Hyalomma-Zecke: Wie gefährlich ist die invasive Riesenzecke?

Neue Blutsauger in Deutschland:Wie gefährlich sind invasive Riesen-Zecken?

von Bianca M. Hugo
|

Heimische und eingeschleppte Zecken mögen die steigenden Temperaturen in Deutschland. Auch für die Medizin eine Herausforderung. Wie groß ist die Gefahr und wie schützt man sich?

Eine Hyalomma-Zecke krabbelt auf Haut.
Neben dem Gemeinen Holzblock, der bekanntesten heimischen Art, tauchen zunehmend exotische Arten wie die Hyalomma-Zecke auf, welche vor allem durch Größe und Verhalten auffällt.
Quelle: dpa

Sie sind groß, schnell und kommen aus wärmeren Regionen: Berichte über Bisse und Sichtungen von invasiven Zecken wie der Hyalomma-Zecke sorgen für Aufmerksamkeit in Deutschland. Doch es sind nicht nur die exotischen Exemplare, die zeigen, dass sich unsere Natur verändert.

Mehr Zecken durch wärmeres Klima

Schon längst gehören Zecken zu den ständigen Begleitern bei Spaziergängen durch die Natur. Seit Jahren nimmt die Population zu. Der Gemeine Holzbock, die bekannteste heimische Art, wird ab Temperaturen von sieben Grad aktiv, erklärt Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Weil es immer wärmer wird, verlängert sich die Zeit, in der man von ihnen befallen werden kann.
In manchen Regionen Deutschlands gibt es inzwischen fast zwei Generationen pro Jahr. Das hat Folgen: Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) nimmt die Übertragung von Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose zu. Daten des RKI zeigen, dass die Fallzahlen dieser Erkrankungen in den letzten Jahren stetig gestiegen sind.
Zeckenbisse: Vorsicht vor diesen Krankheiten
Zecken übertragen ernsthafte Krankheiten wie FSME und Borreliose. Was man bei einem Zeckenbiss beachten sollte.29.04.2025 | 4:59 min

Hyalomma-Zecken auf dem Vormarsch?

Zunehmend tauchen auch exotische Arten wie die Hyalomma-Zecke auf. Sie fällt besonders durch ihre Größe und ihr Verhalten auf, erklärt Ute Mackenstedt. Die Hyalomma-Zecke ist bis zu zwei Zentimeter groß, hat gelb-beige Beine mit auffälligen Streifen und als sogenannte "Jagdzecke" läuft sie aktiv auf ihren Wirt zu - eine Eigenschaft, wegen der sie oft mit Spinnen verwechselt wird.

Die Hyalomma-Zecke ist in Deutschland bislang selten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) werden in Deutschland pro Jahr zwischen zwei und etwa 20 ausgewachsene Hyalomma-Zecken erfasst. Das RKI geht zwar davon aus, dass jährlich Millionen von Larven oder Nymphen mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen, doch nur sehr wenige entwickeln sich zu erwachsenen Tieren, die tatsächlich gefunden und gemeldet werden.

Doch nicht nur das macht sie besonders - sondern auch ihr Krankheits-Portfolio. Während die Hyalomma-Zecke keine Rolle bei FSME oder Borreliose spielt, könnte sie Viren übertragen, die das Krim-Kongo-Hämorrhagische Fieber verursachen, sagt Uta Mackenstedt. Die Krankheit ist in vielen Fällen tödlich. Allerdings: "Bisher konnten wir solche Viren in den Hyalomma-Zecken, die uns zur Verfügung standen, nicht nachweisen."
Häufiger trage sie dagegen Rickettsia aeschlimannii, den Erreger des weniger gefährlichen Zecken-Fleckfiebers, in sich. Er wurde bei etwa 40 Prozent der untersuchten Tiere festgestellt. Dieses Fleckfieber führt beim Menschen zu Hautausschlag und dem Gefühl erhöhter Temperatur, zu Kopf- und Muskelschmerzen und extremen Gelenkschmerzen.

Vorsicht vor FSME und Borreliose
:Wie Sie bei Zecken richtig handeln

Borreliose und FSME: Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen. Wie Sie sich effektiv vor Zecken schützen können und worauf Sie achten sollten, wenn Sie gestochen wurden.
von Nadine Braun und Kevin Schubert
Zecken-Warnschild auf einer Wiese
FAQ

Wie invasive Zecken den Weg nach Deutschland finden

Dass Arten wie die Hyalomma-Zecke in Deutschland auftauchen, hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Höhere Temperaturen und Trockenperioden schaffen ideale Bedingungen für wärmeliebende Arten wie diese Jagdzecke, erklärt Mackenstedt. "Wir haben keine genauen Informationen über die Ausbreitung der Hyalomma-Zecken. Im Moment gehen wir davon aus, dass sie nach wie vor mit Zugvögeln nach Deutschland kommen."

Invasive Arten sind Tiere oder Pflanzen, die ursprünglich nicht in einem Gebiet heimisch sind, dort aber unter günstigen Bedingungen stark wachsen und sich ausbreiten und dabei nachweislich Schaden anrichten, zum Beispiel indem sie heimische Arten verdrängen oder Lebensräume verändern. Beispiele für invasive Tierarten in Deutschland sind neben der Hyalomma-Zecke auch der Waschbär und der Asiatische Marienkäfer.

Nach ihrer Ankunft müssten sich die Larven zunächst häuten, bevor sie als erwachsene Tiere aktiv werden können. Das wird durch warme und trockene Wetterbedingungen zusätzlich begünstigt.
Zecke
Der Sommer ist da, Zeit für einen ruhigen Tag im Grünen - wären da nicht die lästigen Mücken, Zecken und Co. Welche Tipps gibt es zum Schutz vor Insektenstichen?10.07.2025 | 2:36 min

Wie man sich vor Zecken schützen kann

Der Schutz vor invasiven Arten unterscheidet sich kaum vom Schutz vor heimischen Zecken:
  1. Repellentien, also Insektenabwehrsprays nutzen, um Zecken abzuschrecken.
  2. Socken über Hosenbeine ziehen, besonders bei Spaziergängen durch Waldgebiete oder hohes Gras.
  3. Nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich absuchen, um festgesaugte Tiere frühzeitig zu entfernen.
In Deutschland ist es derzeit aber sehr unwahrscheinlich, von einer solchen Zecke gebissen zu werden, beruhigt Parasitologin Mackenstedt. Auch wenn einzelne Exemplare invasiver Arten regelmäßig auftauchen, gebe es bislang keine Hinweise darauf, dass sich stabile Populationen gebildet haben. Die Gefahr bliebe daher überschaubar - zumindest aktuell. Laut Mackenstedt könne man aber auch nicht ausschließen, dass sich die Art in Zukunft dauerhaft in Deutschland ansiedelt.

Stiftung Warentest hat geprüft
:So gut schützen Sprays vor Mücken und Zecken

Stiftung Warentest hat zehn Mücken- und Zeckenschutzmittel getestet. Nur ein günstiges Produkt hat gut abgeschnitten, ein teures Spray siegt.
von Gereon Helmes
Frau trägt Mückenschutzspray auf dem Unterarm auf.
mit Video

Mehr zum Thema Infektionskrankheiten