Pestizide im Obstanbau:Bananen: Gelb, gesund - und giftig?
Pestizide in Bananen: Das Gift im Anbau gefährdet Mensch und Umwelt. Besonders schädliche Pflanzenschutzmittel müssten deshalb verboten werden, fordern Experten.
Die Deutschen lieben Bananen. Doch wie kommt das Obst auf unseren Tisch, wer profitiert vom Handel? Und wer zahlt den Preis? Ein Blick hinter die Fassade der gelben Frucht.
24.08.2025 | 28:48 minRund 12 Kilo Bananen pro Kopf essen wir in Deutschland jedes Jahr. Sie kommen überwiegend aus Mittelamerika zu uns.
Der globale Bananenmarkt wird von Großkonzernen wie Chiquita, Dole, Fyffes und Fresh Del Monte kontrolliert. Angebaut wird fast ausschließlich die Sorte Cavendish - eine genetisch identische Exportbanane. Das Problem: Sie ist anfällig für Krankheiten und braucht jede Menge Chemie und Pestizide, um makellos im Regal zu landen.
"Wer kann die schönste Banane am billigsten produzieren?" - diese Logik des Preiskampfes lasse Produzenten kaum Spielraum für nachhaltige Landwirtschaft, sagt Pestizidexperte Lars Neumeister.
In türkischen Lebensmitteln sind laut Greenpeace häufig Pestizidrückstände. Die EU weist Importe dieser Lebensmittel immer wieder zurück.
09.07.2025 | 2:17 minPestizideinsatz auf Bananenplantagen
Fest steht: Im globalen Bananenanbau kommt eine breite Palette an Agrochemikalien zum Einsatz - je nach Region, Anbaumethode und Verwendungszweck der Früchte. In den trockeneren Regionen Ecuadors, Kolumbiens und der Dominikanischen Republik ist der Schädlingsdruck geringer - hier finden sich häufiger Bio-Bananenplantagen.
In feuchteren Gebieten wie Costa Rica hingegen ist der konventionelle Bananenanbau meist nur mit Pestizideinsatz möglich. Viele Fungizide wie Mancozeb werden per Flugzeug gegen Blattkrankheiten ausgebracht, während imprägnierte Plastiksäcke Insektizide enthalten, die Schädlinge direkt an der Frucht bekämpfen. Für den Transport werden zusätzlich Nachernte-Fungizide eingesetzt, um Schimmelbildung zu verhindern.
Vier Millionen Tonnen Pestizide werden jährlich weltweit versprüht. Die Rückstände landen über Obst und Gemüse auf unseren Tellern. Landwirte und auch Städte wollen etwas dagegen tun.
22.08.2024 | 29:44 minMancozeb: Risiken für Arbeiter und Anwohner
Mancozeb, das wichtigste Fungizid im Anbau, ist in der EU wegen seiner gesundheitsschädigenden Wirkung verboten, in Lateinamerika jedoch weiterhin Standard. Wie Pestizide die Gesundheit von Menschen in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen beeinflussen, hat Umweltepidemiologin Berna van Wendel del Joode von der Nationaluniversität in Costa Rica untersucht.
Ihre Studien mit schwangeren Frauen und dort geborenen Kindern zeigen unter anderem Hinweise auf mögliche Störungen des Hormonsystems sowie auf Veränderungen in der körperlichen und neurologischen Entwicklung.
Die Möglichkeiten, Pestizide zu reduzieren, seien allerdings begrenzt: "Bei einer genetisch uniformen Sorte, die optisch perfekt sein muss, langen Transport und Reife überstehen muss, die in feuchten Tropen in Monokulturen angebaut werden, gibt es fast kein Reduktionspotenzial", so Lars Neumeister, unabhängiger Pestizidexperte.
Naturidylle Südtirol. Nicht für die Bürger von Mals. Sie machen mobil, wollen giftfrei leben. Ihre Gegner: die Apfel-Bauern der Region. Die aber setzen weiter auf Pestizide.
17.10.2021 | 28:20 minEU-Exportverbot gefordert
Gefährliche Pflanzenschutzmittel werden weltweit produziert und verkauft. Auch von Firmen in europäischen Ländern, in denen sie selbst gar nicht eingesetzt werden dürfen. Der Pestizidexperte fordert daher ein EU-Exportverbot. Das sei zumindest ein wichtiges Signal.
Nur weil andere Exportnationen weiterhin hochgefährliche Pestizide exportieren, bedeutet das nicht, dass man sich ebenfalls unverantwortlich verhalten kann.
Lars Neumeister, Pestizidexperte
Zwar produzierten die große Konzerne längst weltweit, doch der Verzicht auf Exporte von in der EU verbotenen Wirkstoffen sei absolut richtig, so Neumeister, "auch wenn ein EU-Exportverbot auf dem Feld eventuell direkt nichts ändern würde".
Zerstörter Boden in Bolivien:Nach dem Quinoa-Boom bleiben die Probleme
Eine nachhaltigere Bananenproduktion sei nur durch globale Regelungen möglich, erläutert Neumeister. Etwa durch ein internationales Agrarhandelsabkommen, das Umwelt- und Sozialstandards verbindlich mache.
… ist Diplom-Ingenieur und arbeitet seit 2003 als unabhängiger Pestizidexperte. Er berät internationale Umweltorganisationen wie Greenpeace, WWF und PAN Germany, Zertifizierungsinitiativen wie die Rainforest Alliance sowie Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Bewertung gesundheitlicher und ökologischer Risiken von Pestiziden, die Entwicklung des Toxic Load Indicators, die Analyse von Rückstandsdaten sowie die Beratung zu alternativen Pflanzenschutzstrategien.
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