Toxine in der Neurologie? Tiergifte als Shuttle für Medikamente

Toxine für Therapie:Tiergifte als Medikamenten-Shuttle ins Gehirn

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Was tödlich ist, könnte Leben retten: Forscher nutzen das Gift von Skorpionen und Kegelschnecken, um Medikamente durch ein großes Hindernis zu bringen - die Blut-Hirn-Schranke.

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Schlangen, Kegelschnecken und giftige Frösche besitzen Gifte, die in Sekunden lähmen oder töten können. Doch gerade diese Wirksamkeit macht sie für die Medizin interessant: Einige ihrer Bestandteile könnten helfen, Medikamente ins Gehirn zu bringen. Denn die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, die das zentrale Nervensystem vor Krankheitserregern schützt, blockiert auch den Großteil aller Wirkstoffe gegen Alzheimer, Parkinson oder Hirntumore.

Wie Gifte zu Shuttles werden könnten

Ein Forschungsteam der Universität Wien und des Austrian Institute of Technology untersucht, wie sich bestimmte Peptide aus Tiergiften in Transportvehikel verwandeln lassen. Im Labor simulieren die Wissenschaftler eine künstliche Blut-Hirn-Schranke.
Sie soll zeigen, welche Substanzen diese Barriere passieren können. Nur wenige Bestandteile der Gifte kommen dafür infrage - doch einige, wie das Skorpiongift-Chlorotoxin oder ein Peptid eines australischen Froschs, zeigen bereits vielversprechende Ergebnisse. Diese Substanzen könnten künftig als eine Art Shuttle fungieren, die das Medikament sicher und gezielt ins Gehirn transportiert.
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Neue Wege für die Medikamentenentwicklung

Die Vision der Forscher: Gifte so zu verändern, dass sie ihre toxische Wirkung verlieren, dabei aber ihre Fähigkeit behalten, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten in der Arzneimittelentwicklung.
Besonders größere Wirkstoffe wie therapeutische Antikörper - bisher meist zu groß oder zu wasserlöslich - könnten mit diesen Shuttles direkt ins Gehirn gelangen. Das würde gezieltere Behandlungen erlauben und potenzielle Nebenwirkungen verringern. Statt einzelne Medikamente speziell anzupassen, könnte ein solches Transportmittel flexibel für verschiedene Therapien genutzt werden.
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Noch Grundlagenforschung, bald klinische Studien

Auch wenn die Ergebnisse vielversprechend sind, befindet sich das Projekt derzeit noch in der Grundlagenforschung. Doch das Team ist zuversichtlich, dass in wenigen Jahren erste klinische Studien starten können.
Der Nutzen wäre enorm: Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson, gegen die es bislang nur begrenzte therapeutische Möglichkeiten gibt, könnten künftig gezielter und effektiver behandelt werden.
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Quelle: dpa

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Quelle: ZDF

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