und die Abgabe dieser Einwegprodukte verboten. Ziel ist, den Markt von Wegwerfprodukten zu befreien, ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit.
30.05.2025 | 1:51 min"Diese Aromen haben ein erhebliches Schadenspotenzial und müssen schnellstmöglich vom Markt genommen werden", so Professor Wolfram Windisch, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.
In China, wo die meisten der E-Zigaretten auf dem deutschen und europäischen Markt hergestellt werden, sind aromatisierte Vapes bereits verboten - aus Sorge um das Suchtpotenzial.
Nachrichten | Panorama:Rauchstopp - so erholt sich der Körper!
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