New York: Wieso Sichtungen Weißer Haie ein Erfolg sind
Immer mehr Sichtungen:Wieso Weiße Haie vor New York ein Erfolg sind
von Susanne Lingemann, New York City
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Die Gewässer vor New York gelten als Kinderstube für Weiße Haie. Die Rückkehr der Haie an die US-Ostküste steht für ein ökologisches Comeback.
Vor New York werden wieder häufiger Haie gesichtet. Die Gewässer dort gelten als Kinderstube für Weiße Haie. (Symbolbild)
Quelle: ZDF/Content Mint Pty Ltd
Sommer an Rockaway Beach in New York: Kinder planschen im Atlantik, Möwen kreischen - bis eine Drohne einen Hai entdeckt. Sofort fordern Rettungsschwimmer zum Verlassen des Wassers auf. Was für viele wie ein Albtraum klingt, ist für Meeresbiologen eine Erfolgsgeschichte.
Gewässer vor New York: Kinderstube für Weiße Haie
Die Küstengewässer von New York, von Montauk an der Spitze des Bundesstaats über Long Island bis Cape May in New Jersey, galten schon immer als Kinderstube für Weiße Haie. Doch erst seit wenigen Jahren wird das durch Forschung und moderne Technik wieder stärker sichtbar.
Saubereres Wasser, wachsende Beutefischschwärme wie etwa Bunker und längere Warmwasserphasen durch den Klimawandel locken die Tiere näher an die Küste. Auch Wale sind wieder häufiger zu sehen.
Haie sind in Gefahr, viele Arten vom Aussterben bedroht. Der Handel mit Haifleisch und -flossen ist ein großes Problem. Die Auswirkungen auf das marine Ökosystem sind gewaltig.15.09.2024 | 28:52 min
Forscher: "Haie keine Monster"
Haiforscher Craig O'Connell, Mitgründer der Stiftung O’Seas, beobachtet diese Entwicklung seit Jahren. Er betreibt auch Sommercamps für Jugendliche aus aller Welt, die beim Markieren von Haien helfen.
Unsere Angst vor Haien ist ein Hirngespinst.
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Craig O’Connell, Haiforscher
"Haie sind keine menschenfressenden Monster, wie sie in Filmen dargestellt werden", erklärt O’Connell. Menschen würden schon seit Jahren mit Haien die Gewässer teilen. "Wenn der Weiße Hai es wirklich auf uns abgesehen hätte, hätten wir keine Chance", so der Experte.
Jungtiere durch Farben und Schmuck angelockt
Die meisten Vorfälle seien sogenannte "Curiosity Bites" - vorsichtige Probebisse junger Sandtiger- oder Bullenhaie, die durch bunte Badeanzüge oder glitzernden Schmuck angelockt werden. Lebensgefährlich seien diese Begegnungen so gut wie nie, sagt er. Aber: Man sollte ein paar Regeln befolgen, um das Risiko von Haiangriffen zu minimieren.
Verhaltenstipps bei Haien im Wasser
Schwimme nicht allein und nicht bei Dämmerung oder Morgengrauen
Meide grelle Farben und glitzernden Schmuck
Achte auf Warnflaggen und Hinweise
Bleib ruhig, wenn du einen Hai siehst - langsames Zurückziehen ist sicherer
Nicht planschen oder mit Fischen im Wasser hantieren
Haie gibt es in allen Meeren: vom Nordpolarmeer bis zum Indischen Ozean. 04.05.2025 | 1:40 min
Gefährdete und erholte Haiarten
Trotz Schutzmaßnahmen gelten Sandhai, Grundhai oder der Große Hammerhai als gefährdet. Die Ursachen reichen von Beifang in der Fischerei bis zu langsamer Fortpflanzung.
Andere Arten erholen sich dagegen: Weiße Haie, die über fünf Meter groß werden, und vor allem junge Tiere, sind heute wieder regelmäßig zwischen Montauk und Cape May zu sehen, ein deutliches Zeichen für stabile Bestände. Und auch Bullenhaie und Sandbankhaie kehren langsam zurück an die Küste.
Jede zweite Haiart ist vom Aussterben bedroht. Ein Grund: das lukrative Geschäft mit ihren Flossen. Haifischflossensuppe gilt als Delikatesse.22.09.2024 | 1:22 min
New York setzt auf Drohnen am Strand
Seit 2022 setzt New York verstärkt auf Drohnentechnik, um Schwimmer - auch vor Haibegegnungen - zu schützen. 28 Geräte mit Wärmebildkameras, inklusive Lautsprechern und Rettungsbojen sind im Einsatz. Im Rockaway Beach, einem bei Surfern beliebten städtischen Strand, wurden im Sommer 2025 bei neun Drohneneinsätzen insgesamt zwölf Stunden lang Schwimmbereiche gesperrt.
Ziel ist es, Sichtungen schnell zu verifizieren und Strände zügig zu räumen. Speziell geschulte Rettungsschwimmer und Drohnenpiloten sind täglich im Einsatz.
Ein KI-gestützter Wasserroboter soll die Rettungsschwimmer der DLRG künftig unterstützen. Er soll Menschen vor dem Ertrinken retten.24.07.2025 | 1:42 min
Bald auch per App: "Shark Tracker"
Zudem sollen Daten des Experten O'Connell künftig öffentlich zugänglich werden - per App. Damit könnten auch Strandbesucher lernen, die Bewegungsmuster der Haie besser zu verstehen.
Die Zahl der Sichtungen wird auch deshalb steigen - nicht, weil es mehr Haie gibt, sondern weil Menschen sie besser erkennen und nachverfolgen können. Begegnungen mit Schwimmern bleiben selten, so O'Connell. Und sie sind - mit Technik und Vorsicht beherrschbar.
Was wie Bedrohung klingt, ist für Forschende in Wahrheit eine gute Nachricht: Das Meer vor New York ist lebendig - und Mensch und Hai können es gemeinsam nutzen.
Immer wieder greifen Bullenhaie Menschen an, die Ursachen sind unklar. Wie man sich am besten verhält, wenn man einem Bullenhai im Meer begegnet. Und was die Tiere besonders macht.
von David Enge
mit Video
Quelle: dpa
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