WTO: Wie der Welthandel durch KI boomen soll

Welthandelsbericht:WTO: Wie der Welthandel durch KI boomen soll

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von Christian Hauser
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Die Welthandelsorganisation sieht in KI große Chancen, verliert als Institution aber an Einfluss. Mitgliedsländer missachten Regeln des fairen Handels zugunsten eigener Interessen.

Ein Schild der Welthandelsorganisation (WTO) ist während einer Zeremonie zum Inkrafttreten des WTO-Übereinkommens über Fischereisubventionen am 15. September 2025 in Genf zu sehen.

Die Zölle und Gegenzölle der vergangenen Monate sieht die WTO mit Sorge. Ihr diesjähriger Welthandelsbericht zeigt Wachstumschancen durch Künstliche Intelligenz auf.

17.09.2025 | 1:18 min

Die Welthandelsorganisation (WTO) hat in Genf den diesjährigen Welthandelsbericht vorgestellt. Ein zentrales Ergebnis: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte den globalen Handel um bis zu 37 Prozent bis zum Jahr 2040 wachsen lassen.

Weniger Kosten und mehr Produktivität durch KI

Laut WTO-Studie senkt der Einsatz von KI-Technologien Handelskosten und erhöht die Produktivität. Sprach- und Übersetzungstools verbessern die Verständigung zwischen internationalen Partnern. Zudem sorgt KI für mehr Transparenz in globalen Lieferketten und beschleunigt Zollprozesse.

Trotz dieser Potenziale bleiben aus Sicht der WTO faire und transparente Handelsbedingungen sowie eine enge internationale Zusammenarbeit entscheidend.

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16.09.2025 | 2:01 min

Zunehmender Protektionismus im Welthandel

Aktuelle Entwicklungen gehen in eine andere Richtung: Die USA, aber auch andere Nationen umgehen WTO-Regeln, insbesondere das zentrale Prinzip der Meistbegünstigung.

Die Welthandelsorganisation (WTO) wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, den globalen Handel zu fördern und zu regulieren. Sie setzt sich dafür ein, Handelsbarrieren abzubauen und einen fairen weltweiten Handel zu gewährleisten. Seit 2021 steht Ngozi Okonjo-Iweala der WTO als Generaldirektorin vor.

Ein wichtiges Prinzip der WTO ist das Prinzip der Meistbegünstigung, das besagt, dass ein Land einem anderen keine schlechteren Handelsbedingungen gewähren darf, als es bereits einem Land eingeräumt hat.


Die veränderte weltwirtschaftliche Lage bleibt auch für deutsche Unternehmen nicht folgenlos:

Die Zeit des Freihandels ist eigentlich vorbei und wir reden leider wieder über einen zunehmenden Protektionismus.

Ulrich Dähne, Geschäftsführer des Messgeräteherstellers Stabila

Messgerätehersteller Stabila, ein Unternehmen aus dem Süden von Rheinland-Pfalz, macht etwa 80 Prozent seines Umsatzes im Ausland und exportiert einen großen Teil seiner Wasserwaagen und Zollstöcke in die USA. Dähne beklagt eine abnehmende Planungssicherheit und eine zunehmende Ungleichbehandlung im internationalen Handel.

Einen fairen Welthandel mit Waren und Dienstleistungen gewährleisten und Streitigkeiten schlichten - eigentlich Aufgaben der WTO. Die internationale Organisation mit Sitz in Genf wird unter anderem von den USA und vielen EU-Ländern finanziert. Deutschland ist größter europäischer Geldgeber.

Die größten Geldgeber der WTO nach Anteil am Gesamtbudget 2025

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Experte: Welthandelsorganisation verliert an Stellenwert

Doch selbst die Mitgliedsländer der WTO halten sich zunehmend nicht an WTO-Regeln.

Auch Gabriel Felbermayr vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung sieht das Prinzip der Meistbegünstigung schwer beeinträchtigt. "Das brechen die USA gerade massiv und viele andere Länder machen mit, indem sie mit den USA Deals abschließen. Zum Beispiel die Europäische Union, das Vereinigte Königreich und Japan."

Felbermayr sieht die WTO grundsätzlich als "wertvoll" an, kam aber zur zugespitzten Einschätzung:

Ich glaube, man kann die WTO ganz treffend mit der Vokabel 'hirntot' beschreiben.

Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung

Aktuell sei der Welthandel aber "relativ resilient", so Felbermayr, da "85 Prozent des Welthandels ohne Beteiligung der USA" stattfänden.

WTO hebt eigene Bedeutung hervor

Im Vorfeld der Veröffentlichung des Welthandelsberichts hatte WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala öffentlichen Zweifeln an der Relevanz der Organisation widersprochen. In der FAZ beteuerte sie: "Die WTO lebt!" Aktuell würden 72 Prozent des Welthandels nach wie vor gemäß den Regeln der WTO erfolgen.

Mit der Vorstellung des diesjährigen Berichts und der Fokussierung auf Künstliche Intelligenz stellt die WTO die Hoffnung auf wirtschaftliches Wachstum in den Vordergrund.

WTO-Studie warnt vor Ungleichheit

Der Welthandelsbericht warnt vor einer wachsenden Lücke zwischen Arm und Reich. Ohne gezielte Investitionen drohten viele Länder bei KI-Technologien den Anschluss zu verlieren. Bestehende Ungleichheiten könnten sich verstärken.

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Dähne und sein Unternehmen setzen Künstliche Intelligenz vor allem in Produktion und Marketing ein. "Es wird durch KI einen riesigen Produktivitätsschub geben", glaubt Dähme. "Aber dass der Handel sich dadurch verändert, wird eher nur ein Nebeneffekt."

Er hofft mit Blick auf den internationalen Handel auf faire und verlässliche Rahmenbedingungen. Zur aktuellen Lage in den USA sagt Dähne: "Wir geben die Zollaufschläge eins zu eins an unsere Kunden weiter." Durch die US-Zollpolitik bekommt der Zollstock eine ganz neue Bedeutung.