OECD-Studie:Uni-Abschlüsse: Deutschland unterdurchschnittlich
Der Anteil der Menschen mit akademischem Bildungsabschluss steigt in Deutschland und bleibt dennoch weiter unter OECD-Durchschnitt. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor.
Mehr junge Erwachsene haben einen Uni- oder Meisterabschluss, so die OECD. Doch auch der Anteil ohne Abschluss steigt – mit Folgen für Jobs und die Zukunft des Landes.
09.09.2025 | 1:33 minÜber 500 Seiten mit Grafiken und Erklärungen zu Bildungs- und Berufsabschlüssen, hinzu kommen zahlreiche Tabellen mit Rohdaten: "Bildung auf einen Blick" heißt die Studienreihe der OECD, deren aktuelle Ausgabe heute in Berlin vorgestellt wurde. Doch eine einfache Erkenntnis über die Bildungslandschaft liefert das Dokument nicht.
Einige positive Entwicklungen verzeichnet der Standort Deutschland. Das gilt insbesondere für den MINT-Bereich. Dennoch bleiben viele Zahlen hinter dem OECD-Durchschnitt zurück. Sorge bereitet vor allem der hohe Anteil geringqualifizierter junger Menschen in Deutschland.
Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ist eine internationale Organisation mit Sitz in Paris, die 1961 gegründet wurde. Sie hat 38 Mitglieder darunter insbesondere Industrienationen sowie auch sogenannte Schwellenländer. Zu ihren Zielen gehört die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Austausch von Wissen. Zu ihren bekannten Publikationen im Bildungsbereich gehört auch die PISA-Studie. (Quelle: OECD)
Fast jeder sechste junge Erwachsene ohne beruflichen Abschluss
Dieser Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. 2019 lag der Anteil junger Menschen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren, die weder (Fach)-Hochschulreife noch eine abgeschlossene Ausbildung hatten, bei 13 Prozent. Zwischenzeitlich ist er auf 16 Prozent angewachsen. Im Vergleich mit anderen EU-Staaten innerhalb der OECD verzeichnen nur Italien, Portugal und Spanien anteilig mehr junge Menschen ohne Berufsabschluss.
Das muss uns mit Sorge erfüllen.
Mareike Wulf, parlamentarische Staatssekretärin Bundesbildungsministerium
Mareike Wulf, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, sieht verschiedene Gründe für diese Entwicklung. Mehr junge Menschen würden sich auch vor dem Hintergrund des Mindestlohns die Frage stellen. Zudem sei die Schülerschaft "heterogener" geworden. Bedeutet: Unter anderem spielen Sprachbarrieren zunehmend eine Rolle.
Seit Jahren finden viele Betriebe keine Auszubildende mehr, da junge Leute inzwischen eher studieren. Hier setzen erste Betriebe an und suchen gezielt nach Studienabbrechern.
04.09.2025 | 1:31 minAnteil akademischer Abschlüsse wächst
Positiv ist laut Studie, dass mehr junge Menschen einen sogenannten tertiären Bildungsabschluss in Deutschland erreichen. Der Anteil der 25 bis 34-Jährigen in Deutschland mit einem Hochschul- oder vergleichbaren Abschluss ist demnach stark gestiegen. 2019 lag er noch bei 33 Prozent, im vergangenen Jahr bei 40 Prozent. Damit holt Deutschland im internationalen Vergleich rasant auf, bleibt aber dennoch weiterhin unter dem OECD-Durchschnitt mit 48 Prozent.
Unter einem tertiären Bildungsabschluss zählt die OECD alle Abschlüsse nach über ISCED-Niveau 5, 6 oder 7. Dazu zählen Hochschul- und Fachhochschulabschlüsse sowie Abschlüsse an Fachakademien und äquivalente Abschlüsse, wie beispielsweise ein Meisterbrief.
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Einen großen Effekt hat der Bildungsabschluss auch weiterhin auf das Erwerbseinkommen. Durchschnittlich verdienen Menschen mit Tertiärbildung 50 Prozent mehr als Personen ohne akademischen Abschluss oder Meisterbrief.
Elternhaus entscheidender Faktor beim Bildungsweg
Wenig Bewegung gibt es beim Thema Chancenungleichheit. Der familiäre Hintergrund habe weiterhin einen großen Einfluss auf den Bildungsstand, so die Studie. In Deutschland erreicht demnach nur etwa jeder fünfte junge Erwachsene einen Tertiärabschluss, wenn die Eltern keinen höheren Bildungsabschluss haben. Bei den jungen Erwachsenen aus akademischem Elternhaus ist der Anteil etwa dreimal so hoch.
Rund jeder vierte Studienanfänger bricht das Studium ab. Immer mehr Unternehmen rekrutieren Studienabbrecher für ihre Ausbildungsprogramme. Ein Mittel gegen den Fachkräftemangel?
29.08.2025 | 2:34 minDie Situation habe sich in den meisten OECD-Staaten kaum verändert. Einzig in Dänemark, Belgien und England gebe es merkliche Fortschritte bei den Bildungschancen.
Deutschland beliebt bei internationalen Studierenden
Zunehmend beliebt ist der deutsche Hochschulstandort bei internationalen Studierenden. Ihr Anteil habe sich laut Studie zwischen 2013 und 2023 fast verdoppelt und liegt weit über dem OECD-Durchschnitt.
Deutschland verzeichne die höchste Zahl der internationalen Studierenden unter allen nicht-englischsprachigen OECD-Staaten, betonte Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) bei der Vorstellung der Studienergebnisse. Vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei das eine erfreuliche Entwicklung.
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